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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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Als Vertreter der Zittauer Sozialdemokraten zog Otto Schembor <strong>in</strong> die Sächsische<br />

Volkskammer e<strong>in</strong>. 3<br />

Im Zusammenhang mit der <strong>Novemberrevolution</strong> steht <strong>in</strong> der Oberlausitz der so<br />

genannte Zittauer Putsch im Juli/August 1920.<br />

Wenige Wochen vor den Reichtagswahlen von 1920 kam es <strong>in</strong> Zittau zu e<strong>in</strong>er<br />

bis dah<strong>in</strong> nicht gekannten Zuspitzung des Klassenkampfes. <strong>Die</strong> eigentliche Ursache<br />

für die im Juli beg<strong>in</strong>nenden Aktionen waren die Hungerdemonstrationen im<br />

August <strong>1919</strong>, die zu ke<strong>in</strong>er Verbesserung der Lage der Menschen geführt hatten,<br />

die zunehmende Erwerbslosigkeit und die sich verschärfende Inflation, die die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Not vergrößerten und die mangelhafte Lebensmittelversorgung verschlechterten.<br />

Als bekannt wurde, dass e<strong>in</strong> Lebensmittelhändler gesagt hatte, die<br />

Arbeiter sollten doch Sägespäne fressen, wenn sie ke<strong>in</strong> Geld für Lebensmittel hätten,<br />

brach der Sturm los. Empörte Demonstranten zogen spontan zu diesem Geschäft<br />

<strong>in</strong> der Reichenberger Straße und verprügelten den Inhaber; die im Geschäft<br />

vorhandenen Lebensmittel wurden zu herabgesetzten Preisen verkauft. E<strong>in</strong> herbeigerufener<br />

Trupp der Schutzpolizei griff zunächst nicht e<strong>in</strong> und zog sich wieder<br />

zurück.<br />

<strong>Die</strong> Empörung der Massen erreichte ihren Siedepunkt, als kurze Zeit darauf,<br />

vom Oberbürgermeister alarmiert, bewaffnete Hundertschaften der Landespolizei<br />

anrückten. <strong>Die</strong>se waren seit längerer Zeit wegen der immer wieder aufflammenden<br />

revolutionären Stimmung der Zittauer Arbeiter von der Stadtverwaltung angefordert<br />

und <strong>in</strong> der Kaserne stationiert worden. Trotz Waffengebrauchs und vere<strong>in</strong>zelter<br />

Schüsse gelang es der Sicherheitspolizei nicht, die Demonstranten<br />

zurückzudrängen. Am Abend sperrte die Polizei die Reichenberger Straße und den<br />

Rathausplatz mit Masch<strong>in</strong>engewehren und Drahtverhau ab. Dabei flammten immer<br />

wieder Schießereien auf, und es gab bei den Demonstranten die ersten Verletzten.<br />

Am nächsten Tag trat die Zittauer Arbeiterschaft aus Protest gegen die Willkür<br />

der Polizei <strong>in</strong> den Streik. Aus Solidarität legten neben den Belegschaften anderer<br />

Betriebe die Arbeiter des Großkraftwerkes Hirschfelde die Arbeit nieder und beteiligten<br />

sich mit an der Großkundgebung auf der Schießwiese (heute Neubaugebiet<br />

Zittau-Ost). Zu den hier gestellten Forderungen an den Staatsapparat sprach<br />

auch der aus Berl<strong>in</strong> herbeigeeilte ehemalige Redakteur der „Volkszeitung“ Emil<br />

Rauch, der jetzt Mitglied des Parteivorstands der USPD war. Nach ergebnislosen<br />

Verhandlungen mit der Stadtverwaltung griff die sächsische Landesregierung mit<br />

e<strong>in</strong>er so genannten Zivilkommission e<strong>in</strong> und ließ am 2. und 3. August per Flugzeug<br />

über Zittau Flugblätter abwerfen, <strong>in</strong> denen die bed<strong>in</strong>gungslose E<strong>in</strong>stellung<br />

des Generalstreiks gefordert wurde. Gleichzeitig wurde bekannt, dass General<br />

Müller, der reaktionäre Reichswehrgeneral (der später, im Herbst 1923, mit brutaler<br />

Waffengewalt über ganz Sachsen die Macht ausübte und viele Arbeiter nieder-<br />

3 Nach 1933 folterten ihn die Nazis <strong>in</strong> Konzentrationslagern, er starb nach se<strong>in</strong>er Entlassung 1937. Se<strong>in</strong> Grab<br />

auf dem Krematoriumsgelände <strong>in</strong> Zittau ist vor Jahrzehnten e<strong>in</strong>geebnet worden.<br />

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