Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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im September <strong>1918</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Betrieben Vorläufer von Arbeiterräten, sogenannte<br />
Arbeiterausschüsse, gebildet worden se<strong>in</strong>. Dennoch bedurfte es e<strong>in</strong>es auslösenden<br />
Anlasses von außen, und diesen Anlass stellte der Kieler Matrosenaufstand dar.<br />
Am 4. November bildete die Erhebung der Matrosen den Auftakt zur Revolution.<br />
<strong>Die</strong> LVZ versuchte am 6. November mit der Überschrift „<strong>Die</strong> Revolution marschiert!“<br />
den revolutionären Geist zu erwecken. Offenbar war <strong>in</strong> USPD-Führungskreisen<br />
auch der Plan e<strong>in</strong>es Aufstandes erörtert worden, der allem Ansche<strong>in</strong> nach<br />
jedoch verworfen wurde. Danach sollte „Richard Lip<strong>in</strong>ski 6 ... Garnisonstruppen,<br />
die <strong>in</strong> Leipzig-Connewitz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versammlungslokal untergebracht waren, auffordern,<br />
sich h<strong>in</strong>ter uns zu stellen. <strong>Die</strong> Mehrheit dieser Truppen bestand aus unseren<br />
Parteimitgliedern. Me<strong>in</strong> Vater [Friedrich Geyer 7 ] sollte den Oberbürgermeister<br />
und die Stadtverwaltung unter Kontrolle stellen. Hermann Liebmann mit 25<br />
Mann, bewaffnet mit Pistolen, das Generalkommando überfallen und absetzen,<br />
und ich [Curt Geyer] sollte mit ebenfalls 25 Mann und gleicher Bewaffnung das<br />
Hauptpostgebäude, Telegraph und Telefon besetzen, alle Verb<strong>in</strong>dungen sperren<br />
und nur kontrollierte Mitteilungen durchlassen...“. 8<br />
<strong>Die</strong> Revolution hatte Sachsen bereits am 6. November erreicht. Während im<br />
Landtag noch über die Gehälter von Volksschullehrern debattiert wurde, hatte sich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großenha<strong>in</strong>er Kaserne der erste Soldatenrat auf sächsischem Boden gebildet,<br />
welcher die Offiziere verhaftete und e<strong>in</strong>en Tag darauf die Übernahme der<br />
Macht bekannt gab. 9 <strong>Die</strong> Leipziger Region wurde von den revolutionären Geschehnissen<br />
e<strong>in</strong>en Tag später mit der Bildung e<strong>in</strong>es Arbeiter- und Soldatenrates <strong>in</strong><br />
Wurzen erfasst, welcher sofort die Stadtverordnetenversammlung auflöste. Am<br />
6. November befürchtete die Amtshauptmannschaft Leipzig Unruhen und forderte<br />
vom XIX. Armeekorps militärischen Schutz für besonders wichtige E<strong>in</strong>richtungen,<br />
so das Landkraftwerk Kulkwitz, das Elektrizitätswerk Oetzsch und verschiedene<br />
Großmühlen sowie Rathäuser und Sprengstofflager. Für Kulkwitz wurde das<br />
Anlegen elektrischer Drahtsperren und das Entsenden von 30-50 zuverlässigen<br />
Soldaten erwogen. 10 Bezeichnend war die Reaktion der angeblich Schutzbedürftigen:<br />
Als man <strong>in</strong> Kulkwitz von den <strong>in</strong>s Auge gefassten Maßnahmen erfuhr, bat man<br />
die Amtshauptmannschaft dr<strong>in</strong>gend, „... von der Absicht, e<strong>in</strong> Wachtkommando<br />
nach Kulkwitz zu verlegen, Abstand zu nehmen“, da man dadurch e<strong>in</strong>e unnötige<br />
Provokation der eigenen Belegschaft befürchtete. 11 <strong>Die</strong> LVZ berichtete am 7. November<br />
über die Sicherung des Leipziger Rathauses durch schwere Masch<strong>in</strong>engewehre,<br />
auch <strong>in</strong> der Beethovenstraße errichtete man Sperren und Feuernester.<br />
6 Richard Lip<strong>in</strong>ski, der mit kurzer Unterbrechung seit 1908 das Amt des Bezirksvorsitzenden 25 Jahre h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />
<strong>in</strong>nehatte, war der unumstrittene Führer der Leipziger USPD, e<strong>in</strong>e markante Ersche<strong>in</strong>ung, begabter<br />
Redner und glänzender Organisator zugleich.<br />
7 Friedrich Geyer, Mitglied der Sozialdemokratie seit 1871, 1890-<strong>1918</strong> MdR für die SPD, 1917 Übertritt zur<br />
USPD.<br />
8 Curt Geyer, <strong>Die</strong> revolutionäre Illusion, S. 72.<br />
9 Siehe Rudolph/Adam, <strong>Die</strong> sächsische Sozialdemokratie, S. 169.<br />
10 Siehe SStAL, Amtshauptmannschaft Leipzig, Nr. 45, Bl.3f.<br />
11 Ebenda, Bl.16.<br />
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