Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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Ruhrgebiet entstanden, die der Quellensammlung „Revolution <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land und<br />
Westfalen“ vorausgeschickt wird und besonders die sozialen und wirtschaftlichen<br />
Dimensionen der regionalen Revolutionsgeschichte berücksichtigt. 15<br />
Hilfreiche H<strong>in</strong>weise zur Rolle der lokalen und regionalen Arbeiterorganisationen<br />
<strong>in</strong> der Revolution enthalten die Studien zur politischen Geschichte der<br />
(Berg-)Arbeiterbewegung des Ruhrgebiets zwischen <strong>1918</strong> und 1933 von Mart<strong>in</strong><br />
Mart<strong>in</strong>y und Hans Mommsen. 16 Gerade die Sozialdemokratie und der sozialdemokratisch<br />
geprägte Verband der Bergarbeiter <strong>Deutschland</strong>s, der so genannte<br />
Alte Verband, hatten <strong>1919</strong>/20 erhebliche machtpolitische Raumverluste zu gewärtigen.<br />
<strong>Die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Polarisierung trieb syndikalistischen Organisationen und<br />
Zusammenschlüssen e<strong>in</strong>e erhebliche Zahl von (Berg-)Arbeitern zu, worüber die<br />
Forschungen von Jürgen Jenko und Karl-Friedrich Gesau Auskunft geben. 17 Den<br />
sozialgeschichtlichen Zusammenhang, <strong>in</strong> dem die Radikalisierung weiter Teile<br />
der Ruhrarbeiterschaft <strong>in</strong> der revolutionären Nachkriegsperiode zu erfassen ist, erläutern<br />
grundlegende Studien von Klaus Tenfelde über „soziale Schichtung, Klassenbildung<br />
und Konfliktlagen im Ruhrgebiet“ und zur Arbeiterbewegung <strong>in</strong> der<br />
Region. 18 In den regionalen Ause<strong>in</strong>andersetzungen und Arbeitskämpfen der Revolutionszeit<br />
offenbare sich, so Tenfelde, die Ko<strong>in</strong>zidenz e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dustriegesellschaftlichen<br />
Verteilungskonflikts und e<strong>in</strong>es politischen Herrschaftskonflikts. <strong>Die</strong> Schärfe<br />
und Massenhaftigkeit dieser fundamentalen Konfliktlagen, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
von der <strong>in</strong>dustriellen Arbeiterklasse des Ruhrgebiets ausgeprägten „spontaneistischen<br />
Konfliktmodus“ abspielten, hätten die Region zu dem wohl wichtigsten<br />
Zentrum der revolutionären Massenbewegung gemacht. 19<br />
Abelshauser/Himmelmann und Tenfelde unterstreichen, dass e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Betrachtung der revolutionären Phase im Ruhrgebiet auch die <strong>in</strong> der Inflation und<br />
der Ruhrbesetzung angelegten sozialen und wirtschaftlichen Konstellationen und<br />
Konfliktlagen bis zur Stabilisierungskrise 1923/24 zu berücksichtigen hätte. 20<br />
15 Siehe Abelshauser, Umsturz.<br />
16 Siehe Mart<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>y: Arbeiterbewegung an Rhe<strong>in</strong> und Ruhr vom Scheitern der Räte- und Sozialisierungsbewegung<br />
bis zum Ende der letzten parlamentarischen Regierung der Weimarer Republik (1920-1930), <strong>in</strong>: Jürgen<br />
Reulecke (Hrsg.): Arbeiterbewegung an Rhe<strong>in</strong> und Ruhr. Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung<br />
<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Westfalen, Wuppertal 1974, S. 205-273; Hans Mommsen: <strong>Die</strong> Bergarbeiterbewegung an der<br />
Ruhr <strong>1918</strong>-1933, <strong>in</strong>: Reulecke, Arbeiterbewegung, S. 275-311. Siehe auch Stefan Goch: Sozialdemokratische<br />
Arbeiterbewegung und Arbeiterkultur im Ruhrgebiet. E<strong>in</strong>e Untersuchung am Beispiel Gelsenkirchen 1848-<br />
1975, Düsseldorf 1990. Siehe daneben den ersten Teil der Geschichte der Arbeiterbewegung <strong>1918</strong>-1933 von<br />
He<strong>in</strong>rich August W<strong>in</strong>kler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung <strong>in</strong> der Weimarer<br />
Republik <strong>1918</strong> bis 1924, Berl<strong>in</strong>/Bonn 1984.<br />
17 Siehe Jürgen Jenko: <strong>Die</strong> Bergarbeiterschaft und der Aufstieg des Anarcho-Syndikalismus im Ruhrgebiet bis<br />
<strong>1919</strong>, <strong>in</strong>: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen (Bochum) 38/2008, S. 7-26; Karl-Friedrich<br />
Gesau: Syndikalismus <strong>in</strong> der Ruhrbergarbeiterschaft zu Beg<strong>in</strong>n der Weimarer Republik <strong>1918</strong>-1925, Münster<br />
1985; Andreas Müller: Aufbruch <strong>in</strong> neue Zeiten. Anarchosyndikalisten und Nationalsozialisten <strong>in</strong> Mengede <strong>in</strong><br />
der Frühphase der Weimarer Republik, <strong>in</strong>: Bochumer Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit,<br />
Nr. 9, Bochum 1987, S. 121-154.<br />
18 Siehe Tenfelde, Schichtung; Ders. : Zur Sozialgeschichte der Arbeiterbewegungen im Ruhrgebiet <strong>1918</strong> bis<br />
1933, <strong>in</strong>: Kurt Düwell/Wolfgang Köllmann (Hrsg.): Rhe<strong>in</strong>land-Westfalen im Industriezeitalter, Bd. 2: Von der<br />
Reichsgründung bis zur Weimarer Republik, Wuppertal 1984, S. 333-348.<br />
19 Siehe Tenfelde, Schichtung, S. 210. Siehe auch Ders., Arbeiterbewegung, S. 339.<br />
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