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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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von Ernst Meyer wohnte Franz Mehr<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Albrechtstraße. 1912 zogen Käte<br />

und Hermann Duncker nach Steglitz, und auch der aus Polen emigrierte Julian<br />

Marchlewski (Karski) ließ sich hier nieder. 8 Ob Meyers Kontakte zu dem Kreis<br />

um Luxemburg und Mehr<strong>in</strong>g schon 1912 so eng waren, dass er gezielt <strong>in</strong> ihre<br />

Nähe zog, oder ob dies eher zufällig geschah, wissen wir nicht. Für die illegale<br />

Tätigkeit während des Krieges erwies sich der Umstand, dass die meisten führenden<br />

Köpfe der späteren Spartakusgruppe so nahe beie<strong>in</strong>ander wohnten, als überaus<br />

vorteilhaft.<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Verständigung und Herausbildung e<strong>in</strong>er radikalen<br />

l<strong>in</strong>ken Strömung <strong>in</strong> der SPD, aus der später der Spartakusbund hervorg<strong>in</strong>g, spielten<br />

gesellige Zusammenkünfte halb privaten, halb politischen Charakters. E<strong>in</strong>em<br />

solchem Zirkel um Franz Mehr<strong>in</strong>g – der nach dem bei diesen Zusammenkünften<br />

im W<strong>in</strong>ter bevorzugten scharfen Grog „Eisbrecher-Runde“ genannt wurde –<br />

gehörte auch Ernst Meyer an. „In der Tat entwickelte sich hier [geme<strong>in</strong>t: Eisbrecherrunde]<br />

auch jener Nachrichtendienst, der vor allem wohl von Ernst Meyer gespeist<br />

wurde und <strong>in</strong> der Form der Spartakusbriefe <strong>in</strong>ternationalen Ruf erhalten<br />

hat.“ 9<br />

1912 oder Anfang 1913 wechselte Meyer von dem statistischen Amt Berl<strong>in</strong>-<br />

Charlottenburg <strong>in</strong> die Tätigkeit e<strong>in</strong>es Journalisten und Redakteurs, die er se<strong>in</strong><br />

ganzes weiteres Leben ausüben sollte: Meyer begann, beim „Vorwärts“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

als Redakteur zu arbeiten. 10 Mehrfach musste er sich wegen „Majestätsbeleidigung“<br />

und ähnlicher Vergehen vor Gericht verantworten. Nur der Ausbruch des<br />

Krieges bewahrte ihn vor dem Vollzug bereits gefällter Urteile: Sie wurden im<br />

Zuge e<strong>in</strong>er kaiserlichen Amnestie erlassen. 11<br />

Entstehung e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ksradikalen Antikriegsopposition<br />

Mit der Zustimmung der Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten trug sich am<br />

4. August 1914 die alte, <strong>in</strong> harter Opposition zu Staat und bürgerlicher Gesell-<br />

8 Siehe Annemarie Lange: Das Wilhelm<strong>in</strong>ische Berl<strong>in</strong>. Zwischen Jahrhundertwende und <strong>Novemberrevolution</strong>,<br />

Berl<strong>in</strong> (Ost) 1988., S. 439. Siehe auch SAPMO SgY30/0168 (Hermann Duncker), Bl.99.<br />

9 SAPMO-BArch, NY 4020/4 (Rudolf Franz), Bl. 8. Siehe zur Eisbrecherrunde auch Brief von W. Pieck an<br />

„Lieber Genosse Franz“, 26.2.1915, <strong>in</strong>: Wilhelm Pieck: Gesammelte Reden und Schriften. Bd.1: August 1904<br />

bis Januar <strong>1919</strong>, Berl<strong>in</strong> (Ost), S. 325.<br />

10 Der genaue Beg<strong>in</strong>n von Meyers Tätigkeit ließ sich nicht ermitteln. Meist wird <strong>in</strong> der Literatur der Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er<br />

Tätigkeit auf Anfang 1913 datiert, (siehe Weber/Herbst, S. 502; Biographisches Lexikon zur deutschen<br />

Geschichte, S. 469. siehe auch <strong>Die</strong> Rote Fahne, 4.2.1930). Andere Quellen nennen das Jahr 1912 (siehe Karl<br />

Schulz: Ernst Meyer gestorben, <strong>in</strong>: <strong>Die</strong> Welt am Abend, 3.2.1930) oder bereits 1911 als Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er Tätigkeit<br />

(siehe Ernst Meyer [Nachruf], <strong>in</strong>: Gegen den Strom. Organ der KPD (Opposition), 8.2.30, S. 84f, künftig<br />

zit. als GdS).<br />

11 Siehe SAPMO-BArch, RY 20/II 145/38, Bl.13f. Siehe auch LAB A Pr. Br. Rep. 358-01 2037, Bl.7f: Dokument<br />

über die E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> Folge des Gnadenerlasses vom 4.8.14: „Haft und Kosten werden erlassen“. Aufgrund<br />

des Krieges wurden auch zwei laufende presserechtliche Verfahren gegen Meyer e<strong>in</strong>gestellt, (siehe „<strong>Die</strong><br />

Preßkommission“, März 1916, <strong>in</strong>: SAPMO-BArch, RY 20/II 145/38, Bl.13f.)<br />

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