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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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Wir wollen die strikte Durchführung der Demokratie, des Mehrheitswillens <strong>in</strong> der<br />

Gesetzgebung und Verwaltung. Wir wollen diese Entwicklung auch nicht <strong>in</strong> dem<br />

langsamen bedächtigen Tempo der Evolution, sondern ich für me<strong>in</strong>en Teil b<strong>in</strong><br />

auch damit e<strong>in</strong>verstanden, dass sie gefördert wird im Tempo der Revolution, mit<br />

festem energischen Willen und äußerster Anstrengung aller geistigen und physischen<br />

Kräfte.(Beifall) Dazu können und wollen die Gewerkschaften mithelfen mit<br />

der ganzen Kraft unserer gee<strong>in</strong>ten(!) starken Organisation.“ 18<br />

E<strong>in</strong> tragender Gesichtspunkt war dabei: <strong>Die</strong> Sozialisierung könne nicht das<br />

Werk der Arbeiter alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, es müssten dazu die Fachleute – Techniker, Ingenieure,<br />

Betriebsleiter – herangezogen werden, um e<strong>in</strong> störfreies Funktionieren der<br />

sozialisierten Wirtschaft – auch während und vor allem nach der Revolution – zu<br />

sichern. Auf dem DHV-Gewerkschaftstag im Juni <strong>1919</strong> unterbreitete Tarnow konkrete<br />

Vorstellungen über die Sozialisierung <strong>in</strong> der Holz<strong>in</strong>dustrie. 19<br />

Neben der Sozialisierung standen im Zentrum der gewerkschaftlichen Diskussion<br />

<strong>1918</strong>/<strong>1919</strong>, so auch im DHV, die überall spontan entstandenen Räte. Auf der<br />

Gauvorsteherkonferenz des DHV Anfang März <strong>1919</strong> hieß es dazu: „<strong>Die</strong> Arbeiterräte<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Errungenschaft der Revolution. Sie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimisches Gewächs,<br />

sondern aus dem revolutionären Russland übernommen“; es hätten auch<br />

andere, „der deutschen Eigenart angepasste“ Organisationsformen „Träger des<br />

Revolutionsgedankens“ se<strong>in</strong> können, aber: „Wir müssen die Tatsache anerkennen,<br />

dass der Gedanke der Arbeiterräte <strong>in</strong> der deutschen Arbeiterschaft schnell Boden<br />

gefasst hat“, und es stünde „doch unzweifelhaft fest, dass sehr große Teile der<br />

deutschen Arbeiterschaft die Erhaltung und den Ausbau des Rätesystems wünschen“;<br />

Arbeiterräte und Gewerkschaften seien ke<strong>in</strong>e Gegensätze, sie sollten eng<br />

zusammenarbeiten. 20 Dabei wurde zwischen Betriebsräten und territorialen Räten<br />

unterschieden.<br />

<strong>Die</strong> Betriebsräte wurden als von Arbeitern des jeweiligen Betriebes demokratisch<br />

gewählte Organe verstanden, die ihre Mitbestimmung, auch Mitentscheidung<br />

<strong>in</strong> allen(!) sie betreffenden Betriebs- und Produktionsfragen und damit ihre<br />

neben dem Unternehmer gleichberechtigte Stellung im Betrieb realisieren sollten.<br />

Sie (nicht die Gewerkschaften) sollten die Träger der Produktion im Betrieb se<strong>in</strong>. 21<br />

Ihre Aufgaben und Rechte sollten <strong>in</strong> Tarifverträgen festgeschrieben werden. Hier<br />

g<strong>in</strong>g es um die „wirtschaftliche Demokratie im Betriebe“ – auch als Weiterführung<br />

der „politischen Revolution“ vom November h<strong>in</strong> zur „sozialen Revolution“:<br />

„<strong>Die</strong> gleichberechtigte Stellung, d.h. also die wirtschaftliche Demokratie im<br />

Betriebe, ist noch nicht der Sozialismus, wohl aber e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Voraussetzungen“,<br />

sie sei deshalb „geradezu der Brennpunkt des wirtschaftlichen Klassenkampfes<br />

zwischen Kapital und Arbeit“ geworden. 22 <strong>Die</strong> Gewerkschaften würden dabei<br />

18 Leipart II, S. 270.<br />

19 Siehe dazu Plener, Gewerkschaftliche Positionen <strong>1918</strong>/19.<br />

20 HZ, 5.4.<strong>1919</strong>.<br />

21 Leipart II, S. 253.<br />

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