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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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Das Proletariat kann alle Rechte und Freiheiten, die es unter unsäglichen Opfern,<br />

zu denen das Leben als höchstes gehört, erkämpft hat, nur dann für die Zukunft<br />

und se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der behalten, wenn es erstens die Gewalt der Kirche bricht, d.h.<br />

ihren Missbrauch der Religion als <strong>Die</strong>ner<strong>in</strong> des Kapitalismus und der Reaktion beseitigt,<br />

zweitens die Schule von dem unheilvollen E<strong>in</strong>fluss der Kirche re<strong>in</strong>igt, damit<br />

e<strong>in</strong> neues freies Geschlecht herangezogen werden kann, das jedem Rückfall <strong>in</strong><br />

geistige und physische Knechtschaft dauernd e<strong>in</strong>en unüberw<strong>in</strong>dlichen Damm entgegensetzt…<br />

<strong>Die</strong> heutigen Inhaber der Gewalt denken gar nicht daran, die Aufwendungen<br />

für die Kirche abzubauen und den notleidenden Schulen zuzuführen.<br />

Sie denken gar nicht daran, die Schulen so zu gestalten, dass wirklich freie Menschen<br />

herangezogen werden… Das ist natürlich nur möglich, wenn die Masse des<br />

Volkes die Entwicklung vorwärts treibt und durch Massenaustritt aus der Kirche<br />

selbst die wirkliche Trennung von Staat und Kirche e<strong>in</strong>erseits und damit zugleich<br />

die Trennung von Schule und Kirche andererseits durchführt… <strong>Die</strong>ser Kampf ist<br />

mir Lebensbedürfnis geworden… es [ist] me<strong>in</strong>e felsenfeste Überzeugung…, dass<br />

nur durch die Befreiung der Menschheit vom religiösen Aberglauben und von der<br />

Pfaffenherrschaft, durch e<strong>in</strong>e auf wissenschaftlicher Grundlage wirkende freie<br />

weltliche E<strong>in</strong>heitsschule die mit schweren Opfern zu err<strong>in</strong>gende Freiheit uns und<br />

unseren K<strong>in</strong>dern erhalten werden kann. Wo darum gekämpft wird, wird man mich<br />

bis zum letzten Atemzuge f<strong>in</strong>den.“ 48 <strong>Die</strong>sem Credo ist Adolph Hoffmann treu geblieben.<br />

1920 führte Adolph Hoffmanns politischer Weg mit dem l<strong>in</strong>ken Flügel der<br />

USPD zur VKPD, von dieser 1921 erneut zur USPD, die sich 1922 mit der SPD<br />

wiedervere<strong>in</strong>igte. Als Reichstags- und Landtagsabgeordneter (1920-1924, 1928-<br />

1930) und als Berl<strong>in</strong>er Stadtverordneter (1925-1930) vertrat er bei der Sicherung<br />

der Weimarer Republik und der Abwehr von Nationalismus, Chauv<strong>in</strong>ismus und<br />

Antisemitismus l<strong>in</strong>ke Positionen. Mit der Schulhumoreske „Knorke“ wollte er um<br />

1924 wirksame Propaganda für die weltliche Schulbewegung betreiben. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Rezension im „Vorwärts“ schien ihm das gut gelungen zu se<strong>in</strong>: „Den echt berl<strong>in</strong>ischen,<br />

stets schlagfertigen Humor des Redners Hoffmann kennen unsere Leser,<br />

und sie wissen, dass er nie Selbstzweck ist, sondern immer im <strong>Die</strong>nst e<strong>in</strong>er<br />

höheren Wahrheit steht, die er zu erläutern, zu bekräftigen, zu propagieren sucht.<br />

Der Humor des Schriftstellers Hoffmann trägt denselben Charakter. <strong>Die</strong> Humoreske<br />

‚Knorke‘ will nicht nur unterhalten und erheitern, sondern sie ist zugleich<br />

e<strong>in</strong>e Tendenzschrift, die der Schulreform dienen und das Verständnis für die<br />

modernste Form des Unterrichts, die Lebensgeme<strong>in</strong>schaftsschule, fördern soll.“ 49<br />

Mit der Veröffentlichung von Memoiren, Anekdoten und Begegnungen aus der<br />

Zeit des Sozialistengesetzes, von Episoden und Zwischenrufen aus se<strong>in</strong>er Tätig-<br />

48 Adolph Hoffmann: Los von der Kirche! Me<strong>in</strong>e erste Anti-Kirchenrede im Preußenparlament, Berl<strong>in</strong> 1921,<br />

S. 2-5.<br />

49 Zitiert nach Adolph „Hoffmann’s Erzählungen“. Gesammelte und heitere Er<strong>in</strong>nerungen aus sozialistengesetzlicher<br />

Zeit, Berl<strong>in</strong> o.J. [1928], Anhang [S. 199].<br />

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