Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur

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3.6. Sprache – Macht – Gericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 3.6.1. InquisitInnen, ZeugInnen und Verhörende . . . . . . . . . . . . . . . . 187 3.6.2. Richter und Rechtsgutachter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 4. Sodomie in strafrechtlicher Theorie und gerichtlicher Praxis . . . . . . . . . . 205 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
VORWORT Als ich begann, nach Spuren der gerichtlichen Verfolgung devianter Sexualpraktiken in der Frühen Neuzeit zu suchen, war mir nicht klar, worauf ich mich eingelassen hatte. Mein erstes archivalisches »Fundstück« war ein Todesurteil aus dem späten 16. Jahrhundert. Ein gewisser Wolf Kauzenperger, so las ich, sollte wegen Fischdiebstahls und weil »er wid[er] die Menschliche natur zu vielmahlen mit underschiedlichem Vieh müsshandelt, und die unkeuschhait gepflegt« habe, mit dem »noch anverseends Hauptviech sambt dem ausgeworffenen Kalb, durch das Feuer von Leben zum Todt gestrafft werden«, d.h. Wolf Kauzenperger musste gemeinsam mit der von ihm sodomisierten Kuh und deren Kalb auf dem Scheiterhaufen sterben. 1 Eine Notiz unter dem Urteil verkündete seine »Begnadigung« – was mich für einen kurzen Moment hoffen ließ, der arme Mensch sei letztlich doch nicht hingerichtet worden. Doch bestand, wie ich weiter las, die Gnade darin, dass der Verurteilte vor seiner Verbrennung enthauptet werden sollte. Die auf einem unscheinbaren Blatt Papier festgehaltene Anordnung zur Tötung von Wolf Kauzenperger berührte mich, obwohl ich kaum etwas über diesen Menschen wusste. Mir war zwar klar, dass Sodomie meist hart bestraft wurde, dennoch traf mich jenes Todesurteil, das im Archiv vor mir lag. Auch wenn ich mich im Laufe meiner Archivrecherchen an die Lektüre von »peinlichen«, d.h. unter Foltereinsatz geführten, Verhören und Todesurteilen wohl oder übel gewöhnen musste, ließen mich diese Berichte über zugefügte Qualen und angeordnete Hinrichtungen niemals kalt. Diese im wissenschaftlichen Feld häufig als Schwäche bewertete Distanzlosigkeit half mir aber letztlich, die Menschen, die mir in den Quellen begegneten, nicht als bloße Untersuchungsobjekte zu betrachten, sondern sie mit Respekt als AkteurInnen in einer frühneuzeitlichen Gesellschaft zu sehen, die den Menschen unterschiedliche Chancen und Möglichkeiten einräumte. Ich wurde mir von neuem meiner Verantwortung als Historikerin bewusst, vergessene bzw. verschwiegene Vergangenheiten zu erforschen, um damit zur Analyse gegenwärtiger Verhältnisse beizutragen. Damit verbindet sich der Anspruch den LeserInnen offen zu legen, von welchem Standpunkt aus dieser Text geschrieben ist. Auch wenn Mittelalter und Frühe Neuzeit scheinbar weit hinter uns liegen, gibt es im Bereich der gesellschaftlich-moralischen Bewertung bestimmter sexueller Praktiken und Beziehungen Kontinuitäten. Der Tatbestand der »widernatürlichen Unzucht mit Tieren« (§129 I a) wurde zwar mit dem Strafrechtsänderungsgesetz von 1971 (BGBl 1971/273), welches in die große Strafrechtsreform 1973/74 über- 7
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3. SODOMIE VOR GERICHT Im 17. und i
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Mordbrennerei, Münz- und Siegelfä
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Tieren schuldig gemacht. Da das Las
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mutwillige Bigamie - die Aussagen W
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Die Ansicht, dass die mehrfach ver
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und Gastgeber (Wirt) Wolf Lengauer
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erschweren den Vergleich. Zwischen
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lebens, Verzweifflung oder aus eine
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tung durch das Feuer vergleichsweis
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Vermelden entdeckhet, darauf diser
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Wötzenbacher gestand sexuelle Bezi
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Gefängnis hingerichtet wurde (vgl.
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manche der mutmaßlichen Sodomiten
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Ob es die indirekte Drohung des Pfl
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hirdurch in Verdacht gehabt, Er mö
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Die betroffene Kuh, die sie bald da
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Schwager Simon. Dieser habe, als er
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fortpflanzungsorientierten Sex beze
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Justiz, die gefangenen Templer soll
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Maß an Glaubwürdigkeit zugesproch
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Verhöre vorausgingen, die allerdin
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weitgehend standardisierten Fragenk
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artes Ehepaar für den Denunzierten
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diert nur geringfügig mit den Auss
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Ein weiteres Indiz sei, dass Jacob
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»währe ihme inquisito zwahr beyge
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elegen seye, damit denen gemainen=
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er durch die Verführung des Teufel
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würde und biblische Katastrophen d
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seminis die Tat vollbracht worden w
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Die Fallbeispiele der protestantisc
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dann noch festhielten, wenn sich di
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Chronologische Übersicht zu den do
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Mai 1711: Prozess gegen Adam Prands
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ANMERKUNGEN 1 OÖLA, HA Weinberg, S
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22 Alle vier für das 17. Jahrhunde
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35 Griesebner 2000c:15. Ab 1749 tra
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BürgerInnen die Gnade zu erweisen,
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88 OÖLA, HA Wartenburg, Sch. 12, S
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hauptet und begraben, 1601 wurde Ha
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164 NÖLA, KGA Krems, HA Pöggstall
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202 Laut Zedlers Universallexikon e
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Aussage von Gregor Schatzl (8.10.17
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Regierungsbescheid (5.4.1690). 268
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QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS U
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Staats=Leuthe, die in der Literatur
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Landgerichtsordnung OÖ (1559): Rö
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Canning Kathleen (1994): Feminist H
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1999). Gerard Kent/ Hekma Gert (198
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Neuzeit, Wien. (Wiener Schriften zu
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Suisse d’Histoire/ Rivista Storic
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In: Münch Paul/ Walz Rainer (Hg.):
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Seibert Thomas-Michael (1991): Erz
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