23.10.2012 Aufrufe

Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

stellten nun der ADGB, der AfA und die sozialistischen Parteien der Regierung e<strong>in</strong><br />

Ultimatum, <strong>in</strong> dem sie u. a das Bielefelder Abkommen garantieren sollte. 111<br />

Als Antwort auf das Verhalten von Watters brach noch am selben Tag e<strong>in</strong>e<br />

zweite Streikwelle aus, und am 30. März – dem Tag, an dem das Ultimatum ablief<br />

– hatten bereits 330.000 Kumpel im Revier bzw. 77 Prozent der gesamten Belegschaften<br />

die Arbeit niedergelegt. 112 Von Watter setzte daraufh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Truppen<br />

<strong>in</strong> Bewegung – <strong>in</strong> der Regel Freikorps, die gerade noch das Vorgehen von Kapp<br />

und Lüttwitz unterstützt hatten –, nachdem er von der Berl<strong>in</strong>er Regierung freie<br />

Hand im Vorgehen gegen die Aufständischen bekommen hatte. 113 <strong>Die</strong>se Bedrohung<br />

hatte e<strong>in</strong>e weitere Radikalisierung der Arbeiter zur Folge, 114 die jedoch nicht<br />

zur Vere<strong>in</strong>heitlichung ihrer Kämpfe führte. Stattdessen wurde die Spaltung <strong>in</strong>nerhalb<br />

der verschiedenen Strömungen der Arbeiterschaft größer: Der vom Essener<br />

Zentralrat geführte Teil wollte die Ergebnisse des Bielefelder Abkommens durch<br />

weitere Verhandlungen nochmals verbessern, während die Vollzugsräte aus Mülheim<br />

und Hamborn nicht bereit waren, ihr syndikalistisches Sofortprogramm aufzugeben.<br />

In Duisburg herrschte l<strong>in</strong>kskommunistischer Anarchismus, und die<br />

Kampfleiter der Roten Ruhr Armee ließen sich ebenfalls dem l<strong>in</strong>kskommunistischen<br />

Spektrum zuordnen. 115 Letztere begannen, sich Ende März immer weiter zu<br />

isolieren.<br />

Am 31. März wurde auf e<strong>in</strong>er Konferenz <strong>in</strong> Münster die Frist des Ultimatums<br />

der Reichsregierung auf den 2. April verlängert, weitere Vere<strong>in</strong>barungen auf der<br />

Grundlage der vorausgegangenen Verhandlungen wurden getroffen, und die<br />

Reichswehr sollte ihren Vormarsch am Abend des 31. März e<strong>in</strong>stellen. Doch mittlerweile<br />

zerfiel die Rote Ruhr Armee. <strong>Die</strong> Kämpfer fühlten sich von ihren Heimatstädten<br />

im Stich gelassen, waren von der Versorgung abgeschnitten und hegten<br />

großes Misstrauen gegen die Reichswehr und gegen ihre eigene Führung. 116<br />

Dadurch wurde es unmöglich, die Bed<strong>in</strong>gungen des Waffenstillstands zu erfüllen,<br />

worauf die Reichswehrtruppen <strong>in</strong>s Ruhrgebiet e<strong>in</strong>marschierten. In Hamm wurden<br />

am 1. April – Gründonnerstag – von e<strong>in</strong>em Freikorps 49 Arbeiter und <strong>in</strong> Pelkum<br />

150 Personen erschossen. 117 Nachdem absehbar war, dass ke<strong>in</strong> neuer Generalstreik<br />

kommt, wurde <strong>in</strong> Essen der Abbruch der Kämpfe von Seiten der Arbeiter beschlossen,<br />

und die Abkommen von Bielefeld und Münster wurden angenommen.<br />

Auch die Kampfleiter der Roten Ruhr Armee erklärten schließlich, „dass sie sich<br />

diesen Vere<strong>in</strong>barungen unterwerfen und für die sofortige Durchführung sorgen<br />

werden“. 118<br />

111 Siehe ebenda.<br />

112 Siehe W<strong>in</strong>kler, Revolution, S. 331.<br />

113 Siehe Ultimatum der Reichsregierung an das Ruhrproletariat, <strong>in</strong>: Arbeitere<strong>in</strong>heit, S. 152.<br />

114 Siehe ebenda, S. 332.<br />

115 Siehe ebenda, S. 332f.<br />

116 Siehe Abelshauser, Umsturz, S. XLI.<br />

117 Zu der Situation <strong>in</strong> Pelkum siehe Jürgen Lange: <strong>Die</strong> Schlacht bei Pelkum im März 1920. Legenden und<br />

Dokumente, Essen 1994.<br />

118 Bergarbeiter-Zeitung, Nr. 15 vom 10.4.1920, S. 1.<br />

127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!