Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
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Die Hoffnung auf Gnade und Vergebung sollte – wie wir bereits wissen – enttäuscht<br />
werden. Die angebliche Verleitung durch den Teufel und <strong>die</strong> Schmerzen<br />
des Beschuldigten kamen zwar im rechtlichen Gutachten noch einmal zur Sprache,<br />
wurden aber letztlich nicht als mildernde Umstände anerkannt.<br />
Vertrauen wir den Datierungen im Protokollbuch, so fand das zweite Verhör am<br />
10. November, zwei Wochen nach dem ersten statt. Die Verhörenden zweifelten<br />
mit aller suggestiven Kraft an Georg Dörffls Erklärung, dass er sein »Männlich<br />
Gliedt« nur zum Zwecke der Schmerzlinderung »an der S[alva] V[enia] Kuhe Orth<br />
gehalten« habe. Er wurde gefragt, ob »Es Niemahl aus einer freywillig gekommenden<br />
begierdt geschehen seye« und ob er sich nicht vielmehr »in disen begürden<br />
würckhlich Vorgenomben mit der S[alva] V[enia] Kuhe zu sündigen und würckhlich<br />
zu thuen zu haben«. Georg Dörffl gab vermutlich den suggestiven Fragen<br />
nach, als er antwortete, dass es wohl beim zweiten und dritten sodomitischen Kontakt<br />
mit der Kuh so gewesen sei. Er machte aber sogleich wieder einen Rückzieher:<br />
schließlich seien ihm noch »gute gedancken gekommen, [es] zu hinterlassen«. 152<br />
Am 22. Dezember wurde Georg Dörffl erneut verhört. Aus dem Protokollbuch<br />
erfahren wir nichts über etwaige gerichtliche Aktivitäten, <strong>die</strong> es in den sechs<br />
Wochen seit dem zweiten Verhör mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />
gegeben hatte. Richter und Beisitzer bezweifelten auch in der dritten Befragung,<br />
dass Georg Dörffl <strong>die</strong> Wahrheit gesagt hatte und forderten den Beschuldigten auf,<br />
endlich ein Geständnis abzulegen. Da er von niemanden beobachtet worden war,<br />
als »Er sein Männliches Gliedt, an der S[alva] V[enia] Kuhe Orth« hielt und er<br />
auch »<strong>die</strong> Begierde zu der Kuhe« gestanden habe, werde er zweifellos auch <strong>die</strong> Tat<br />
vollbracht haben. 153 Georg Dörffl gestand schlussendlich »sein Männliches Gliedt<br />
würklich [in <strong>die</strong> Kuh] hieneingesteckt undt d[a]s werk völlig mit begierd begangen«<br />
zu haben. Darauf wurde er, wie in der Ferdinandea vorgesehen, nach den<br />
»technischen Details« <strong>die</strong>ses sodomitischen Akts gefragt: Ob ihm auch »saamen<br />
entgangen« und wohin <strong>die</strong>ser geflossen sei? Wie er <strong>die</strong> Kuh »angegangen« und ob<br />
er seine Hose ausgezogen habe? Ob er es nur mit einer Kuh (und wie oft) »getrieben«<br />
habe? Ob er dabei beobachtet worden sei? Und schließlich, ob er <strong>die</strong> begangene<br />
Sünde bereue? Georg Dörffl antwortete, dass nur einmal »der saamen [...]<br />
würklich in <strong>die</strong> Kühe geflossen und hinein gekommen« sei. Zum Abstützen habe<br />
er seine Füße gegen <strong>die</strong> Stallwand gedrückt und dabei seine Hose anbehalten. Er<br />
habe niemanden bemerkt, der ihn beobachtet hätte und bereue seine Sünde herzlich.<br />
154 Nur zwei Tage später wurde er zum vierten und letzten Mal verhört. Das<br />
Verhör <strong>die</strong>nte lediglich der abermaligen Bestätigung aller Aussagen durch den<br />
Angeklagten. Das Protokoll vom 22. Dezember wurde ihm vorgelesen und zur<br />
rechtlichen Absicherung wurde er noch einmal gefragt, ob er all seine Aussagen<br />
wahren und guten Gewissens und »nicht Etwa aus Unverstandt, Verdruß des<br />
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