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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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Bei der Versammlung im „Hotel zur Sonne“ kam es jedoch wegen der H<strong>in</strong>haltepolitik<br />

der sozialdemokratischen Funktionäre nur zu endlosen Diskussionen.<br />

Beschlüsse zur Durchsetzung revolutionärer Ziele wurden nicht gefasst, vielmehr<br />

riefen die sozialdemokratischen Funktionäre ähnlich wie der Oberbürgermeister<br />

zu „Ruhe und Ordnung“ auf. Am 15. November fand im „Hotel zur Sonne“ die<br />

endgültige Konstituierung des Arbeiter- und Soldatenrates statt. Maßgebender<br />

Geschäftsführer wurde Otto Schembor (SPD), Vorsitzender des Soldatenrates der<br />

Gefreite Hängekorb.<br />

<strong>Die</strong> Leitungsmitglieder des Arbeiterrates waren aber gezwungen, der revolutionären<br />

Stimmung bei den Massen <strong>in</strong> gewissem Maße Rechnung zu tragen, was<br />

<strong>in</strong> manchen Fällen zu Differenzen mit der konservativen Stadt- und Kreisverwaltung<br />

führte. E<strong>in</strong> Beispiel dafür war das am 15. November gegen den reaktionären<br />

Beamtenapparat erzwungene Hissen der roten Fahne auf dem Zittauer<br />

Rathaus. <strong>Die</strong>ses Zeichen für die Revolution traf bei der Mehrheit der Zittauer<br />

E<strong>in</strong>wohner auf stürmische Zustimmung. In e<strong>in</strong>er vom Kreisvorstand der SPD<br />

1924 herausgegebenen Broschüre hieß es dazu: „Am nächsten Tage (dem 16.11.)<br />

holte sich dann e<strong>in</strong>e Deputation des Arbeiter- und Soldatenrates bei den städtischen<br />

Behörden die schriftliche Zustimmung ..., dass von dieser Seite ke<strong>in</strong> Entgegenwirken<br />

gegen die revolutionären Bestrebungen stattf<strong>in</strong>de, sondern dass<br />

man diese anerkenne.“ <strong>Die</strong>se kaum revolutionär zu nennende Haltung versetzte<br />

den Oberbürgermeister <strong>in</strong> die Lage, sich vor der nur aus Vertretern des Bürgertums<br />

bestehenden Stadtverordnetenversammlung damit zu rechtfertigen, dass er<br />

das Hissen der roten Fahne nicht mit Polizeigewalt verh<strong>in</strong>dert habe, um Blutvergießen<br />

zu vermeiden.<br />

Doch ganz so reibungslos, wie vom Oberbürgermeister und den Stadträten sowie<br />

den führenden Funktionären des Arbeiter- und Soldatenrates gewünscht, gestaltete<br />

sich noch längere Zeit nach den Novembertagen die Zusammenarbeit zwischen<br />

den alten Behörden und dem Arbeiter- und Soldatenrat nicht. Immer wieder<br />

kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen, zu revolutionären Aktionen der<br />

Werktätigen. Das Streben nach sozialistischer Umgestaltung der Wirtschaft und<br />

Gesellschaft brachten besonders die Arbeiter der Großbetriebe – des Braunkohlen-<br />

und des Kraftwerkes Hirschfelde, der Phänomen-Werke Zittau, der Mechanischen<br />

Weberei Zittau – zum Ausdruck. Wie anderswo auch fehlte es hier an e<strong>in</strong>er<br />

zielklaren Führung. Der Arbeiter- und Soldatenrat stellte nicht die Frage nach<br />

Übergabe der örtlichen Staatsmacht an die berufenen Vertreter der Arbeiter und<br />

anderer Werktätigen. Schembor, Fischer und andere sozialdemokratische Funktionäre<br />

riefen <strong>in</strong> Versammlungen und Presseerklärungen immer wieder dazu auf,<br />

für „Ruhe und Ordnung“ zu sorgen.<br />

<strong>Die</strong> Wahlen zur Sächsischen Volkskammer am 2. Februar <strong>1919</strong> brachten <strong>in</strong> der<br />

Amtshauptmannschaft Zittau der SPD und der USPD zusammen rund 30.000<br />

Stimmen, die bürgerlichen Parteien kamen auf knapp 28.000. Das war e<strong>in</strong> ähnliches<br />

Ergebnis wie bei den Wahlen zur Nationalversammlung zwei Wochen zuvor.<br />

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