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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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hen und rasten werden, nicht nur bis Staat und Schule von dem Alp der Kirche befreit,<br />

sondern bis das preußisch-deutsche Volk erlöst ist von dem Modergeruch der<br />

Reaktion.“ 13 In der Übersicht der Berl<strong>in</strong>er Politischen Polizei zur allgeme<strong>in</strong>en<br />

Lage der sozialdemokratischen und anarchistischen Bewegung von 1908 wurde<br />

Hoffmann daraufh<strong>in</strong> „als der grimmigste und lärmendste Fe<strong>in</strong>d der Kirche“ 14 bezeichnet.<br />

1913 erfolgte die Wahl Adolph Hoffmanns zum Vorsitzenden der Freireligiösen<br />

Geme<strong>in</strong>de Berl<strong>in</strong>. Im gleichen Jahr bildete die Geme<strong>in</strong>de geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

„Komitee Konfessionslos“ die Vere<strong>in</strong>igten Komitees für Kirchenaustritt – sie riefen<br />

zum Massenaustritt aus der Staatskirche auf. Karl Liebknecht entwickelte am<br />

28. Oktober 1913 auf e<strong>in</strong>er Volksversammlung <strong>in</strong> der Neuköllner „Neuen Welt“<br />

den Gedanken e<strong>in</strong>er Übertragung der politischen Massenstreikidee auf die Kirchenaustrittsbewegung.<br />

15 Auf Antrag des Kölner Sozialdemokraten Johannes<br />

Meerfeld befasste sich am 20. Dezember 1913 der Parteiausschuss der SPD mit<br />

der Agitation für den Austritt aus der Landeskirche und beschloss e<strong>in</strong>stimmig, sich<br />

von dieser Bewegung zu distanzieren: „Parteivorstand und Parteiausschuss stellen<br />

ausdrücklich fest, dass die Agitation zum Austritt aus der Landeskirche e<strong>in</strong>e private<br />

Veranstaltung des „Komitees Konfessionslos“ und der Freidenkervere<strong>in</strong>e ist,<br />

denen die sozialdemokratische Partei völlig fernsteht. Sie lehnt es entschieden ab,<br />

die Parteiorganisationen <strong>in</strong> den <strong>Die</strong>nst dieser Bewegung zu setzen.“ 16<br />

Im preußischen Abgeordnetenhaus unterstützte Adolph Hoffmann die Positionen<br />

Karl Liebknecht zur Abschaffung des Dreiklassenwahlrechtes und zur Reform<br />

des preußischen Verwaltungswesens. Er gehörte als Vertreter se<strong>in</strong>er Fraktion der<br />

Unterrichtskommission an. Stets betonte er die Notwendigkeit der Weltlichkeit<br />

und der Unentgeltlichkeit e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen Schulwesens. In den Debatten zum<br />

Kulturetat war er e<strong>in</strong>er der Redner der sozialdemokratischen Fraktion.<br />

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges kämpfte er geme<strong>in</strong>sam mit anderen Sozialdemokraten<br />

gegen die tiefe Krise an, die se<strong>in</strong>e Partei erfasste. Mit ihnen trat er<br />

für e<strong>in</strong>e grundlegende Erneuerung der erstarrten Parteispitze und für außerparlamentarische<br />

Massenaktionen e<strong>in</strong>.<br />

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 war über die meisten Korpsbezirke<br />

der verschärfte Belagerungszustand verhängt worden, der den Militärbe-<br />

13 Ebenda, S. 45.<br />

14 Dokumente aus geheimen Archiven. Bd. 3, Übersichten der Berl<strong>in</strong>er politischen Polizei, Teil III: 1906-1913,<br />

Berl<strong>in</strong> 2004, S. 114.<br />

15 Siehe Karl Liebknecht: Heraus aus der preußischen Staatskirche! In Ders.: Gesammelte Reden und Schriften,<br />

Bd. VI, Berl<strong>in</strong> 1965, S. 397; Horst Groschopp: Dissidenten. Freidenkerei und Kultur <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, Berl<strong>in</strong><br />

1997, S. 187-192; Jochen-Christoph Kaiser: Arbeiterbewegung und organisierte Religionskritik. Proletarische<br />

Freidenkerverbände <strong>in</strong> Kaiserreich und Weimarer Republik, Stuttgart 1981, S. 30-37; Ders.: Sozialdemokratie<br />

und ‚praktische‘ Religionskritik. Das Beispiel der Kirchenaustrittsbewegung 1878-1914, <strong>in</strong>: Archiv für Sozialgeschichte.<br />

XXII. Band, Bonn 1982, S. 277-298.<br />

16 Protokolle der Sitzungen des Parteiausschusses der SPD 1912 bis 1921. Inkl. Protokoll der Parteikonferenz <strong>in</strong><br />

Weimar am 22. und 23. März <strong>1919</strong>. Protokoll über die Verhandlungen der Reichskonferenz der Sozialdemokratischen<br />

Partei <strong>Deutschland</strong>s Abgehalten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> am 5. und 6. Mai 1920, Bd. I , Berl<strong>in</strong>/Bonn 1980, S. [64].<br />

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