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Die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland

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nach Curt Geyer, der die Stadt jedoch Richtung Berl<strong>in</strong> verlassen hatte. Gemäß<br />

den Richtl<strong>in</strong>ien Noskes wurde neben allen kommunistischen Blättern auch die<br />

LVZ verboten.<br />

Der Truppene<strong>in</strong>marsch wurde erwartungsgemäß von den rechtsbürgerlichen<br />

„Neuesten Nachrichten“ begrüßt: „... dürfen wir wohl [...] unserer Freude Ausdruck<br />

geben, wieder e<strong>in</strong>mal Soldaten gesehen zu haben; wirkliche Soldaten, denen<br />

man den redlichen Willen zur Ordnung zutraut und die man deshalb für berufen<br />

hält, Träger dessen zu se<strong>in</strong>, was von deutscher Reichsgewalt noch übrig ist.“ 59<br />

<strong>Die</strong> vere<strong>in</strong>zelten Streikaufrufe, die <strong>in</strong> den Tagen nach dem E<strong>in</strong>marsch ohne Billigung<br />

der USPD erschienen, wurden von der Arbeiterschaft sehr mäßig befolgt.<br />

Isolierte Proteststreiks gab es unter anderem <strong>in</strong> Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg,<br />

Mölkau und Wahren; nach Meldung e<strong>in</strong>es Gendarmerie-Inspektors vom 12. Mai<br />

wurden an diesem Tage 22 Betriebe bestreikt. 60 Das Militär g<strong>in</strong>g mit Gewalt gegen<br />

Streikende vor und verhaftete bis zum 14. Mai 43 „Rädelsführer“. 61 Ab 14.<br />

Mai flauten die Streiks bereits merklich ab, die zunächst befürchtete Ausweitung<br />

zu e<strong>in</strong>em Generalstreik fand nicht statt. <strong>Die</strong> USPD- Führung hatte auch nicht zu<br />

e<strong>in</strong>em solchen aufgerufen. Vermieden wurde damit e<strong>in</strong>e – <strong>in</strong> der gegebenen Situation<br />

– aussichtslose Konfrontation mit der Macht, die nur zu noch schärferen<br />

Repressionen seitens des Militärs führen konnte.<br />

E<strong>in</strong>er der eigentlichen Anlässe des Truppene<strong>in</strong>marsches, die „Machtanmaßung<br />

des undemokratischen Leipziger Arbeiterrates“, war mit dessen Auflösung erledigt.<br />

Der später, nach dem Abzug der Truppen, Ende Juni neu gewählte Arbeiterrat,<br />

dem nun auch Handwerker und Angestellte angehörten, besaß ke<strong>in</strong>erlei kommunalpolitische<br />

Macht mehr.<br />

Der l<strong>in</strong>ke Leipziger „Sonderweg“ war endgültig zu Ende. „Mit der militärischen<br />

Besetzung Leipzigs verlor die radikale L<strong>in</strong>ke ihre letzte Bastion <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Macht der Räte war <strong>in</strong> Sachsen endgültig gebrochen. Bis <strong>in</strong>s Jahr 1920<br />

bestanden sie zwar vielerorts noch fort, waren nun aber politisch ohne jeden E<strong>in</strong>fluss.“<br />

62<br />

59 LNN, 12. Mai <strong>1919</strong>.<br />

60 Siehe SStAL, Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig, Nr. 1707, Bl.6.<br />

61 Siehe ebenda, Bl.19.<br />

62 Frank Heidenreich: Arbeiterkulturbewegung und Sozialdemokratie <strong>in</strong> Sachsen vor 1933, Weimar/Köln/Wien<br />

1995, S. 149.<br />

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