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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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keit als Parlamentarier wollte Adolph Hoffmann Fälschungen und Entstellungen<br />

se<strong>in</strong>er politischen Arbeit widerlegen, Erfahrungen und Lehren dem Vergessen entreißen,<br />

denn wie er am 28. Februar 1929, fast zwei Jahre vor se<strong>in</strong>em Tod am 1.<br />

Dezember 1930, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er handschriftlichen Buchwidmung schrieb: „Er<strong>in</strong>nerung<br />

hält immer jung“. 50 Se<strong>in</strong> größter Wunsch war es, dass „die Jugend der Völker nie<br />

wieder mit Kriegsfanatismus“ vergiftet wird. 51<br />

In Er<strong>in</strong>nerung blieben bei Zeitgenossen Adolph Hoffmanns parlamentarische<br />

Zwischenrufe. Er entwickelte e<strong>in</strong>e wahre Meisterschaft <strong>in</strong> kurzen, drastischen<br />

Zwischenrufen, die von se<strong>in</strong>er gespannten Aufmerksamkeit, von se<strong>in</strong>em kernigen<br />

Berl<strong>in</strong>er Mutterwitz Zeugnis ablegten und fast immer den Nagel auf den Kopf trafen.<br />

Karl Liebknecht charakterisierte ihn als den geborenen Regisseur für parlamentarische<br />

Zwischenrufe, die e<strong>in</strong>e Waffe unterdrückter parlamentarischer M<strong>in</strong>derheiten<br />

seien. 52 Ludwig Kantorowicz schrieb 1928 <strong>in</strong> der Wochenschrift „Der<br />

Drache“: „In e<strong>in</strong>er Philosophie der Zwischenrufe wird e<strong>in</strong>st der Name Adolph<br />

Hoffmann e<strong>in</strong>en breiten Raum e<strong>in</strong>nehmen. Als klassischer Zwischenrufer im<br />

Streit ist er populär geworden, denn auch se<strong>in</strong>e so berühmten ‚Zehn Gebote‘ s<strong>in</strong>d<br />

nichts anderes als Zwischenrufe zum biblischen Dialog. … In Hoffmanns Zwischenrufen<br />

steckt mehr als Witz. Da ist tiefere Bedeutung. Es s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zeilige Epigramme,<br />

die besten Reden, die je <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschen Parlament gehalten wurden.<br />

In e<strong>in</strong>igen Sekunden sagt er, was andere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Stunden nicht sagen. Er nimmt<br />

den D<strong>in</strong>gen die hohle Pathetik, ihre falsche Feierlichkeit.... Hoffmanns Zwischenrufe<br />

verletzen nicht, sie töten. Das s<strong>in</strong>d geschliffene Dolche. Er zückt sie,<br />

und e<strong>in</strong> parlamentarischer Kret<strong>in</strong> deckt die Rednertribüne. Das Parlament wird zur<br />

lachenden Trauergeme<strong>in</strong>de. ‚Große Heiterkeit‘ zur Todesanzeige. So hat se<strong>in</strong> Witz<br />

die Kröcher, die Stoecker und Pappenheims zur Strecke gebracht.“ 53<br />

50 Zitiert nach ebenda, <strong>in</strong>: SAPMO-BArch, Bibliothek, Signatur 51/2064.<br />

51 Ebenda, S. 196.<br />

52 Siehe Karl Liebknecht an Sophie Liebknecht vom 6. Juli <strong>1918</strong>, <strong>in</strong>: Ders.: Gesammelte Reden und Schriften,<br />

Bd. IX, Berl<strong>in</strong> 1971, S.549; Ders.: Politischer Brief der Spartakusgruppe, 22.4.1916, <strong>in</strong>: Ebenda, Bd. VIII,<br />

Berl<strong>in</strong> 1972, S. 607.<br />

53 Zitiert nach Adolph „Hoffmann’s Erzählungen“, Anhang [S. 197].<br />

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