Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zuetragenden fällen, Zwischen den anrainenden Herrschafften solche Correspondenz<br />
und Nachbarschafft mit heraußantworttung der Entwichnen Mallefiz<br />
Personen, gegen gebürlichen Revers, nit Neu« und auch schon des öfteren geschehen<br />
sei. Dennoch akzeptiere er <strong>die</strong> Haltung seines Kollegen und bitte ihn im<br />
Gegenzug, Abschriften der Verhörprotokolle von Magdalena Pichlerin zu senden.<br />
105<br />
Durch verschiedene Rechtstage im Mühlviertel, <strong>die</strong> den Bannrichter in Anspruch<br />
nahmen, verzögerte sich <strong>die</strong> Abhaltung des Banntaidings in Wartenburg bis zum<br />
27. Februar. Indessen, so ein Schreiben des Bannrichters vom 7. Februar, solle<br />
Wolf Nidermaier Vorbereitungen zur Hinrichtung treffen. Er solle<br />
»zu befürderung der execution Zehen Claffter scheitter ain Aichen Seile so aines guetten<br />
Mann schuechs dickh, und drei Claffter lang. Item ain khlaine khetten bei ainen Claffter,<br />
dann <strong>wider</strong> ain andere in <strong>die</strong> zwo claffter lang, sambd 4 steften machen lassen, dran<br />
ermelder bös Thätter geschmidt, und andern bösen leuthen selbigen refier zum schröckhlichisten<br />
abscheuchen lebendig an bemelder Seylen solle und mueß verprend werden«. 106<br />
Nachdem der Bannrichter den Wartenburger Landgerichtsverwalter instruiert<br />
hatte, Brennholz, eine Eichensäule und eine Eisenkette zur Anschmiedung des<br />
Inquisiten vorbereiten zu lassen, richtete Wolf Nidermaier seine Anweisungen an<br />
den Pfleger von Orth, er möge Magdalena nach allen Umständen des Inzests befragen,<br />
insbesondere »wie offt er mit Ir zuthuen gehabt« und <strong>die</strong> Protokolle umgehend<br />
nach Wartenburg senden. 107<br />
Wolf Nidermaier hatte große Bedenken wegen der bevorstehenden Hinrichtung.<br />
Es würde bereits <strong>die</strong> vierte Hinrichtung mit Verbrennung des Inquisiten in seiner<br />
Amtszeit sein. Vor allem aus Kostengründen hatte er schon im Falle Wolf Haagers<br />
versucht, dem damaligen Bannrichter einzureden, dass ein Scheiterhaufen nicht<br />
notwendig wäre. Und nun kündigte sich abermals eine aufwändige Hinrichtung an,<br />
<strong>die</strong>smal sogar eine Verbrennung bei lebendigem Leibe. Es waren vermutlich auch<br />
<strong>die</strong> Bürde der Verantwortung und <strong>die</strong> Furcht, sich Spott und Missgunst zuzuziehen,<br />
<strong>die</strong> den Wartenburger Pfleger bewogen, dem Bannrichter wegen der bevorstehenden<br />
Exekution zu schreiben. Er wisse wohl, dass der Inquisit den Feuertod ver<strong>die</strong>nt<br />
habe, »Weill Er aber einer guten freundschafft, <strong>die</strong> täglich höchstflehentlich umb<br />
begnadung anhalten«, würde sein Landgerichtsherr Friedrich von Polheim überlegen,<br />
ob er den »Armen Sünder« nicht nach Verlesung des offiziellen Urteils aus<br />
»landtgerichtlicher Macht und Hoheit« zur Enthauptung und Verbrennung begnadigen<br />
solle. Dies selbstverständlich nur, wenn es dem kaiserlichen Recht keinen<br />
Abbruch tue. Besondere Sorgen bereiteten Wolf Nidermaier <strong>die</strong> Instruktionen des<br />
Bannrichters in materieller und handwerklicher Hinsicht. Ob man <strong>die</strong> Eichensäule<br />
126