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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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1907, Kopenhagen 1910 und Basel 1912. <strong>Die</strong>se sahen vor, e<strong>in</strong>e durch den Krieg<br />

ausgelöste Krise zum Sturz des Kapitalismus, der ökonomischen Ursache des<br />

Weltkrieges, auszunutzen. <strong>Die</strong> politischen Massenstreiks im Januar <strong>1918</strong> waren<br />

der Anfang vom Ende der Monarchien der Mittelmächte. In <strong>Deutschland</strong> bereiteten<br />

von nun an revolutionäre Betriebsobleute mit dem Zentrum <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> den bewaffneten<br />

Aufstand zum Sturz des Kaisertums und der Diktatur der Obersten Heeresleitung<br />

vor. <strong>Die</strong> Siege der Entente an der Westfront und auf dem Balkan ließen<br />

die militärische Diszipl<strong>in</strong> der deutschen und österreichischen Truppen zusammenbrechen.<br />

<strong>Die</strong> Kriegsmüdigkeit auch der Zivilbevölkerungen schlug im Herbst<br />

<strong>1918</strong> <strong>in</strong> Widerstand um. Der plötzliche Autoritätsverlust der monarchistischen<br />

Staats- und Militärführungen, die Kriegsdienstverweigerungen der Soldaten und<br />

die spontanen Massenerhebungen bewirkten letztlich den Ausbruch der Revolution.<br />

Es waren rasch gebildete regionale Arbeiter- und Soldatenräte, die dem organisierten<br />

Aufstand zuvorkamen.<br />

Für die Durchschlagkraft der Revolution im Machtzentrum Berl<strong>in</strong> war es vorteilhaft,<br />

dass diese bereits das ganze Land erfasst hatte. Als der von bewaffneten<br />

Arbeitern flankierte Sternmarsch der Belegschaften der Industriebetriebe nach<br />

Berl<strong>in</strong>s Mitte die Straßen füllte und sich ihnen die Soldaten der Garnison anschlossen,<br />

begriff die sozialdemokratische Führung, dass die Beteiligung ihrer<br />

Partei an der letzten kaiserlichen Regierung und ihre Aufrufe zu Ruhe und Ordnung<br />

ke<strong>in</strong>e zeitgemäße Antwort auf die Systemkrise waren. Jetzt forderte der Parteivorsitzende<br />

Friedrich Ebert den Kanzler Max von Baden auf, ihm unverzüglich<br />

dieses Amt zu übertragen und die Abdankung des Kaisers zu veranlassen. Als die<br />

Massen den Reichstag erreichten, sah sich Philipp Scheidemann am 9. November<br />

gezwungen, die deutsche Republik auszurufen. Karl Liebknecht proklamierte<br />

kurz darauf vom Balkon des Schlosses die sozialistische Republik. In e<strong>in</strong>er Nachtsitzung<br />

e<strong>in</strong>igten sich SPD und USPD auf e<strong>in</strong>e paritätische Koalition und anerkannten<br />

die Vollversammlung der Berl<strong>in</strong>er Räte als die höchste Machtausübende<br />

Autorität. <strong>Die</strong> Obleute sahen <strong>in</strong> dieser Koalition die parlamentarische Demokratie.<br />

Um diese zu vertiefen, bestellten sie e<strong>in</strong>en Vollzugsrat mit ihrer Führungsautorität<br />

Richard Müller an der Spitze. Tags darauf bestätigte der Berl<strong>in</strong>er Arbeiter-<br />

und Soldatenrat im Zirkus Busch den Rat der Volksbeauftragten mit den<br />

gemäßigten Sozialdemokraten Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann, Otto Landsberg<br />

und den Unabhängigen Sozialdemokraten Hugo Haase, Wilhelm Dittmann<br />

und Emil Barth. Als die Obleute ihre Liste für e<strong>in</strong>en Vollzugsrat als Kontrollorgan<br />

der provisorischen Regierung präsentierten, verlangten die Soldatendelegierten<br />

Parität zwischen SPD und USPD wie zwischen Arbeitern und Soldaten und drohten<br />

mit Militärdiktatur im Falle der Ablehnung ihrer Forderung. Ihrem Willen<br />

wurde entsprochen.<br />

Ebert hatte se<strong>in</strong> Ziel erreicht, sich an die Spitze der Revolution gestellt, um sie<br />

<strong>in</strong>s bürgerlich-demokratisch-parlamentarische Fahrwasser zurückzulotsen. Denn<br />

er fühlte sich eher als letzter Reichskanzler des Kaiserreichs, denn als Vorsitzen-<br />

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