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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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<strong>Die</strong> <strong>in</strong>ternationale Dimension der Revolution<br />

Der Erste Weltkrieg veränderte die <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen von Grund auf.<br />

Das Ausscheiden der drei Hauptverlierer <strong>Deutschland</strong>, Österreich-Ungarn und das<br />

Osmanische Reich, alle drei autoritär regierte Staaten, als wichtige Mitspieler im<br />

Konzert der Großmächte bedeutete e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>en Triumph der westlichen Demokratien.<br />

Andererseits führten die durch den Krieg bed<strong>in</strong>gte Verschiebung der<br />

Kräfte <strong>in</strong>nerhalb der westlichen Mächte zugunsten der USA und die gleichzeitige<br />

Herausforderung durch das revolutionäre Russland zu e<strong>in</strong>er irreparablen Störung<br />

des bisher leidlich ausbalancierten Gleichgewichts zwischen den Mächten. Daher<br />

mussten die verbliebenen Großmächte e<strong>in</strong> starkes Interesse am Gang der Revolution<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, e<strong>in</strong>er immer noch potentiellen Großmacht, haben. <strong>Die</strong>ses<br />

Problem ist <strong>in</strong> der Revolutionsforschung bisher zumeist etwas e<strong>in</strong>seitig, vor allem<br />

unter dem Gesichtspunkt behandelt worden, welchen Spielraum die Siegermächte<br />

dem Rat der Volksbeauftragten gewährten.<br />

Auch die führenden Politiker des Westens trieb die Sorge um, <strong>Deutschland</strong><br />

könnte von der russischen Revolutionswelle überrollt werden und damit außer<br />

Kontrolle geraten. Sie sahen im Rat der Volksbeauftragten e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>ne<br />

stabilisierenden Faktor, ohne allerd<strong>in</strong>gs dadurch zu Milderungen der Vertragsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für e<strong>in</strong>en Friedensschluss veranlasst zu werden.<br />

<strong>Die</strong> Mehrheitssozialdemokraten setzten, um ke<strong>in</strong>e Irritationen bei den Siegermächten<br />

zu erwecken und aus ihrer antibolschewistischen Grundhaltung heraus,<br />

von Anfang an auf e<strong>in</strong>e unzweideutige Westorientierung. Das war an sich konsequent.<br />

Dort jedoch, wo sie versuchten, die Westorientierung und die Annäherung<br />

an die militärische Führung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zu verb<strong>in</strong>den, mussten sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> unauflösbares<br />

Dilemma geraten.<br />

E<strong>in</strong> erster vorentscheidender Schritt auf diesem Weg noch während des Krieges<br />

war ihre Stimmenthaltung bei der Abstimmung über den Brester Frieden. Wenn nicht<br />

vorher die bereits genannten Faktoren, dann hätte dieser von deutscher Seite aus imperialistische<br />

Friedensvertrag die SPD-Führer von Bundesgenossen, die diesen Vertrag<br />

durchboxten, e<strong>in</strong> für alle Mal abhalten müssen. Für e<strong>in</strong>e sozialdemokratische<br />

Partei war eigentlich nichts anderes denkbar als e<strong>in</strong> klares Ne<strong>in</strong>. Bereits hier verloren<br />

Friedrich Ebert und se<strong>in</strong>e Anhänger an Glaubwürdigkeit, und dieser Vertrauensverlust<br />

war nicht wiedergutzumachen. Gewiss war ihre Lage schwierig, <strong>in</strong>nenpolitisch,<br />

aber auch bei Berücksichtigung der Tatsache, dass der Vertrag mit e<strong>in</strong>er Regierung<br />

abgeschlossen wurde, die nicht lange davor e<strong>in</strong>e gewählte Volksvertretung davongejagt<br />

hatte. Aber stärker musste wiegen, dass sie e<strong>in</strong>en Raub gigantischen Ausmaßes<br />

faktisch unterstützten. Nicht zu vergessen: <strong>Die</strong> Politiker, die später <strong>in</strong> der Revolution<br />

die Regierungspolitik bestimmten, begaben sich früh ohne Not <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Falle. Ihre Befangenheit<br />

gegenüber der Ordnungsmacht wurde zu e<strong>in</strong>er Gefangenschaft.<br />

In diesem Zusammenhang ist e<strong>in</strong>e Frage zu berühren, vor der die etablierte<br />

deutsche Historikerzunft ausweicht. <strong>Die</strong> meist verhaltene Kritik an der erwähnten<br />

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