Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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Rosa Luxemburg zu Sozialismus und Demokratie <strong>in</strong> der Revolution <strong>1918</strong>. Drei<br />
Bemerkungen<br />
1. Während der Revolution war Rosa Luxemburg der Me<strong>in</strong>ung, der Sozialismus<br />
stünde unmittelbar auf der Tagesordnung. Ihr Satz auf dem Gründungsparteitag<br />
der KPD, „Wir s<strong>in</strong>d wieder bei Marx, unter se<strong>in</strong>em Banner“, me<strong>in</strong>te genau das:<br />
<strong>Die</strong> KPD sei bei dem Marx, der 1848 der Auffassung war, die Bewegung stünde<br />
unmittelbar vor der Verwirklichung des Sozialismus. Nachdem sie die von Marx<br />
und Engels im Kommunistischen Manifest vom Februar 1848 benannten 10 Maßnahmen<br />
wiedergegeben hatte, die 1848 für „die fortgeschrittenen Länder... ziemlich<br />
allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> Anwendung kommen können“ 32 , schlussfolgerte sie: „Wie Sie<br />
sehen, s<strong>in</strong>d das mit e<strong>in</strong>igen Abweichungen dieselben Aufgaben, vor denen wir<br />
heute unmittelbar stehen: <strong>Die</strong> Durchführung, Verwirklichung des Sozialismus.“<br />
Nach der Revolution hätten Marx und Engels diesen Standpunkt als Irrtum aufgegeben.<br />
Aber <strong>1918</strong>: „... was damals Irrtum war, (ist) heute Wahrheit geworden; und<br />
heute ist unmittelbare Aufgabe, das zu erfüllen, wovor Marx und Engels 1848<br />
standen“. 33<br />
Das war für sie die Konsequenz der Entwicklung seit Ende des 19. Jahrhunderts.<br />
Schon <strong>in</strong> ihrem Zusatz zur Resolution über Militarismus und <strong>in</strong>ternationale<br />
Konflikte auf dem Stuttgarter Kongress der Sozialistischen Internationale 1907<br />
(vom Kongress angenommen, auf den SI-Kongressen 1910 und 1912 bestätigt)<br />
hatte sie formuliert, im Falle des Kriegsausbruchs seien die Arbeiter und ihre parlamentarischen<br />
Vertreter verpflichtet, „für dessen rasche Beendigung e<strong>in</strong>zutreten<br />
und mit allen Kräften dah<strong>in</strong> zu streben, um die durch den Krieg herbeigeführte<br />
wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten<br />
und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft<br />
auszunutzen“. 34 In der Junius-Broschüre schrieb sie 1916: Der „brutale Siegeszug<br />
des Kapitals <strong>in</strong> der Welt... stellte die kapitalistische Weltherrschaft her, auf die alle<strong>in</strong><br />
die sozialistische Weltrevolution folgen kann“. 35 Darauf war ihr Wirken an der<br />
Spitze der Spartakusgruppe bzw. des Spartakusbundes gerichtet.<br />
Jedoch: Als die Revolution gekommen war, hatten sie und die anderen Führer<br />
des Spartakusbundes ke<strong>in</strong>e konkreten Maßnahmen, Schritte formuliert, an denen<br />
sich die <strong>in</strong> Bewegung gekommenen Massen <strong>in</strong> ihrer praktischen Tätigkeit orientieren<br />
konnten, – auch nicht die im Kommunistischen Manifest von 1848 enthaltenen,<br />
die ja „mit e<strong>in</strong>igen Abweichungen“ durchaus hätten e<strong>in</strong>e Orientierung<br />
se<strong>in</strong> können. „Alle Macht den Räten!“ – ja, aber was sollten diese konkret tun,<br />
32 MEW, Bd. 4, Berl<strong>in</strong> 1959, S. 481/482.<br />
33 Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Bd. 4, Berl<strong>in</strong> 1974, S. 489/490.<br />
34 <strong>Die</strong>s,. ebenda, Bd. 2, Berl<strong>in</strong> 1972, S. 236.<br />
35 <strong>Die</strong>s, ebenda, Gesammelte Werke, Bd. 4, S. 160.<br />
36 Ingo Materna: Januar <strong>1919</strong>. „<strong>Die</strong> Ordnung herrscht <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“, <strong>in</strong>: Neues <strong>Deutschland</strong>, Berl<strong>in</strong>, Beilage<br />
„Rosa und Karl“, Januar 2009, S. 4/5.<br />
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