Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland
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ekanntesten radikalen Revolutionäre kurzerhand festsetzen und ihnen das requirierte<br />
Haus des Scherl-Verlages abnehmen. Der Vollzugsrat der Berl<strong>in</strong>er A.- und<br />
S.-Räte stellte sich zwar auf die Seite der Spartakisten und beschloss am 12. November:<br />
„Dem Scherl-Verlag wird vom Vollzugsrat des A.-u. S.-Rates die Verpflichtung<br />
auferlegt, die täglich ersche<strong>in</strong>ende Zeitung ><strong>Die</strong> Rote Fahne< unter der<br />
Redaktion von Frau R. Luxemburg (Vertreter [Ernst] Meyer) zu drucken und die<br />
für die Herstellung und Verbreitung erforderlichen E<strong>in</strong>richtungen zur Verfügung<br />
zu stellen.“ 92 Der Verlag weigerte sich aber, der Anordnung folge zu leisten, und<br />
organisierte sich die Unterstützung der Regierung Ebert. <strong>Die</strong> „Vere<strong>in</strong>igung Großstädtischer<br />
Zeitungsverleger“, der der Scherl-Verlag angehörte, wandte sich protestierend<br />
an den Reichskanzler Ebert und drohte, die Verlage würden ihr Vertrauen<br />
<strong>in</strong> die Regierung verlieren, wenn diese nicht sofort <strong>in</strong> ihrem Interesse<br />
handele. Darauf wurde der Befehl zurückgezogen. 93 Es sollte e<strong>in</strong>e Woche vergehen,<br />
bis der Spartakusbund endlich e<strong>in</strong>e regelmäßige Tageszeitung herausbr<strong>in</strong>gen<br />
konnte. Vor welchen Schwierigkeiten die Redaktion stand, illustriert e<strong>in</strong> Schreiben<br />
Rosa Luxemburgs an Wolfgang Fernbach, <strong>in</strong> dem sie auf se<strong>in</strong> Angebot zur<br />
Mitarbeit an der Zeitung e<strong>in</strong>geht: „Was aber sehr nötig und nützlich, s<strong>in</strong>d Notizen,<br />
kurze Entrefilets aktueller Natur. Darüber müsste man sich von Fall zu Fall verständigen.<br />
Aus allen diesen Gründen wäre es nötig, dass Sie nächstens mal auf die<br />
Redaktion kommen und mit uns, namentlich mit Genossen Meyer, der Sekretär<br />
der Redaktion ist, sprechen oder mit Genossen Levi, der dieses Ressort meist<br />
selbst bearbeitet, Rücksprache nehmen. Freilich haben wir vorläufig nicht e<strong>in</strong>mal<br />
Redaktionsräume, das soll alles noch beschafft und geordnet werden. Doch ich<br />
hoffe, bald wird alles klappen.“ 94 <strong>Die</strong> Redaktion fand schließlich Unterschlupf <strong>in</strong><br />
den Räumen des Zentralbüros des Spartakusbundes, e<strong>in</strong>er siebenräumigen Etage<br />
<strong>in</strong> der Wilhelmstr. 114. <strong>Die</strong>se erwies sich jedoch bald als zu kle<strong>in</strong>, weswegen das<br />
Zentralbüro <strong>in</strong> die Friedrichstr. 217 – den von Meyer angemieteten früheren Sitz<br />
der ROSTA – verlegt wurde. <strong>Die</strong> Redaktion blieb <strong>in</strong> der Wilhelmstr. Außerdem<br />
wurden für sie zusätzlich Räume im Hotel „Askanischer Hof“ <strong>in</strong> der Anhalter<br />
Straße gemietet. 95<br />
<strong>Die</strong> Aufgaben des Spartakusbundes <strong>in</strong> den Wochen nach der <strong>Novemberrevolution</strong><br />
beschrieb Meyer später folgendermaßen: „Der Sturz der Monarchie <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> gab dem Spartakusbund die breitesten Entfaltungsmöglichkeiten. Er<br />
setzte der bereits am 9. November von Ebert ausgegebenen Aufforderung der Ablieferung<br />
der Waffen die Parole der Bewaffnung des Proletariats und der Entwaffnung<br />
der Bourgeoisie entgegen. Er kritisierte auf Schritt und Tritt die Unzuläng-<br />
92 Engel/Holtz/Materna, Arbeiter- und Soldatenräte, S. 40.<br />
93 Das Protestschreiben der Zeitungsverleger <strong>in</strong>: DuM Bd. II/2, S. 389-392, zum Zurückziehen des Befehls des<br />
Vollzugsrates siehe ebenda, S. 392, Anm.1.<br />
94 Rosa Luxemburg an Wolfgang Fernbach, [Berl<strong>in</strong>], 18.11.18, <strong>in</strong>: Rosa Luxemburg: Gesammelte Briefe, Bd. 5,<br />
Berl<strong>in</strong> 1987, S. 416.<br />
95 Siehe Pieck, Er<strong>in</strong>nerungen, S. 438f.<br />
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