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Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur

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»Auf guett: und Peinlich beharreter bekhandtnuß Wolffen Haagers undt durch der Röm:<br />

Khay: Mayt ec. Sowoll auch der Landtgerichts Herrschafft Warttenburg in dero angehörigen<br />

Schrannenhauß zu Schwannß beseztes Pahngericht Zu Recht erkhendt. Ob woll<br />

bemelter Haager, wegen seiner Mermallen begangenen Mißhanndlungen, Und mit Rossen<br />

villfaltigen <strong>die</strong>bstals bedretten worden, Sowoll auch mit ainer grossen anzall Stuetten,<br />

Unnd Haubt Viechs <strong>die</strong> Unkheuschheit gepfleget, Und Wider <strong>die</strong> Menschlich <strong>Natur</strong><br />

gehanndlet, Inngleichen auch der Haager sein erstes Eheweib, so noch am Leben sein soll,<br />

mit einem anderen Weib, sich verehelicht, und deßwegen, mit underschiedtlichen straffen<br />

zu Contemniren wehr, So werden doch in dissen fällen auf <strong>die</strong> mehreren Verbrechen, unnd<br />

delicta gesechen, Unnd sein <strong>die</strong>selben also zu observiren, Soll der wegen mergedachter<br />

Haager erstlich mit dem Strang am Leben gestrafft, und alsodann, <strong>wider</strong>umb vom hochgericht<br />

herab genomben, auf dem Scheitterhauffen geworffen Unnd verbrenth werden,<br />

von Rechts wegen, Actum Inn der Landtgerichts Herrschafft Warttenburg und derselben<br />

angehörigen Schrannenhauß zu Schwannß den 10ten decembris A[nn]o [1]599«. 98<br />

Wolf Haager wurde wegen Sodomie, Bigamie und Diebstählen erhängt, seine<br />

Leiche vom Galgen abgeschnitten und auf einem Scheiterhaufen verbrannt (vgl.<br />

Strnadt 1909:194f). Das Urteil wurde in voller Strenge exekutiert, da niemand um<br />

eine mildere Bestrafung gebeten hatte, wie Joseph Khremser am 11. Dezember<br />

1599 an Wolf Nidermaier schrieb:<br />

»Unnt berichte ich in eill, d[ass] <strong>die</strong> Sach wegen der bewiesen Mallefiz Person zimblich<br />

woll abgeloffen. [...] Aber <strong>die</strong> weillen khain ainiches fuerpet im Clainisten nit verhanden<br />

gewest. Ist es bei den geschöpfften Urtl berait Exequert worden«. 99<br />

1602 wurde Johann Pöldeneder hingerichtet (Strnadt 1909:194). Keine drei<br />

Jahre nach seiner Hinrichtung, am 27. Februar 1604, wurde Abraham Pichler<br />

gemeinsam mit einer Kuh verbrannt. Wie es dazu kam, erzählen <strong>die</strong> archivalischen<br />

Überlieferungen nur auszugsweise. Erhalten sind dagegen detailreiche Schilderungen<br />

zur Vorbereitung der Hinrichtung.<br />

Abraham Pichler hatte 1597 <strong>die</strong> Witwe Brigitta Pichlerin geheiratet und war zu<br />

ihr auf das Pichlergut in Retl, einem kleinen Ort in der Pfarre Ottnang, gezogen. 100<br />

Seine Frau hatte eine Tochter namens Magdalena aus der vorangegangenen Ehe,<br />

<strong>die</strong> zum Zeitpunkt der Hochzeit dreizehn Jahre alt war. Über das Alter von<br />

Abraham Pichler und seiner Frau Brigitta erfahren wir aus den überlieferten Akten<br />

nichts. Dass seine Stieftochter Magdalena fortgelaufen sei, habe Abraham Pichler<br />

so sehr betrübt, dass er sich das Leben zu nehmen versuchte. Nachdem sich sein<br />

Selbstmordversuch herumgesprochen hatte, wurde Abraham Pichler verhaftet. Die<br />

Zeit seiner Untersuchungshaft im Wartenburger Schlossturm bleibt weitgehend im<br />

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