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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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Kalten Krieges seit den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Das müsste<br />

herausfordern, Schnittpunkte der <strong>in</strong>ternationalen Geschichte, an denen Weichen<br />

für Langzeitentwicklungen gestellt wurden, erneut unter die Lupe zu nehmen, um<br />

– mehr kann wohl Geschichtswissenschaft nicht – die Politik auf Gefahren aufmerksam<br />

zu machen, wenn mögliche Alternativen unbeachtet bleiben. <strong>Die</strong> Revolution<br />

von <strong>1918</strong>/<strong>1919</strong> gehört zu solchen Schnittpunkten. Das würde freilich aufstörende<br />

Unruhe <strong>in</strong> die Historikerzunft br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, wo der Satz „Dazu<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e Alternative!“ zu e<strong>in</strong>em beherrschenden Schlagwort geworden ist.<br />

Der Streit um die Ausgestaltung der Demokratie <strong>1918</strong>/<strong>1919</strong><br />

Demokratie oder bolschewistische Diktatur, man könnte auch formulieren: Se<strong>in</strong><br />

oder Nichtse<strong>in</strong>, diese Alternative wird heute <strong>in</strong> der Forschung nicht mehr gesehen.<br />

Es herrscht Übere<strong>in</strong>stimmung darüber, die große Mehrheit der Bevölkerung<br />

wollte <strong>1918</strong> Frieden und – mit e<strong>in</strong>igen Prozent Abstrichen – demokratische Verhältnisse.<br />

Ob aber die parlamentarische, repräsentative Demokratie das erstrebte<br />

und auch das beste Ziel gewesen sei, ist fraglich, zum<strong>in</strong>dest aber nicht mit der Bestimmtheit<br />

zu behaupten, wie es heute geschieht. <strong>Die</strong> Bewährung dieses Typs der<br />

Demokratie <strong>in</strong> der deutschen und <strong>in</strong> der österreichischen Bundesrepublik nach<br />

1945, also <strong>in</strong> Ländern, die gleichermaßen von der Revolution nach dem Ersten<br />

Weltkrieg erschüttert wurden, kann nur bed<strong>in</strong>gt als Beweis für die verme<strong>in</strong>tlich<br />

beste Lösung herangezogen werden. <strong>Die</strong> Ausgangssituation bei der Gründung dieser<br />

Republiken war e<strong>in</strong>e ganz andere als die für die Geburt der Weimarer Republik<br />

<strong>in</strong> der Revolution von <strong>1918</strong>/<strong>1919</strong>.<br />

Am Ende des Ersten Weltkriegs befand sich der Kapitalismus <strong>in</strong> der schwersten<br />

Krise seit se<strong>in</strong>em Bestehen. Man darf wohl h<strong>in</strong>zufügen, spätere Krisen haben dieses<br />

Ausmaß nicht mehr erreicht. Auch die Sieger waren davon mehr oder m<strong>in</strong>der<br />

betroffen, nicht nur schwache Mächte wie Italien. Das Bewusstse<strong>in</strong>, dass nicht<br />

nur die zu Schuldigen erklärten Mittelmächte für die entsetzlichen Zerstörungen<br />

und ungeheuren Menschenverluste verantwortlich gemacht werden sollten, bee<strong>in</strong>flusste<br />

das Denken vieler Menschen <strong>in</strong> den Sieger- und neutralen Ländern. Der<br />

Aufschwung der Befreiungsbewegung <strong>in</strong> den Kolonien h<strong>in</strong>g mit diesem Denken<br />

zusammen. <strong>Die</strong> Furcht vor dem Bolschewismus <strong>in</strong> den westlichen Demokratien,<br />

für uns heute schwer verständlich, war nicht zuletzt e<strong>in</strong>e Reaktion regierender Politik<br />

und von Me<strong>in</strong>ungsmachern auf Krisenersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> den Demokratien.<br />

Und als gefährliche Krisenersche<strong>in</strong>ungen wurden von Friedens- und anderen demokratischen<br />

Bewegungen imperialistische Strömungen bei allen Großmächten<br />

vor dem und im Ersten Weltkrieg und auch bei den Friedensschlüssen zu Recht<br />

ausgemacht. Nicht zuletzt geriet das Weltwirtschaftssystem, das vor dem Krieg<br />

recht gut funktioniert hatte, durch diesen und durch die revolutionären Wirren danach<br />

arg und anhaltend durche<strong>in</strong>ander.<br />

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