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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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2. <strong>Die</strong> politische Ökonomie der Lohnarbeiterschaft zugrundegelegt, wurde für<br />

die materielle und geistige Höherentwicklung der Arbeiterschaft auf dem Wege<br />

der Reformen noch im Kapitalismus gestritten; nicht zuletzt hielt man dafür e<strong>in</strong>e<br />

funktionierende Wirtschaft für notwendig.<br />

3. Der Staat wurde als Träger der gesellschaftlichen Gesamt<strong>in</strong>teressen (des<br />

„Volksganzen“) verstanden, also auch der Arbeiterschaft (aber nicht nur ihr!) verpflichtet.<br />

4. <strong>Die</strong> ethische Motivation bed<strong>in</strong>gte, dass im Kampf um politische und soziale<br />

Rechte bewaffnete Gewalt, die (im Worts<strong>in</strong>ne) „Gut und Blut der Arbeiter“ gefährde,<br />

abgelehnt wurde; so auch der Bürgerkrieg (und der politische Massenstreik),<br />

der Gewalt heraufbeschwöre, die Wirtschaft zerstöre, den Massen Not<br />

und Elend br<strong>in</strong>ge.<br />

5. <strong>Die</strong> erstrebte Demokratisierung der Eigentumsordnung, der Wirtschaft<br />

könne nur allmählich, schrittweise erfolgen. Gewerkschaftliche Organisation und<br />

Aufklärung seien dafür die Hebel (Organisation kam vor Aktion!), die E<strong>in</strong>heit der<br />

Arbeiterbewegung (auch der politischen) für den Erfolg notwendig.<br />

Zusammengenommen bedeuteten diese Leitl<strong>in</strong>ien: die demokratischen und sozialen<br />

(sozialistischen) Anliegen wurden nicht vone<strong>in</strong>ander getrennt – sie sollten<br />

im Laufe e<strong>in</strong>es allmählichen (Transformations-) Prozesses erreicht werden.<br />

<strong>Die</strong> genannten Leitl<strong>in</strong>ien blieben <strong>1918</strong>/<strong>1919</strong> für die Führung des DHV maßgebend<br />

– erfuhren aber <strong>in</strong>folge der Revolution e<strong>in</strong>e gewisse Radikalisierung und<br />

wurden konkretisiert. Hier soll auf die Stellung zu zwei Grundfragen der Revolution<br />

näher e<strong>in</strong>gegangen werden: zur Sozialisierung und zu den Räten.<br />

<strong>Die</strong> Revolution selbst wurde als Ergebnis spontaner politischer Aktionen ohne<br />

Widerspruch angenommen: Schon die Oktober-Revolution von 1917 <strong>in</strong> Russland<br />

wurde <strong>in</strong> der „Holzarbeiter-Zeitung“ (HZ), dem Organ des DHV, zustimmend reflektiert<br />

11 ; den politischen Massenstreiks <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> im Verlauf des Jahres<br />

<strong>1918</strong> Verständnis entgegengebracht; die am 3. Oktober <strong>1918</strong> e<strong>in</strong>gesetzte Regierung<br />

als „Volksregierung“ und „Gewähr für e<strong>in</strong>e demokratische Entwicklung im<br />

Interesse der Arbeiterklasse“ begrüßt. Am 26.10.18 hieß es <strong>in</strong> der HZ, e<strong>in</strong>e neue<br />

Epoche habe im Zeichen der Weltrevolution begonnen; <strong>Deutschland</strong> bef<strong>in</strong>de sich<br />

„mitten <strong>in</strong> der Revolution, die sich konsequent und unaufhaltsam weiterentwickelt“.<br />

Und: „Wir können den Gang der Revolution bee<strong>in</strong>flussen, aber nicht<br />

etwa durch die Entfesselung des blutigen Bürgerkrieges, sondern durch den festen<br />

Zusammenschluss der Arbeiter.“<br />

Der Abschluss des Abkommens der Gewerkschaften mit den Unternehmerverbänden<br />

vom 15.11.18 sei, so gab Leipart (er war der Verhandlungsführer seitens<br />

der Gewerkschaften) zu, „durch die Revolution erheblich beschleunigt worden“. 12<br />

12 Nach: Ulla Plener: Theodor Leipart (1867-1947). Persönlichkeit, Handlungsmotive, Wirken, Bilanz - E<strong>in</strong> Lebensbild<br />

mit Dokumenten; 1. Halbband: Biographie, 2. Halbband: Dokumente (im folgenden Leipart II). Berl<strong>in</strong><br />

2000/2001. Hier Leipart II, S. 272. So Leipart auch schon am 3.12.18: „... tatsächlich (habe) die Revolution<br />

<strong>in</strong>soweit e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Verhandlungen mit den Unternehmervertretern ausgeübt..., dass wir nach<br />

der Revolution naturgemäß weitergehende Forderungen gestellt haben“. Ebenda, S. 235.<br />

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