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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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wurde hier und da die mögliche Parallelität, auch Verschränkung der parlamentarischen,<br />

auf Parteien gestützten und der basisdemokratischen Räte-Macht erwogen<br />

– e<strong>in</strong>e Frage, die 1945 noch e<strong>in</strong>mal gestellt wurde und für die aktuelle Diskussion<br />

der L<strong>in</strong>ken von Interesse se<strong>in</strong> könnte.<br />

E<strong>in</strong>e weitere mit konkreten Fakten belegte Erkenntnis: Es waren überall die<br />

Kräfte der Konterrevolution – die Reaktion, das Militär –, die zur Waffengewalt<br />

griffen und den Bürgerkrieg entfachten.<br />

Dagegen waren die revolutionären Kräfte zu schwach, nicht zuletzt wegen ihrer<br />

Zersplitterung, auch <strong>in</strong> den Regionen, – „die sozialistische deutsche Arbeiterbewegung<br />

g<strong>in</strong>g weitgehend unvorbereitet <strong>in</strong> diese Revolution“. (S. 22) <strong>Die</strong> Führer<br />

ihrer e<strong>in</strong>flussreichsten Partei, der MSPD, wirkten als Bremser, Gegner der<br />

Räte und der tiefgreifenden sozialen Umwälzung; sie wollten nur die parlamentarische<br />

Republik – und sie verbündeten sich dafür mit der Konterrevolution, im<br />

Zentrum Berl<strong>in</strong> ebenso wie <strong>in</strong> den Regionen. <strong>Die</strong> Mehrheit der USPD vertrat e<strong>in</strong><br />

(vages) Konzept des dritten Weges (also Nationalversammlung mit dem Gegengewicht<br />

der Räte), das aber wegen mangelnder Unterstützung seitens der l<strong>in</strong>ken<br />

M<strong>in</strong>derheit, auch außerhalb dieser Partei, gescheitert war. – „Das Scheitern des<br />

Konzepts muss aber nicht dessen Illegitimität oder grundsätzliche Fehlkonstruktion<br />

beweisen.“ (S. 26) <strong>Die</strong> radikale L<strong>in</strong>ke (Spartakusbund/KPD) hatte zu wenig<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>in</strong> Bewegung gekommenen Arbeitermassen und ebenfalls ke<strong>in</strong><br />

klares Konzept. Im Unterschied zu dem <strong>in</strong> der Literatur vorherrschenden negativen<br />

Urteil über diese L<strong>in</strong>ke fragte Werner Bramke nach ihrer „positiv aufstörenden<br />

Rolle“ <strong>in</strong> der Revolution, nach ihrer im Antikriegskampf wurzelnden demokratischen<br />

und humanistischen Tradition, die sie <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> "als legitime,<br />

unbequeme, aber vorwärtstreibende Kraft" ausweise, weshalb sie „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er demokratischen<br />

Gesellschaft nicht e<strong>in</strong>fach ausgegrenzt werden sollte“.(S. 26/27)<br />

So wurde die Tagung von e<strong>in</strong>er differenzierten, pauschale Urteile vermeidenden<br />

Sicht auf die Akteure der Revolution bestimmt. Davon zeugen auch die biografischen<br />

Beiträge, darunter über das Agieren vieler Intellektuellen, sowie Auskünfte<br />

über positive gewerkschaftliche Stellungnahmen zu Revolution, Räten und Sozialisierung.<br />

<strong>Die</strong> (im e<strong>in</strong>zelnen noch nicht beantwortete) Frage wurde aufgeworfen, wie<br />

breit die soziale Basis der Revolution über die Arbeiterschaft h<strong>in</strong>aus – oder nicht –<br />

war, was ihre Ergebnisse entsprechend bee<strong>in</strong>flussen musste.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Beiträgen und <strong>in</strong> der Diskussion behandelter Aspekt war die notwendige<br />

globale Sicht und die E<strong>in</strong>ordnung der Revolution <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>in</strong> das damalige<br />

<strong>in</strong>ternationale Geschehen als Bestandteil der revolutionären Umwälzungen <strong>in</strong>folge<br />

des Weltkrieges. Bezogen auf die <strong>in</strong> der Diskussion vorgetragene These von<br />

der Vorbild- (gar Leit-) Funktion der deutschen Revolution <strong>1918</strong>/<strong>1919</strong>, die ihr eher<br />

als der Oktoberrevolution 1917 <strong>in</strong> Russland zukäme, wurde zweierlei unterschieden:<br />

1. International unvergleichlich stärker ausgestrahlt hat die Revolution <strong>in</strong> Russland,<br />

sie bildete die „globale Klammer“ der damaligen revolutionären Ereignisse<br />

<strong>in</strong> Europa und <strong>in</strong> der ganzen Welt. Auch nach <strong>Deutschland</strong> kam der Impuls für die<br />

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