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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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FLORIAN WILDE<br />

Ernst Meyer vor und während der <strong>Novemberrevolution</strong><br />

im Jahre <strong>1918</strong><br />

Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur der deutschen Arbeiterbewegung<br />

Ernst Meyer (1887-1930) ist heute weitgehend vergessen. Dabei war er „e<strong>in</strong>er der<br />

bemerkenswertesten Führer des deutschen Kommunismus“, so Hermann Weber. 1<br />

Außer e<strong>in</strong>igen Kurzbiographien 2 , der – allerd<strong>in</strong>gs sehr ergiebigen – politischen<br />

Autobiographie se<strong>in</strong>er Frau, e<strong>in</strong>em Aufsatz von Hermann Weber aus dem Jahre<br />

1968 und e<strong>in</strong>em Aufsatz von Florian Wilde gibt es ke<strong>in</strong>e Arbeiten, die sich <strong>in</strong>tensiver<br />

mit ihm beschäftigen. 3<br />

Auf dem Gründungsparteitag der KPD wurde Meyer <strong>in</strong> die Zentrale der Partei<br />

gewählt, der er <strong>in</strong> den folgenden Jahren fast ununterbrochen angehörte und <strong>in</strong> der<br />

er verschiedene leitende Funktionen übernahm. Am II. und IV. Weltkongress der<br />

Kom<strong>in</strong>tern (1920 und 1922) nahm Meyer als Delegierter der KPD teil. In Folge<br />

der Verhaftung des KPD-Vorsitzenden He<strong>in</strong>rich Brandler im April 1921 übernahm<br />

Meyer kommissarisch die Leitung der Partei. Nach dem Jenaer Parteitag im August<br />

1921 zum Leiter des Polbüros gewählt, wurde er zum faktischen Vorsitzenden<br />

der KPD. 4 Unter se<strong>in</strong>er Führung gelang – vor allem wegen der wesentlich von<br />

1 Hermann Weber: Zu den Beziehungen zwischen der KPD und der Kommunistischen Internationale, <strong>in</strong>: Vierteljahreshefte<br />

für Zeitgeschichte (VfZ), H. 2/April 1968, S. 177-208, hier S. 180. In der E<strong>in</strong>leitung zu Rosa<br />

Meyer-Lev<strong>in</strong>é: Im <strong>in</strong>neren Kreis. Er<strong>in</strong>nerungen e<strong>in</strong>er Kommunist<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> 1920-1933, mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung<br />

von Hermann Weber, Köln 1982, S. 8, bezeichnet Weber Meyer als „e<strong>in</strong>en der bedeutendsten KPD-<br />

Führer“. Auch im biographischen Handbuch deutscher Kommunisten wird Meyers „überragende Rolle <strong>in</strong> der<br />

KPD“ gewürdigt, <strong>in</strong>: Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch<br />

<strong>1918</strong> bis 1945, Berl<strong>in</strong> 2004, S. 503.<br />

2 Auswahl der Kurzbiographien: Weber/Herbst: Kommunisten, S. 501-503; Hermann Weber: <strong>Die</strong> Wandlung des<br />

deutschen KommunismuS. <strong>Die</strong> Stal<strong>in</strong>isierung der KPD <strong>in</strong> der Weimarer Republik, 2 Bde., Frankfurt/M. 1969,<br />

Bd. 2, S. 220-222; Ders. (Hrsg.): Der Gründungsparteitag der KPD. Protokoll und Materialien, mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung<br />

von Hermann Weber, Frankfurt/M. 1969, S. 325f; Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches<br />

Lexikon, hrsg. vom Institut für Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus beim ZK der SED, Berl<strong>in</strong> (Ost) 1970<br />

[künftig zit. als IML: Lexikon], S. 328f.<br />

3 Rosa Meyer-Lev<strong>in</strong>é, Er<strong>in</strong>nerungen; Weber, Beziehungen. Florian Wilde: „Diskussionsfreiheit ist <strong>in</strong>nerhalb unserer<br />

Partei absolut notwendig“. Zum Verhältnis des KPD-Vorsitzenden Ernst Meyer zur <strong>in</strong>nerparteilichen Demokratie<br />

1921/22, <strong>in</strong>: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung 2006, S. 168-184. Außerdem liegt<br />

me<strong>in</strong>e Magisterarbeit vor: Ernst Meyer als Vorsitzender der KPD 1921/22, Hamburg 2003 (unveröffentl.). Ich<br />

arbeite z. Zt. an e<strong>in</strong>er Dissertation über „Ernst Meyer (1887-1930) – vergessene Führungsfigur des deutschen<br />

Kommunismus. E<strong>in</strong>e politische Biographie.“<br />

4 Formal bestand die KPD-Zentrale seit dem Jenaer Parteitag aus gleichberechtigten Mitgliedern. Meyer, auf<br />

den auf dem Jenaer Parteitag (geme<strong>in</strong>sam mit Wilhelm Pieck) die meisten Stimmen entfallen waren (siehe <strong>Die</strong><br />

Rote Fahne, 27.8.21), wurde auf der ersten Sitzung der neugewählten Zentrale zum Vorsitzenden des Pol(itischen)büros<br />

gewählt (siehe Protokoll der Sitzung der Zentrale vom 31.8.21, <strong>in</strong>: SAPMO-BArch, RY 1/I<br />

2/2/13, Bl. 304) und übte <strong>in</strong> der folgenden Zeit entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die Politik der KPD aus. Meyers<br />

formale Funktion als Vorsitzender des Polbüros, dem „Spitzengremium der Partei“ (Weber/Herbst: Kommu-<br />

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