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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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nannten Zentralrat nicht beteiligen. Wir erkennen diesen Zentralrat nicht an.“ So<br />

war es <strong>in</strong> der LVZ am 28. Dezember zu lesen.<br />

Der endgültige Bruch der Revolutionsregierung auch <strong>in</strong> Sachsen konnte nunmehr<br />

nur noch e<strong>in</strong>e Frage der Zeit se<strong>in</strong>. Den äußeren Anlass dazu bildeten die blutigen<br />

Januarkämpfe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, die auch auf Sachsen übergriffen und <strong>in</strong> Leipzig und<br />

Dresden zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit mehreren Toten führten. Da sich der Leipziger<br />

Arbeiter- und Soldatenrat e<strong>in</strong>deutig auf Seiten der Aufständischen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

positionierte, wurde die Stellung der drei unabhängigen M<strong>in</strong>ister unhaltbar. Unter<br />

immer stärkeren Druck des l<strong>in</strong>ken Leipziger Parteiflügels geratend, der manche<br />

Parteifunktionäre e<strong>in</strong>e neuerliche Spaltung der Partei befürchten ließ, traten sie<br />

am 16. Januar <strong>1919</strong> von ihren Ämtern zurück.<br />

<strong>Die</strong> sächsische Revolutionsregierung war, gemessen an ihren Zielen bei Beg<strong>in</strong>n<br />

ihres Amtierens, gescheitert. Richard Lip<strong>in</strong>ski hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Er<strong>in</strong>nerungen die Versäumnisse<br />

benannt, die aus se<strong>in</strong>er Sicht zum Bruch der Regierungen sowohl auf<br />

Reichs- als auch auf Landesebene geführt hatten: Der Schritt zur „sozialen Republik“<br />

wurde nicht gegangen, man verharrte im Stadium der bürgerlichen Demokratie.<br />

<strong>Die</strong> Arbeiter- und Soldatenräte blieben ohne wirkliche Macht, e<strong>in</strong>e Sozialisierung<br />

der Produktion kam nicht <strong>in</strong> Gang, schließlich unterblieb auch die<br />

Schaffung e<strong>in</strong>es wirklichen Volksheeres. 36<br />

2. Das Jahr <strong>1919</strong>: Der Abschwung<br />

Drei Wahlakte prägten die ersten Wochen des Jahres nach dem Ende der Revolutionsregierung.<br />

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar erhielten die beiden<br />

sozialdemokratischen Parteien <strong>in</strong>nerhalb Sachsens e<strong>in</strong>e klare Mehrheit – allerd<strong>in</strong>gs<br />

mit extrem verschobenen Prozentzahlen. Während <strong>in</strong> ganz Sachsen die<br />

USPD nur auf 13,9 Prozent kam, erhielt sie <strong>in</strong> Leipzig 38,2 Prozent. Umgekehrt<br />

die MSPD, die <strong>in</strong> Sachsen mit 46,0 Prozent haushoher Sieger war, <strong>in</strong> Leipzig<br />

dagegen bei – immerh<strong>in</strong> – 20,7 Prozent blieb. Obwohl die USPD ihr Leipziger Ergebnis<br />

als Erfolg verbuchte, blieb sie weit von der <strong>in</strong>sgeheim erhofften absoluten<br />

Mehrheit entfernt.<br />

Nicht anders e<strong>in</strong>e Woche darauf bei der Wahl zur neuen Stadtverordnetenversammlung,<br />

bei der 33 der 72 Sitze auf die USPD entfielen. Zusammen mit den<br />

sechs gewählten MSPD-Stadtverordneten wäre zwar e<strong>in</strong>e sozialdemokratische<br />

Mehrheit denkbar gewesen, zu tief waren aber die Gräben. So konnten denn die<br />

rechtsbürgerlichen „Leipziger Neuesten Nachrichten“ zufrieden schreiben: „Jedenfalls<br />

verfügt der radikale Flügel der Sozialdemokratie nicht, wie er gehofft<br />

hatte, über die absolute Mehrheit, und da die Bürgerlichen mit der alten Sozialde-<br />

36 Siehe Richard Lip<strong>in</strong>ski: Der Kampf um die politische Macht <strong>in</strong> Sachsen, Leipzig 1926, S. 15.<br />

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