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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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kaleren Auffassung der Leipziger. <strong>Die</strong> auf Kompromissbasis paritätisch aufgebaute<br />

sächsische Regierung verlor – angesichts der überaus schwachen Position<br />

der Unabhängigen außerhalb des Leipziger Bezirks – <strong>in</strong> den Augen der MSPD-<br />

Mitglieder immer mehr ihre Legitimation.<br />

Entscheidende Bedeutung für den weiteren Verlauf der Revolution kam dem<br />

Ersten Reichsrätekongress vom 16.-21. Dezember <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu. Dessen Zusammensetzung<br />

ließ freilich von vornhere<strong>in</strong> für die USPD wenig Gutes erwarten.<br />

Unter den 489 Delegierten befanden sich neben 292, welcher der MSPD und diversen<br />

Splitterfraktionen zugerechnet wurden, ganze 94 Unabhängige. So war es<br />

nicht verwunderlich, dass die L<strong>in</strong>ken auf dem Kongress mit nahezu allen wesentlichen<br />

Anträgen scheiterten. So wurde der Antrag der Berl<strong>in</strong>er revolutionären<br />

Obleute, das Rätesystem zur Verfassungsgrundlage zu machen, abgelehnt; angenommen<br />

wurde dagegen der Antrag des MSPD-Vertreters Cohen-Reuß, am 19. Januar<br />

Wahlen zur Nationalversammlung durchzuführen und bis dah<strong>in</strong> die „gesetzgebende<br />

und vollziehende Gewalt“ dem Rat der Volksbeauftragten zu übergeben,<br />

der von e<strong>in</strong>em auf dem Kongress zu wählenden Zentralrat „überwacht“ werden<br />

sollte. Da diesem Zentralrat ke<strong>in</strong>erlei echte Befugnisse übertragen werden sollten,<br />

boykottierten die Unabhängigen auf Initiative von Curt Geyer und anderen dessen<br />

Wahl, so dass dieser zu e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en MSPD-Organ wurde. Der Bruch zwischen<br />

den sozialdemokratischen Parteien auf dem Kongress war da, <strong>in</strong> der Regierung<br />

war er nur noch e<strong>in</strong>e Frage von Tagen. Er erfolgte schließlich am 29. Dezember<br />

als Konsequenz aus den bewaffneten Ause<strong>in</strong>andersetzungen um die Volksmar<strong>in</strong>edivision<br />

während der Weihnachtstage.<br />

<strong>Die</strong> sächsische Regierung hatte am 25. Dezember mit den Stimmen ihrer<br />

unabhängigen Mitglieder, die offensichtlich resignierten, nur e<strong>in</strong>en Tag später<br />

Wahlen zur sächsischen Volkskammer für den 2. Februar <strong>1919</strong> festgelegt. Damit<br />

waren auch <strong>in</strong> Sachsen die Würfel für e<strong>in</strong>e Parlamentarisierung gefallen. Am 27.<br />

Dezember erfolgte e<strong>in</strong> weiterer Schritt zur Entmachtung der USPD: Der zentrale<br />

Landesrat der Arbeiter- und Soldatenräte – bei se<strong>in</strong>er Neukonstituierung am 3.<br />

Dezember entsprechend der Stärkeverhältnisse <strong>in</strong> den drei sächsischen Metropolen<br />

gebildet – beschloss gegen die Stimmen der Unabhängigen die Etablierung<br />

e<strong>in</strong>es nach Berl<strong>in</strong>er Muster gestalteten Zentralrats, der die bisherige paritätische<br />

Geschäftsführung im Landesrat obsolet machte. Er bestand – entsprechend den<br />

Verhältnissen im Landesrat – aus 7 MSPD- und nur 2 USPD-Vertretern und<br />

wurde deswegen von der USPD nicht anerkannt. Curt Geyer verkündete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Rede die Leipziger Position zum Zentralrat und zur weiteren Taktik der<br />

USPD: „Wir fordern die Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokratie auf, ihr<br />

Mandat weiter auszuüben und sich den rechtsungültigen Beschlüssen des Landesrats<br />

nicht zu unterwerfen. Das gilt namentlich für die Beschlüsse über den sogenannten<br />

Zentralrat und über die Früh(v)erlegung des Term<strong>in</strong>s zur sächsischen<br />

Nationalversammlung. 35 Daraus folgt, dass wir uns an den Wahlen zu dem soge-<br />

35 Der Landesrat hatte von der sächsischen Regierung verlangt, die Wahlen auf den 19. Januar vorzuziehen.<br />

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