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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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HELMUT SCHWARZBACH<br />

<strong>Die</strong> revolutionären Kämpfe <strong>in</strong> Zittau <strong>1918</strong>-1920<br />

In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg gab es <strong>in</strong> Zittau die Königs-Ludwig-<br />

Kaserne. <strong>Die</strong> heute verfallene Mandaukaserne war damals schon nicht mehr ständig<br />

von Soldaten belegt. Aber <strong>in</strong> Königs-Ludwig-Kaserne lag e<strong>in</strong> Bataillon des<br />

Infanterieregiments 102, und diese „E<strong>in</strong>hundertzweier“ waren völlig <strong>in</strong>tegriert <strong>in</strong><br />

die Stadt Zittau, aus ihr nicht mehr wegdenkbar. Es gab sogar e<strong>in</strong> Lied über die<br />

102er, das zu Beg<strong>in</strong>n des ersten Weltkriegs oft gesungen wurde. Es begann so: „In<br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Städtchen Sachsens, e<strong>in</strong>er wunderschönen Stadt ... In diesem kle<strong>in</strong>en<br />

Städtchen lag e<strong>in</strong>e Garnison von lauter 102er Schützen, e<strong>in</strong> ganzes Bataillon<br />

...“ Und die nächste Strophe begann: „Im Jahre 1914, da war die Freude groß ...“<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kam dann zum Kriegsende noch e<strong>in</strong>e Strophe h<strong>in</strong>zu, die so begann:<br />

„Im Jahre <strong>1918</strong>, da war der Jammer groß ...“, da war nichts mehr von den nationalistischen<br />

Sprüchen übrig geblieben, die am Beg<strong>in</strong>n des Ersten Weltkriegs immer<br />

wieder zitiert wurden, nämlich: „Jeder Schuss e<strong>in</strong> Russ, Jeder Stoß e<strong>in</strong> Franzos,<br />

Jeder Tritt e<strong>in</strong> Britt“ – und das war natürlich auch <strong>in</strong> der Oberlausitz so.<br />

Das gesamte politische Geschehen, der im Laufe der Kriegsjahre immer härter<br />

werdende Klassenkampf, der immer mehr wachsende Wille der Menschen,<br />

Schluss mit dem verheerenden Krieg zu machen, bestimmte das öffentliche Leben.<br />

Das kam am sichtbarsten <strong>in</strong> den Industriebetrieben zum Ausdruck. <strong>Die</strong> Amtshauptmannschaft<br />

Zittau gehörte ja zu den am dichtesten besiedelten Gebieten<br />

Sachsens, wie überhaupt das Königreich Sachsen zu den drei großen Industriegebieten<br />

neben Berl<strong>in</strong> und dem Ruhrgebiet gehörte. Besondere Bedeutung für die<br />

Wirtschaft der Oberlausitz, also weit über die Kreisgrenzen h<strong>in</strong>aus, hatte das 1917<br />

durch den sächsischen Staat erworbene Braunkohlen- und Kraftwerk Hirschfelde,<br />

das <strong>1918</strong>/19 etwa 1.200 Arbeiter beschäftigte und bei Ausbruch der <strong>Novemberrevolution</strong><br />

e<strong>in</strong> Zentrum des revolutionären Kampfes <strong>in</strong> der Amtshauptmannschaft<br />

Zittau und <strong>in</strong> der gesamten Oberlausitz war. Damals hatte Zittau nach dem E<strong>in</strong>wohnerbuch<br />

der Stadt und des Amtsgerichtsbezirks Zittau 34.246 E<strong>in</strong>wohner.<br />

Hier soll nicht auf die Gründung und Entwicklung der sozialdemokratischen<br />

Partei e<strong>in</strong>gegangen werden. In der Zeit unmittelbar vor dem und während des<br />

Ersten Weltkriegs war sie zu e<strong>in</strong>em bedeutsamen Machtfaktor geworden. Und je<br />

länger der Krieg dauerte, je härter er die Menschen traf, um so mehr wuchs ihr<br />

politischer und gesellschaftlicher E<strong>in</strong>fluss. Unter dem Druck der sozialdemokratischen<br />

Parteimitglieder hatte sich der Vorstand der sozialdemokratischen Kreisorganisation<br />

Zittau entschließen müssen, bereits im März 1916 e<strong>in</strong>e Unterschriftensammlung<br />

für e<strong>in</strong>e „Friedenspetition“ an den Reichstag zu organisieren. Auch<br />

die rechtsgerichteten sozialdemokratischen Funktionäre der Amtshauptmannschaft<br />

Zittau mussten e<strong>in</strong>gestehen, dass „der Wille zum Frieden ... am stärksten <strong>in</strong><br />

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