Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern
Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern
Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>- <strong>Vorpommern</strong>-<br />
II.GRUNDLAGEN<br />
2 DIE NATURGÜTER<br />
1. Von Westen nach Osten vollzieht sich ein großräumiger Klimawandel vom ozeanisch geprägten<br />
subatlantischen zum kontinentalen Klima. Kennzeichnend sind eine Abnahme der Luftdruckgradienten<br />
und Windgeschwindigkeiten, der Luftfeuchte und der Niederschläge sowie eine langsame Zunahme<br />
der täglichen und jahreszeitlichen Temperaturamplituden, der Frostgefährdung und Winterstrenge<br />
sowie der Sonnenscheindauer.<br />
2. Dieser großräumige Trend wird durch einen regionalen Klimawandel überlagert, den Übergang<br />
vom Küstenklima der Ostsee zum Binnenlandklima. Der temperaturstabilisierende und feuchtigkeitsspendende<br />
Klimaeinfluss der Ostsee ist in einem küstenparallelen Streifen 10 bis 30 km landeinwärts<br />
nachweisbar, im Raum der Insel Rügen sogar bis 50 km. Hier machen sich u.a. geringere mittlere Jahresschwankungen<br />
der Lufttemperatur, eine relativ niedrige mittlere Jahrestemperatur, eine höhere<br />
Luftfeuchtigkeit, geringere Niederschläge und eine stärkere Windexposition bemerkbar. Typisch sind<br />
ein später Frühlingsanfang, ein trockener, von starken Ostwinden begleiteter Frühling, ein kühler,<br />
niederschlagsreicher Sommer und ein milder, sonniger Herbst sowie ein nasskalter, schneearmer Winter.<br />
Dabei unterliegt der westliche Küstenstreifen (bis einschließlich Westrügen) verstärkt den ozeanischen<br />
Einflüssen des Westwindgürtel, wohingegen der östliche Küstenstreifen (von Ostrügen bis zum<br />
Oderhaff) schon kontinentaleren Charakter hat, aber auch einem stärkeren Angriff von Ostwinden<br />
ausgesetzt ist 1 .<br />
3. Die dritte Einflussgröße, die sich trotz der vergleichsweise geringen Höhenunterschiede deutlich<br />
bemerkbar macht, ist das Relief. Dadurch wird die großräumige Situation zu einem differenzierten<br />
Klimamosaik abgewandelt. Die Endmoränenzüge (z.B. Höhenzug der Kühlung, Hochrügen) bilden oft<br />
lokale Wetterscheiden. Auf den höheren Lagen sind in allen Monaten niedrigere Temperaturen zu<br />
verzeichnen und die Vegetationsperiode ist kürzer als in den umliegenden Bereichen (vgl. Karte 6).<br />
So sind z.B. die klimatischen Verhältnisse der Ruhner und der Helpter Berge deutlich kollin geprägt.<br />
Die Station Woldegk (118 m NN) hat mit 7,5°C das geringste Jahresmittel, mit -1,6°C das kälteste<br />
Monatsmittel und besitzt die niedrigsten Sommertemperaturen des Binnenlandes.<br />
Lokal kann das Klima durch Oberflächengestalt, Bodenverhältnisse, Vegetation, Gewässer und andere<br />
Einflussfaktoren deutlich abweichen. Die breiten Talniederungen von Warnow, Recknitz, Trebel und<br />
Peene zeigen z.B. ein besonderes Klimaregime mit häufigen Nebelbildungen (Strahlungsnebel), Kaltluftansammlungen<br />
sowie erhöhter Früh- und Spätfrostgefährdung 2 . Auch das gehäufte Auftreten großflächiger<br />
Seen führt zu eigenständigen klimatischen Verhältnissen, z.B. im Bereich der Seenplatte<br />
(u.a. Minderung der Lufttemperaturextreme). Insbesondere die Großseenlandschaft unterliegt speziellen<br />
klimatischen Verhältnissen, so dass man von einem eigenständigem Klima, dem „Müritzklima“<br />
sprechen kann 3 . Gesonderte, stadtklimatische Verhältnisse gelten z.B. für Rostock.<br />
Eine lokalklimatische Besonderheit des Küstenraums ist das Strandklima. Es reicht bis ca. 100 m<br />
landeinwärts und ist durch eine höhere UV-Strahlung, größere Luftreinheit und einen erhöhten Salzund<br />
Jodgehalt gekennzeichnet. Durch seine lindernde Wirkung auf Atemwegserkrankungen kommt<br />
ihm eine besondere Bedeutung für Kur- und Heilzwecke zu.<br />
Die klimatischen Verhältnisse spiegeln sich pflanzengeographisch u.a. darin wider, dass das atlantische<br />
Florenelement im Nordwesten noch vergleichsweise stark vertreten ist, wohingegen es nach Südosten<br />
ausklingt. Im Südosten treten wiederum einige Arten mit subkontinentalen Arealen auf (vgl.<br />
hierzu Kap. II-1.2).<br />
Nach KNAPP (1987) lassen sich hinsichtlich ihrer vegetationswirksamen Eigenschaften - u.a. mittlerer<br />
Jahresniederschlag, ökoklimatische Wasserbilanz, mittlere Jahresschwankung der Lufttemperatur -<br />
folgende Großklimabereiche abgrenzen:<br />
- Westliches Küstenklima (Darß-Klima) (Lambda λ)<br />
- Östliches Küstenklima (Usedom-Klima) (Kappa κ)<br />
1 HELLMUTH, O. (1993): Das Klima von <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>.<br />
2 BIRR, H.-D. (1996): Übergangsklima, in WEIß, W. (Hg.) (1996): <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>. Brücke zum Norden und Tor<br />
zum Osten: 33-37. - Gotha.<br />
3 SCHELLER, W. & Voigtländer, U. (1995): Repräsentanz von Naturschutzgebieten in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>. - Vorstudie<br />
im Auftrag des LAUN.<br />
08.03 87