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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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von der Politischen Polizei beobachtet wurde und deshalb die russischen Genossen<br />

befürchten mussten, dass die Spartakuskonferenz auffliegen würde, wurde –<br />

wie e<strong>in</strong>em Brief des <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> weilenden russischen Wirtschaftsexperten Miljut<strong>in</strong><br />

an Len<strong>in</strong> zu entnehmen ist – darauf verzichtet. 32 Stattdessen besuchte nach der<br />

Konferenz Käte Duncker von der Spartakusleitung – eventuell geme<strong>in</strong>sam mit<br />

weiteren Spartakusführern Levi, Meyer und Mehr<strong>in</strong>g – die russische Botschaft,<br />

um den russischen Genossen und der gerade frisch e<strong>in</strong>getroffenen Sekretär<strong>in</strong> der<br />

Internationalen Sozialistischen Kommission der Zimmerwalder Bewegung Angelica<br />

Balabanoff über die Spartakuskonferenz zu berichten. 33<br />

Aus verschiedenen Briefen an Len<strong>in</strong> spiegelt sich der E<strong>in</strong>druck wider, den die<br />

russischen Genossen und Angelica Balabanoff aufgrund der Berichte über die<br />

Spartakuskonferenz und weiterer Informationen aus der l<strong>in</strong>ken Szene gewonnen<br />

hatten. Joffe berichtete vom E<strong>in</strong>verständnis der Spartakusführer mit der von ihm<br />

vorgeschlagenen Taktik der provokativen Straßendemonstrationen mit e<strong>in</strong>em ersten<br />

Versuch bei der Reichstagseröffnung, hatte aber wenig Hoffnung auf e<strong>in</strong>en<br />

Erfolg: „Es ist e<strong>in</strong> Unglück, dass sie so schwach s<strong>in</strong>d.“ Se<strong>in</strong>e Hoffnung setzte er<br />

vor allem auf die aus den Gefängnissen und von der Front zurückerwarteten prom<strong>in</strong>enten<br />

Persönlichkeiten. 34 Angelica Balabanoff berichtete Len<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Schreiben vom 19. Oktober <strong>1918</strong> nach ihrem Berl<strong>in</strong>-Aufenthalt über ihre Gespräche<br />

mit den deutschen L<strong>in</strong>ken, sie hätte auf ihre konkrete Frage, welchen E<strong>in</strong>fluss<br />

„sie unter den Massen besitzen“, von den Spartakusführern „ke<strong>in</strong>e konkrete<br />

Antwort erhalten“. 35 Im Schreiben Miljut<strong>in</strong>s an Len<strong>in</strong> von Mitte Oktober <strong>1918</strong> bezieht<br />

sich der russische Wirtschaftsexperte ebenfalls auf die Spartakuskonferenz:<br />

„<strong>Die</strong> Spartakisten machen ke<strong>in</strong>en sehr starken E<strong>in</strong>druck. Sie hatten e<strong>in</strong>e<br />

Konferenz. Haben Verb<strong>in</strong>dungen zur Prov<strong>in</strong>z und zur Armee. Besitzen zwei<br />

legale Zeitungen (<strong>Die</strong> e<strong>in</strong>e hat e<strong>in</strong>e Auflage von 4000 Exemplaren, die andere<br />

1500 [„Der Sozialdemokrat“, Stuttgart, und die „Arbeiterpolitik“, Bremen], unsere<br />

„Prawda“ hatte 1917 stets e<strong>in</strong>e Auflage von 50.000 bis 60.000 Exemplaren).<br />

Sie haben noch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Demonstration durchgeführt und organisiert,<br />

von mehr gar nicht zu reden… Schließlich gibt es noch e<strong>in</strong>en illegalen „Arbeiterrat“,<br />

<strong>in</strong> dem 400.000 Arbeiter zusammengeschlossen se<strong>in</strong> sollen [die Revolutionären<br />

Obleute]. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong>e bedeutendere Angelegenheit. Es ist jedoch eigenartig:<br />

die Spartakisten haben zu ihm fast ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung. Das trifft auch auf<br />

unsere Leute zu.“ 36<br />

31 Siehe Vatl<strong>in</strong>, Im zweiten Oktober, S. 183.<br />

32 Siehe RGASPI, Fonds 5, Verzeichnis 1, Akte 1204, Bl. 1.<br />

33 Siehe Brief K. Dunckers an ihre Tochter Hedwig vom 17.10.<strong>1918</strong>, <strong>in</strong> : SAPMO BArch, NY 4445, Nr. 236,<br />

Bl. 90.<br />

34 Siehe Brief Joffes an Len<strong>in</strong> vom 13.{14.} Oktober <strong>1918</strong>, <strong>in</strong>: RGASPI, Fonds 5, Verzeichnis 1, Akte 2134,<br />

Bl. 41 Rücks.<br />

35 RGASPI, Fonds 5, Verzeichnis 3, Akte 80, Bl. 2 Rücks.<br />

36 Schreiben Miljut<strong>in</strong>s an Len<strong>in</strong>, ohne Datum [nach dem 14. Oktober <strong>1918</strong>], <strong>in</strong>: RGASPI, Fonds 5, Verzeichnis<br />

1, Akte 1204, Bl. 1.<br />

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