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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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GÜNTER WEHNER<br />

<strong>Die</strong> Stahlwerker von Hennigsdorf bei Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />

<strong>Novemberrevolution</strong><br />

Bereits am Munitionsarbeiterstreik im Januar/Februar <strong>1918</strong> beteiligten sich 5.000<br />

Arbeiter und Angestellte der Hennigsdorfer AEG-Betriebe und des Stahl- und Walzwerkes<br />

im Ort. Sie legten bis zum 5. Februar <strong>1918</strong> die Arbeit nieder. <strong>Die</strong> gesamte<br />

Produktion <strong>in</strong> den Großbetrieben brach zusammen. Organisiert wurde diese Streikaktion<br />

durch e<strong>in</strong>e rührige Spartakusgruppe <strong>in</strong> den AEG-Betrieben unter Leitung von<br />

Jakob Weber. Bedeutsam für die Arbeiterschaft dieser Betriebe <strong>in</strong> Hennigsdorf war<br />

der Entschluss, im Rahmen der Organisation der revolutionären Obleute e<strong>in</strong>e bewaffnete<br />

Gruppe der Arbeiterschaft, die sogenannten „Schwarzen Katzen“, zu bilden.<br />

So entstand <strong>in</strong> den AEG-Betrieben des Ortes e<strong>in</strong>e bewaffnete Gruppe. Sie verteilte<br />

sich auf fast alle Bereiche der Werke: den Flugzeugbau, die Isolatorenwerke,<br />

die Lokomotivfabrik, den Sche<strong>in</strong>werferbau und das Stahlwerk, das zu diesem Zeitpunkt<br />

noch zur AEG gehörte. Leiter war e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hennigsdorf illegal lebender Spartakusgenosse.<br />

So gelang es noch vor dem Ausbruch der <strong>Novemberrevolution</strong>, e<strong>in</strong>en<br />

revolutionären Kern <strong>in</strong> den Werken zu schaffen. Dazu gehörten die AEG-Arbeiter<br />

Oskar Dutschke, Wilhelm Heller, H. Kern, Karl Dunker, Hilde Ste<strong>in</strong>br<strong>in</strong>g, Karl Unger,<br />

Jakob Weber und e<strong>in</strong> Matrose, der ebenfalls illegal <strong>in</strong> Hennigsdorf lebte. 1<br />

Wesentlich komplizierter und langwieriger verliefen die Bemühungen, den E<strong>in</strong>fluss<br />

der reformistischen SPD-Führer auf die große Masse der Werktätigen zurückzudrängen.<br />

Sie verfügten über fast alle wichtigen Publikationsorgane der Partei. In den dort ersche<strong>in</strong>enden<br />

Beiträgen zur politischen und militärischen Lage <strong>Deutschland</strong>s suggerierte<br />

die SPD-Spitze, dass sie nach dem Januarstreik <strong>1918</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Initiative für den<br />

Frieden und e<strong>in</strong>e demokratische Umgestaltung des Landes <strong>in</strong> Gang gesetzt habe.<br />

Der Spartakusgruppe <strong>in</strong> Hennigsdorf gelang es trotzdem, die Werktätigen <strong>in</strong> den<br />

AEG-Fabriken des Ortes am 6. November <strong>1918</strong> für die sofortige Beendigung des<br />

Krieges zu mobilisieren. Der Landrat von Nauen benachrichtigte den Regierungspräsidenten<br />

<strong>in</strong> Potsdam, dass <strong>in</strong> den Hennigsdorfer AEG-Werken mit Flugblättern<br />

und mündlicher Agitation zum Streik aufgefordert wurde. Geschlossen legten am 9.<br />

November <strong>1918</strong> die ca. 10.000 Arbeiter<strong>in</strong>nen, Arbeiter, Angestellten die Arbeit nieder.<br />

Siebzig Prozent der Belegschaft marschierten zunächst nach Schulzendorf und<br />

von dort zur Berl<strong>in</strong>er Innenstadt weiter. In Berl<strong>in</strong>-Mitte erhielten die Hennigsdorfer<br />

Demonstranten Waffen und nahmen an der Massenkundgebung im Berl<strong>in</strong>er Lustgarten<br />

teil, auf der Karl Liebknecht die sozialistische Republik ausrief.<br />

In e<strong>in</strong>em Staatstelegramm berichtete an diesem Tag der Regierungspräsident<br />

von Potsdam an die „Meldestelle Innenreich“ Berl<strong>in</strong>, dass die Hennigsdorfer Fa-<br />

1 Siehe Jakob Weber: Trotz Alledem! Berl<strong>in</strong> 1960, S. 122ff.<br />

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