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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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wirtschaftliche Macht und damit politischen E<strong>in</strong>fluss. Lediglich e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit<br />

der Gewerkschaftsfunktionäre trat für e<strong>in</strong>e ökonomische Neuordnung der Wirtschaft<br />

e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Zentralarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft (ZAG) der Unternehmer und Gewerkschaften<br />

war aber auch der Schwäche der provisorischen Regierung geschuldet,<br />

mit den Problemen der unmittelbaren Nachkriegssituation fertig zu werden. Mit<br />

der ZAG nahmen Unternehmer und Gewerkschaften die Lösung der wirtschaftlichen<br />

Probleme <strong>in</strong> eigene Regie. <strong>Die</strong> Unternehmer verstanden diese Allianz allerd<strong>in</strong>gs<br />

lediglich als Zwischenlösung.<br />

Mit dem Reichsrätekongress waren endgültig die Würfel gefallen, wenngleich<br />

die USPD noch die Chance gehabt hätte, im Zentralrat, dem künftigen Exekutivorgan<br />

des Rätekongresses, im gleichen Maße E<strong>in</strong>fluss zu gew<strong>in</strong>nen wie die<br />

Obleute im Berl<strong>in</strong>er Vollzugsrat. Aber sie beteiligte sich nicht mehr an der Wahl<br />

des Zentralrates, was e<strong>in</strong> schwerer politischer Fehler war. Der zweite Fehler der<br />

USPD-Führung war ihr alternativloser Austritt aus dem Rat der Volksbeauftragten<br />

nach den opferreichen aber siegreichen Kämpfen zwischen Volksmar<strong>in</strong>edivision<br />

und Reichswehrtruppen am Heiligabend. <strong>Die</strong>se politische Konzeptionslosigkeit<br />

veranlasste die radikale M<strong>in</strong>derheit der USPD um die Spartakus- u. a. l<strong>in</strong>ke Gruppen,<br />

zur Jahreswende die Kommunistische Partei <strong>Deutschland</strong>s zu gründen.<br />

Schon bald rächte sich, dass die Räte die Aufstellung e<strong>in</strong>er Volkswehr unterlassen<br />

hatten. Mit dem Geld der deutschen Wirtschaft, organisiert von der Antibolschewistischen<br />

Liga, schufen die Generale <strong>in</strong>zwischen aus Offizieren, Berufssoldaten<br />

und Arbeitslosen Freikorps, die sich unter dem Oberkommando des<br />

Sozialdemokraten Gustav Noske vorbereiteten, tabula rasa zu machen. <strong>Die</strong><br />

Kämpfe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> vom 10. bis 15. Januar waren symbolisch für den letzten Machtkampf<br />

zwischen bürgerlicher und proletarischer Demokratie. Nach dem Weihnachtsaufstand<br />

der Volksmar<strong>in</strong>edivision verließen die USPD-Volksbeauftragten<br />

die provisorische Reichs- und preußische Regierung. Letztere setzte daraufh<strong>in</strong><br />

auch den l<strong>in</strong>ken Berl<strong>in</strong>er Polizeipräsidenten ab, der verfassungsrechtlich unter<br />

dem alten Regime der preußischen Regierung unterstand. Emil Eichhorn hatte<br />

dieses Amt jedoch vom Berl<strong>in</strong>er Arbeiter- und Soldatenrat erhalten. Insofern bedeutete<br />

se<strong>in</strong>e Entlassung e<strong>in</strong>en provokativen Anschlag auf die letzte Bastion der<br />

Rätemacht. Das löste den zweiten Aufstand nach dem 9. November aus. <strong>Die</strong> Gardekavallerieschützendivision<br />

unter dem Kommando des Hauptmann Waldemar<br />

Pabst schlug diesen brutal nieder. Mit dem weißen Terror <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und der Ermordung<br />

Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts begann der Bürgerkrieg, den zu<br />

vermeiden die sozialdemokratische Führung angetreten war. Sie hatte das Volk<br />

permanent zu Ruhe und Ordnung aufgerufen, nachdem sie am 3. Oktober <strong>1918</strong><br />

vom Kaiser zwei Regierungssitze ohne Amt erhalten hatte und <strong>Deutschland</strong> de<br />

facto e<strong>in</strong>e parlamentarische Monarchie geworden war.<br />

Wenn die revolutionären Kräfte <strong>in</strong> diesem Stadium ke<strong>in</strong>e Mehrheit mehr fanden,<br />

wie die Wahlen zur Nationalversammlung im Januar <strong>1919</strong> bewiesen, dann<br />

vor allem deshalb, weil am 11. November <strong>1918</strong> der Waffenstillstand <strong>in</strong> Kraft ge-<br />

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