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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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Am 17. März floh Kapp mit se<strong>in</strong>en Männern aus Berl<strong>in</strong>. Nach vier Tagen war<br />

der Putsch beendet. <strong>Die</strong>s lag nicht zuletzt daran, dass die Arbeiterschaft den gesamten<br />

Staats-, Wirtschafts- und Verkehrsapparat lahmgelegt hatte. Auch die Weigerung<br />

der M<strong>in</strong>isterialbeamten, die Befehle der neuen Machthaber auszuführen,<br />

führte zum Scheitern von Kapp und Lüttwitz. 94 Doch das änderte nichts an der Tatsache,<br />

dass die Verhältnisse, die e<strong>in</strong>en solchen Putsch erst möglich gemacht hatten,<br />

weiter bestanden. Daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igten sich ADGB, die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

freier Angestelltenverbände (AfA) und Deutscher Beamtenbund am 18. März auf<br />

e<strong>in</strong>e Fortführung des Generalstreiks, bis die Regierung die von ihnen aufgestellten<br />

Forderungen erfüllte. 95 <strong>Die</strong>se waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Neun-Punkte-Plan zusammengetragen<br />

und be<strong>in</strong>halteten u. a. den Rücktritt von Gustav Noske und der preußischen<br />

M<strong>in</strong>ister Rudolf Oeser (DDP) und Wolfgang He<strong>in</strong>e (SPD) sowie die<br />

Mitarbeit der drei Verbände bei der Umgestaltung der Verhältnisse. <strong>Die</strong> Entwaffnung<br />

und Bestrafung aller am Putsch Beteiligten und die Sozialisierung des Bergbaus<br />

gehörten ebenso zu den Forderungen. Nichtvertrauenswürdige Militärgruppen<br />

sollten entwaffnet und aufgelöst werden .96<br />

Das Ende der Kapp-Lüttwitz-Regierung schürte nun die Angst vor der Bedrohung<br />

von l<strong>in</strong>ks und von rechts. <strong>Die</strong> Demokratie musste jetzt „um ihre Existenz<br />

nach zwei Fronten kämpfen“. 97 Dortmund war mittlerweile <strong>in</strong> den Händen der bewaffneten<br />

Arbeiter. Aus den lokalen Arbeiterwehren bildete sich nach erfolgreichen<br />

Kämpfen gegen die Freikorps die sogenannte Rote Ruhr Armee. 98 <strong>Die</strong>ser Zusammenschluss<br />

von Arbeitern ist zu diesem Zeitpunkt e<strong>in</strong>zigartig. Trotz massiver<br />

Widerstände im ganzen Reich gegen die Kapp-Lüttwitz-Regierung gelang es lediglich<br />

den Arbeitern im Ruhrgebiet, e<strong>in</strong>e solche Armee aufzustellen. <strong>Die</strong> bewaffneten<br />

Arbeiter ließen sich <strong>in</strong> zwei Gruppen unterscheiden. Zum e<strong>in</strong>en gab es die<br />

Mitglieder der örtlichen Arbeiterwehren, die für Sicherheitsaufgaben zuständig<br />

waren. <strong>Die</strong> anderen wurden von den Zeitgenossen als „Rotgardisten“ bezeichnet<br />

und waren durch e<strong>in</strong> rotes Band oder Schleifchen erkennbar. Sie verfolgten das<br />

Militär und die Sipo von Ort zu Ort und forderten sie zum Kampf heraus. 99<br />

Am Abend des 19. März 1920 sah der Kommandierende General des VII. Armeekorps<br />

<strong>in</strong> Münster, General von Watter, die Aussichtslosigkeit der weiteren<br />

Kämpfe der Reichswehrtruppen gegen die Arbeiter e<strong>in</strong> und befahl den Rückzug<br />

nach Wesel. Daraufh<strong>in</strong> kam es am Niederrhe<strong>in</strong> zu schweren Straßenkämpfen zwischen<br />

den durchziehenden Militärtruppen und den Arbeitern.<br />

94 Siehe W<strong>in</strong>kler, Revolution, S. 308.<br />

95 Siehe Aufruf des ADGB, der AfA und des Deutschen Beamtenbundes vom 18.3.1920 zur Fortsetzung des Generalstreiks,<br />

<strong>in</strong>: Arbeitere<strong>in</strong>heit, S. 106. Siehe hierzu auch W<strong>in</strong>kler, Revolution, S. 309.<br />

96 Siehe Neunpunkteprogramm des Allgeme<strong>in</strong>en Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

freier Angestelltenverbände und des Deutschen Beamtenbundes, <strong>in</strong>: Arbeitere<strong>in</strong>heit, S. 106. Siehe hierzu auch<br />

W<strong>in</strong>kler, Revolution, S. 310.<br />

97 Bergarbeiter-Zeitung, Nr. 14 vom 3.4.1920, S. 1.<br />

98 <strong>Die</strong> zeitgenössische Bezeichnung lautete „Rote Armee“. Jedoch soll hier die Bezeichnung „Rote Ruhr Armee“<br />

gebraucht werden, um sie von der sowjetischen Roten Armee zu unterscheiden.<br />

99 Siehe Lucas, Märzrevolution 1920, Bd. 2, S. 63.<br />

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