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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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und sich positiv auf die <strong>Novemberrevolution</strong> <strong>1918</strong> beziehend 14 unternahmen die<br />

thür<strong>in</strong>gischen Sozialisten den Versuch, die Grundlagen der parlamentarischen Demokratie<br />

durch die Demokratisierung der Verwaltung zu stärken, e<strong>in</strong>e konsequent<br />

soziale Politik im Interesse der arbeitenden Bevölkerung zu betreiben und die<br />

Trennung von Staat und Kirche herbeizuführen. Das sich im Aufbau bef<strong>in</strong>dliche<br />

Land Thür<strong>in</strong>gen wurde so Anfang der 20er Jahre „zu e<strong>in</strong>em regionalen Reformzentrum<br />

der frühen Weimarer Republik – zu e<strong>in</strong>em Hoffnungsträger der Reformgruppen<br />

und zu e<strong>in</strong>em Schreckgespenst ihrer Gegner.“ 15 Hier wurde kurzzeitig<br />

e<strong>in</strong>e alternative Entwicklungsmöglichkeit <strong>in</strong> der Weimarer Republik sichtbar.<br />

<strong>Die</strong>se scheiterte 1923 zunächst mit dem E<strong>in</strong>marsch der Reichswehr. Kurz darauf<br />

erfolgte e<strong>in</strong> grundlegender Kurswechsel <strong>in</strong> der Landespolitik, den die nun mit Unterstützung<br />

der völkisch-nationalsozialistischen extremen Rechten regierenden<br />

bürgerlichen Parteien vornahmen. 16<br />

Im folgenden soll auf vier Aspekte der Revolution <strong>1918</strong>/<strong>1919</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden.<br />

Erstens:<br />

<strong>Die</strong> von Norddeutschland ausgehende Revolution traf <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen am 8. und 9.<br />

November <strong>1918</strong> auf unterschiedliche sozial-ökonomische und politische Konstellationen,<br />

woraus sich ihre differenzierten Verläufe erklären.<br />

Neben Rhe<strong>in</strong>land, Sachsen und Berl<strong>in</strong> hatte sich die thür<strong>in</strong>gische Region vor<br />

der Jahrhundertwende zu e<strong>in</strong>em vierten Ballungsgebiet des Kaiserreiches entwickelt<br />

17 , das ohne Schwer<strong>in</strong>dustrie vor allem <strong>in</strong> West- und Mittelthür<strong>in</strong>gen<br />

dennoch strukturschwach geblieben war. <strong>Die</strong> den Thür<strong>in</strong>ger Wald und das „weimarische<br />

Manchester“ 18 , die Strick- und Wirkwarenstadt Apolda, beherrschende<br />

Leicht<strong>in</strong>dustrie bestand vorrangig aus Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetrieben und aus Haus<strong>in</strong>dustrie.<br />

19 Hier dom<strong>in</strong>ierten dörfliche Strukturen. <strong>Die</strong> wenigen größeren Städte<br />

waren <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gens Kle<strong>in</strong>staatenwelt hauptsächlich fürstliche Residenzen, die<br />

sich nicht zu Industriestädten entwickeln sollten. 20<br />

13 <strong>Die</strong>sen Aspekt hebt ausdrücklich Karsten Rudolph hervor: Untergang auf Raten. <strong>Die</strong> Auflösung und<br />

Zerstörung der demokratischen Kultur <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 1930 im regionalen Vergleich, <strong>in</strong> John Ehrlich (Hrsg.):<br />

Weimar 1930, S. 25.<br />

14 E<strong>in</strong>e der ersten Maßnahmen der 1921 gewählten sozialistischen Regierung bestand <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>führung des<br />

9. November als gesetzlicher Feiertag.<br />

15 Jürgen John (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Thür<strong>in</strong>gens <strong>1918</strong>-1945, Erfurt 1996, S. 29.<br />

16 Siehe ebenda, S. 17/18.<br />

17 Siehe Ullrich Hess: Geschichte Thür<strong>in</strong>gens 1866 bis 1914. Aus dem Nachlass herausgegeben von Volker<br />

Wahl, Weimar 1991, S. 95/96.<br />

18 Siehe ebenda, S. 103.<br />

19 Siehe ebenda, S. 299/300.<br />

20 Siehe Andreas Wolfrun: <strong>Die</strong> Sozialdemokratie im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920,<br />

Köln/Weimar/Wien 2003, S. 34-36.<br />

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