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Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur

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haben. Ich hab halt zum Satler gesagt, gelt der Herr, d[a]s wäre nicht erlaubt, wann ein<br />

Weibsbild mit einem Juden was zu thun hat«.<br />

Magdalena Gallin korrigierte <strong>die</strong> Aussage des Sattlermeisters. Wenn ihr auch das<br />

prinzipielle Verbot einer sexuellen Beziehung zu einem Juden bekannt war, so wollte<br />

sie aber von einer konkreten Strafdrohung nicht gesprochen haben: »[...] daß ich<br />

aber soll zum Satler gesagt haben, es ist nicht wahr, daß ein Weibsbild verbrant<br />

wird, wenn sie mit einem Juden was zu thun gehabt, das hab ich nicht geredet, wenn<br />

es auch mein Leben kostete«. Sie versuchte, sich als Opfer von Verleumdungen darzustellen:<br />

»Er mag tausendmahl ein Jurament geschwohren haben, <strong>die</strong> Leuth seynd<br />

halt alle über mich«. Gestützt auf <strong>die</strong> Aussagen von Johann Michael Wolfseher und<br />

seiner Frau Magdalena wurde in <strong>die</strong>sem Verhör auch <strong>die</strong> Übernachtung in<br />

Leonfelden vom Gericht thematisiert. Es sei merkwürdig, dass Magdalena Gallin<br />

damals in der Stube schlafen wollte, wo doch dort der Jude lag. Die Sattlerin habe<br />

es ihr verwehrt, weil sie – so hielten es <strong>die</strong> Verhörenden der Inquisitin vor – »wurde<br />

vielleicht geglaubet haben, du thätest dich zum Juden legen«. Wieder versuchte<br />

Magdalena Gallin, <strong>die</strong> Aussagen als Verleumdungen hinzustellen: »Wenn ich dem<br />

Juden zugehalten hätte, so hätt ich Ja den Karton gekriegt, den der Jud bey sich<br />

gehabt«. Sie schilderte ihren Plan, den Hausierer zu überlisten:<br />

»Dann wie mir seynd mitsamen auf Laßberg gangen, und er von mir was Unrechtes<br />

begehret, hab ich gesagt, Ja ich laß ihn einmahlen darüber, wenn er mir einen schönen<br />

Karton bringt. Allein ich hab mir gedenkt, wenn er mir den Karton bringet, so nihm ich<br />

solchen und lauf dem Juden davon, laß den Karton denen Leüthen sehen, und behalt den<br />

Karton«.<br />

Auf dem Rückweg von den Glashütten habe er sie bedrängt, sie sollte »ihn darüber<br />

lassen«. Er habe sie zu überzeugen versucht, indem er betonte, sie könne von<br />

ihm nicht schwanger werden, weil er ja »geschnitten« sei. Dann betonte sie seinen<br />

Geschäftssinn und seine Verschlagenheit. Als sie den Karton von ihm forderte,<br />

habe er gesagt:<br />

»Allein es zalt ein anderer auch nicht, bis er seine Sach verrichtet hat. [...] Er hat gesagt,<br />

wenn er mit mir was zu thun gehabt, und ich den Karton gehabt bekomme, so soll ich<br />

brav laugnen, und soll sagen: Einen gulden hätte ich ihme gegeben, und einen Gulden<br />

seye er mir an Tragerlohn schuldig, und darvon hätte ich den Karton her«.<br />

Auf <strong>die</strong> beständig wiederholte Frage, ob sie ihm nicht tatsächlich »in Ungebühr<br />

zugehalten« habe, erzählte Magdalena Gallin, dass Isaak Löbl sie dazu bringen<br />

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