Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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ständlich konzentrierten sich die ganze zunehmende Kriegsmüdigkeit und der Unmut<br />
auf das Kriegszentrum. In Berl<strong>in</strong> selbst kam es nach der ersten allgeme<strong>in</strong>en<br />
Kriegsbegeisterung bald zu Hungerunruhen und im Juni 1916 erstmalig zum politischen<br />
Streik von 55.000 Rüstungsarbeitern gegen die Verhaftung und den Prozess<br />
Karl Liebknechts. 3 Hatte bis dah<strong>in</strong> das nationalistische „<strong>Deutschland</strong>,<br />
<strong>Deutschland</strong> über alles“ der jungen deutschen Soldaten z. B. bei den Kämpfen um<br />
das belgische Langemark das e<strong>in</strong>same Votum Karl Liebknechts am 2. Dezember<br />
1914 im Reichstag gegen die Kriegskredite und se<strong>in</strong> „Der Hauptfe<strong>in</strong>d steht im eigenen<br />
Land!“ 1915 auch <strong>in</strong> der Arbeiterschaft übertönt, so begann sich seit 1916<br />
e<strong>in</strong>e Antikriegsbewegung zu entwickeln, deren Träger vor allem die Arbeiterschaft<br />
<strong>in</strong> der Rüstungs<strong>in</strong>dustrie, deren Agitatoren l<strong>in</strong>ke Sozialdemokraten, Gewerkschaftler<br />
und bürgerliche Pazifisten (Bund Neues Vaterland z. B.) waren.<br />
<strong>Die</strong> bereits vor dem Krieg <strong>in</strong> der Sozialdemokratie geführten Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
um den Kurs der Partei, z. B. um die Stellung zum Massenstreik und zur<br />
Rüstungspolitik, gewannen mit Kriegsausbruch neue Dimensionen und erfuhren<br />
<strong>in</strong> der Kriegskreditfrage ihre krasse Zuspitzung. War e<strong>in</strong>erseits die Zahl der beitragszahlenden<br />
Mitglieder (bei Berücksichtigung der „E<strong>in</strong>gezogenen“) von 1914<br />
im Agitationsbezirk Groß-Berl<strong>in</strong> mit 121.689 Mitgliedern auf 76.355 (1916) bzw.<br />
6.475 (1917) zurückgegangen 4 , so spaltete andererseits die Zustimmung der SPD-<br />
Führung zu den Kriegskrediten und zum „Burgfrieden“ die Partei zunächst politisch-ideologisch<br />
und schließlich auch organisatorisch. Für Berl<strong>in</strong> war dieser Prozess<br />
sehr kompliziert und durch e<strong>in</strong>zelne Schritte charakterisiert, die hier nicht im<br />
Detail dargelegt werden müssen. 5 <strong>Die</strong> markantesten waren <strong>in</strong>des: die allmähliche<br />
Formierung der L<strong>in</strong>ken mit Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches u.a.<br />
zur Spartakusgruppe; ihr Verbleiben <strong>in</strong> der zentristischen Gruppierung um Georg<br />
Ledebour, Hugo Haase, Ernst Däumig u. a., der Führung der USPD und deren<br />
Reichstagsfraktion; der fortschreitende Me<strong>in</strong>ungsumschwung <strong>in</strong> den Betrieben<br />
und die Herausbildung der Bewegung oppositioneller Gewerkschaftsfunktionäre,<br />
die als Ob- und Vertrauensleute <strong>in</strong> den Rüstungsfabriken, den Branchenkommissionen,<br />
schließlich auch <strong>in</strong> der mittleren Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes<br />
(DMV) als wichtigster Berl<strong>in</strong>er Gewerkschaftsorganisation<br />
e<strong>in</strong>flussreiche Positionen gewannen. Im Sommer 1917 zählte nach der Spaltung<br />
die Stadtverordnetenfraktion der SPD 23, die der USPD 22 Mitglieder. Am 1. Juli<br />
1917 hatte die USPD <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 25.000, die SPD etwa 6.500 Mitglieder. Somit<br />
3 Siehe die E<strong>in</strong>leitung zu: Dokumente aus geheimen Archiven. Bd. 4, 1914-<strong>1918</strong>. Berichte des Berl<strong>in</strong>er<br />
Polizeipräsidenten zur Stimmung und Lage der Bevölkerung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Bearb. von Ingo Materna und Hans-<br />
Joachim Schreckenbach unter Mitarbeit von Bärbel Holtz, Weimar 1987 (zit. als: Berichte 1914-<strong>1918</strong>).<br />
4 Siehe <strong>Die</strong>ter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869 bis 1917, 2 Bde,<br />
Leipzig 1987, Bd. 1, S. 377.<br />
5 Siehe die Literatur <strong>in</strong>: Groß-Berl<strong>in</strong>er Arbeiter- und Soldatenräte <strong>in</strong> der Revolution <strong>1918</strong>/19. Dokumente der<br />
Vollversammlungen und des Vollzugsrates. Vom Ausbruch der Revolution bis zum 1. Reichsrätekongress.<br />
Hrsg. von Gerhard Engel, Bärbel Holtz und Ingo Materna, Berl<strong>in</strong> 1993, S. XVIII, Anm. 40 (zit. als: Groß-<br />
Berl<strong>in</strong>er A.- und S. - Räte,1.)<br />
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