Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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iken von den Arbeitern übernommen worden seien. An der Spitze des Arbeiterrats,<br />
der ebenfalls am 9. November <strong>1918</strong> gebildet wurde, stand als Obmann des Betriebes<br />
He<strong>in</strong>rich Weber. <strong>Die</strong> überwiegende Mehrheit der Mitglieder des zentralen Arbeiterrates,<br />
der sich aus Vertretern aller Fabriken des Ortes zusammensetzte, gehörte der<br />
USPD an. 2 Ähnlich wie bei der Firma Schwartzkopf und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen anderen Berl<strong>in</strong>er<br />
Großbetrieben erkämpften sich die Hennigsdorfer Werktätigen <strong>in</strong> den AEG-Betrieben<br />
weitgehende Kontrollrechte. Zu diesen Rechten gehörte, dass der Betriebsrat bei se<strong>in</strong>er<br />
Tätigkeit im Betrieb nicht beh<strong>in</strong>dert werden durfte, dass der engere Betriebsrat (er<br />
umfasste e<strong>in</strong> Drittel des Gesamtbetriebsrates) von der Betriebsarbeit befreit war und<br />
berechtigt war, <strong>in</strong> sämtlichen Hennigsdorfer AEG-Fabriken zu wirken. E<strong>in</strong>stellungen<br />
und Entlassungen durften nur mit Zustimmung des Betriebsrates vorgenommen werden.<br />
Im Nachbarort Velten wurde auf e<strong>in</strong>er Versammlung, die von ca. 1.000 E<strong>in</strong>wohnern<br />
besucht war, e<strong>in</strong> provisorischer Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. 3<br />
Am 13. November <strong>1918</strong> wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Versammlung im Speisesaal<br />
der AEG die Hennigsdorfer Arbeiterräte bestätigt. Gleichzeitig begann aber, wenn<br />
auch zunächst vorsichtig, von Berl<strong>in</strong> aus der Abbau der Räte. In den ersten Verlautbarungen<br />
sowohl des Rates der Volksbeauftragten wie der Preußischen Regierung<br />
wurde auf die konstituierende Versammlung bzw. die verfassunggebende<br />
Versammlung orientiert. <strong>Die</strong> Arbeiter- und Soldatenräte wurden bewusst ignoriert.<br />
Im Dezember <strong>1918</strong> beteiligten sich Arbeiter und Angestellte am Proteststreik<br />
gegen den Mord an 14 Demonstranten <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Chausseestraße.<br />
Im R<strong>in</strong>gen gegen die konterrevolutionäre Gefahr entschlossen sich revolutionäre<br />
Hennigsdorfer Arbeiter, <strong>in</strong> der AEG e<strong>in</strong>e Ortsgruppe der KPD im Ort zu<br />
gründen. Etwa 35 Mitglieder der USPD und des Spartakusbundes bildeten die<br />
kommunistische Ortsgruppe. <strong>Die</strong> Hennigsdorfer Kommunisten mussten sich bereits<br />
<strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er Januarkämpfen bewähren. Hilde Ste<strong>in</strong>br<strong>in</strong>g, Fritz Bojun,<br />
Oskar Dutschke, Wilhelm Heller, Kurt Unger und Jakob Weber gehörten zu den<br />
Verteidigern des „Vorwärts“-Gebäudes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
In Hennigsdorf zeigte sich am Beispiel der Arbeiterräte, dass das Zentrum revolutionärer<br />
Tätigkeit zunächst nicht der Ort, sondern der Betrieb war. Das widerspiegelte<br />
die Protestresolution des Hennigsdorfer Arbeiterrates vom 18. Februar<br />
<strong>1919</strong>, <strong>in</strong> der die schnelle Untersuchung des Mordes an Rosa Luxemburg und<br />
Karl Liebknecht gefordert wurde. Sie wurde <strong>in</strong> der „Roten Fahne“ vom 28. Februar<br />
<strong>1919</strong> veröffentlicht. <strong>Die</strong> Arbeiterschaft des gesamten AEG-Konzerns – ca.<br />
60.000 Arbeiter und Angestellte – schloss sich der Hennigsdorfer Resolution an.<br />
E<strong>in</strong> bleibendes Ergebnis der <strong>Novemberrevolution</strong> für Hennigsdorf war, dass sich<br />
der Industrieort <strong>in</strong> den folgenden Jahren zu e<strong>in</strong>em Zentrum der Arbeiterbewegung<br />
im Land Brandenburg entwickelte.<br />
2 Siehe Claus Glöckner: Zur Geschichte der Arbeiterbewegung Hennigsdorfs (1917 bis 1933) unter besonderer<br />
Berücksichtigung des Kampfes der KPD um die Erweiterung ihres Massene<strong>in</strong>flusses im Ort und dessen Betrieben.<br />
Inaugural-Dissertation, vorgelegt an der Pädagogischen Hochschule Potsdam, April 1969, S. 160ff.<br />
3 Siehe ebenda, S. 162 f.<br />
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