Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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M<strong>in</strong>isterpräsidenten Eisner sogleich zur Verfügung“ gestellt und bereits im Dezember<br />
vor dem Politischen Rat geistiger Arbeiter über S<strong>in</strong>n und Idee der Revolution<br />
gesprochen. Nach Eisners Ermordung hielt er ihm am 16. März die Gedenkrede.<br />
Doch gebe es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz „Kaiserreich und Republik“ Zweifel. 13<br />
Peter Ste<strong>in</strong> hält fest, dass He<strong>in</strong>rich Mann am 13. November <strong>in</strong> München den Vorsitz<br />
des Politischen Rates geistiger Arbeiter übernahm und dass er se<strong>in</strong>e Zustimmung<br />
zum Ereignis der Revolution <strong>in</strong> die Formel kleidete: „Wir s<strong>in</strong>d deutsch, demokratisch<br />
und europäisch.“ 14 Alle erwähnten Reden und Schriftstücke s<strong>in</strong>d<br />
erhalten und liegen im Druck vor, so dass He<strong>in</strong>richs Manns E<strong>in</strong>stellung zur <strong>Novemberrevolution</strong><br />
gut erkennbar ist. 15<br />
Im Gegensatz zu vielen bürgerlichen Schriftstellerkollegen verfügte He<strong>in</strong>rich<br />
Mann über e<strong>in</strong>e komplexe Theorie des Zeitalters. Zwar essayistisch entworfen,<br />
aber <strong>in</strong> ihren Grundzügen konsistent, gestattete sie ihm, die Vorgänge gedanklich<br />
e<strong>in</strong>zuordnen. <strong>Die</strong> Vorkriegszeit <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> sei – trotz siegreicher Überw<strong>in</strong>dung<br />
des Sozialistengesetzes durch die Sozialdemokratie – nicht deren Epoche gewesen,<br />
sondern „unterstand dem junkerlichen Bürger. Se<strong>in</strong>e übermächtige Geistesart<br />
prägte auch den sozialistischen Nachwuchs“. <strong>Die</strong> Klassenkämpfe hätten<br />
das Reich nur „an der Oberfläche“ berührt, darunter war E<strong>in</strong>igkeit (hier vernachlässigt<br />
er den Widerstand entschlossener Sozialdemokraten, vor allem der l<strong>in</strong>ken).<br />
Als „höchste Aufgabe und Pflicht“ erschien allen Deutschen: „reicher werden,<br />
härter werden, Weltmacht se<strong>in</strong>“. Im „wirtschaftlichen Militarismus“ sah er „die<br />
Seele der Epoche“. „Gewaltanbetung … Was die Welt erblickte, war e<strong>in</strong> Herrenvolk<br />
aus Untertanen.“ „Sie kommen auf e<strong>in</strong>mal aus allen Verlegenheiten und kürzen<br />
durch e<strong>in</strong>en Krieg, selbst wenn er verlustreich wäre, immer noch um e<strong>in</strong> Menschenalter<br />
den Weg ab, der sie zur vollendeten Weltherrschaft führt.“ Es war e<strong>in</strong><br />
deutscher Angriffskrieg: „Der Glaube an den schnellen Sieg, der nur e<strong>in</strong> deutscher<br />
Glaube war, setzt e<strong>in</strong>e Vorbereitung nicht auf den Krieg nur, auch auf den Angriff<br />
voraus.“ E<strong>in</strong>stmals werde ke<strong>in</strong> Zweifel mehr se<strong>in</strong>, „die Rede so selbstverständlich<br />
von dem Welteroberungskrieg <strong>Deutschland</strong>s gehen …, wie von dem des ersten<br />
Napoleon“. 16<br />
In der Ansprache vom Dezember <strong>1919</strong> wendet sich He<strong>in</strong>rich Mann gegen<br />
e<strong>in</strong>e sozialistische Diktatur: „Diktatur selbst der am weitesten Vorgeschrittenen<br />
bleibt Diktatur und endet <strong>in</strong> Katastrophen.“ „Vergesellschaftung noch der letzten<br />
13 Siehe He<strong>in</strong>rich Mann <strong>in</strong> Selbstzeugnissen und Dokumenten, Re<strong>in</strong>bek 1967, S. 99f.<br />
14 Peter Ste<strong>in</strong>: He<strong>in</strong>rich Mann, Stuttgart etc. 2002, S. 89.<br />
15 He<strong>in</strong>rich Mann: S<strong>in</strong>n und Idee der Revolution. Ansprache im Politischen Rat geistiger Arbeiter, München, Dezember<br />
<strong>1918</strong>, <strong>in</strong>: He<strong>in</strong>rich Mann: Essays, 2. Bd., Berl<strong>in</strong> 1956, S. 22-25; Kurt Eisner. Gedenkrede, gehalten am<br />
16. März <strong>1919</strong>, ebenda., S. 26-30; Ders. : Kaiserreich und Republik. Mai <strong>1919</strong>, die Veröffentlichung wurde<br />
bis nach dem Friedensschluss h<strong>in</strong>ausgeschoben, ebenda, S. 31-68. An längerfristiger Effizienz übertraf diese<br />
Schrift gewiss desselben Autors satirisches Erzählwerk „Der Untertan“ (abgeschlossen 1914; erschienen nach<br />
Kriegsende). Manfred Hahn gab an, es seien „der Roman und se<strong>in</strong> Erfolg offenkundig e<strong>in</strong>e wirksame Waffe<br />
der Revolution“ gewesen. Siehe von ihm den Aufsatz: E<strong>in</strong> Roman <strong>in</strong> der Revolution, <strong>in</strong>: Helmut Bock u. a.<br />
(Hrsg.): Gewalten und Gestalten. M<strong>in</strong>iaturen und Porträts zur deutschen <strong>Novemberrevolution</strong>, Leipzig etc.<br />
1978, S. 319-330; hier: S. 322. – Für den H<strong>in</strong>weis darauf danke ich Ulla Plener.<br />
16 H. Mann, Kaiserreich, S. 36, 39, 41, 51f., 59 (<strong>in</strong> der Reihenfolge der Zitate).<br />
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