Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Susanne Hehenberger / Unkeusch wider die Natur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
hatte, mussten nachgeprüft werden. Die zu <strong>die</strong>sen Themen eingeholten Stellungnahmen<br />
werde ich weitestgehend außer Acht lassen und mich nur auf jene konzentrieren,<br />
<strong>die</strong> etwas mit der vermuteten sexuellen Beziehung zwischen Inquisitin und<br />
Inquisit zu tun haben.<br />
Theresia Etzelsdorferin, jene Schneiderin im Freiwald, in deren Stadel Isaak<br />
Löbl und Magdalena Gallin geschlafen hatten, wurde einen Tag nach der<br />
Verhaftung ihrer Übernachtungsgäste zur Aussage ins Harrachstaler Schloss<br />
geholt. Der Kanzleischreiber hielt ihre Stellungnahme summarisch fest: Ein »Jud<br />
mit einem fremden Weibsbild« sei zu ihr ins Haus gekommen und habe sie um ein<br />
Nachtquartier gebeten. Sie habe <strong>die</strong> beiden nicht behalten wollen, doch das<br />
»Weibsbild«, welches sie »vor des Judens Weib angesehen, wollte aber nicht fortgehen«.<br />
Schließlich habe sie habe sie ihnen erlaubt, im Stadel zu schlafen. Ob<br />
Theresia Etzelsdorferin <strong>die</strong> beiden tatsächlich für ein Ehepaar hielt oder ob sie<br />
nicht den Eindruck erwecken wollte, sie habe einer außerehelichen und zudem<br />
gemischtkonfessionellen Beziehung Vorschub geleistet, sei dahingestellt.<br />
Nachdem <strong>die</strong> ersten drei Verhöre mit dem Inquisiten und der Inquisitin für das<br />
Landgericht Freistadt keine zufriedenstellenden Ergebnisse, d.h. <strong>wider</strong>sprüchliche<br />
Aussagen, gebracht hatten, wurde sie erneut vorgeladen. Theresia Etzelsdorferin<br />
berichtete in ihrer – neuerlich nur summarisch überlieferten – Aussage von den<br />
Umständen der Übernachtung, konkret vom Bettmachen:<br />
»[...] ich habe den Juden einen Schub Stroh von Gerüst herunter geworfen, welchen der<br />
Jud so gleich aufgebunden, und mir zugeruffen, Schneiderin werffet für sie auch einen<br />
Binckel Stroh herunter, ein Gebinderl ist zu wenig, Ich gabe Ihme hierauf noch einen<br />
Schub Stroh, und der Jud hat aus <strong>die</strong>sen beyden Schaben ein Beth gerichtet, das<br />
Weibsbild warr beym Aufbethen in Stadl nicht gegenwärtig, sondern sie warr gangen<br />
Eyer einzukauffen«.<br />
Während <strong>die</strong> Schneiderin eine zurückhaltende Position einnahm, <strong>die</strong> Inhaftierten<br />
weder be- noch entlastete, wird der Leumund von Magdalena Gallin durch <strong>die</strong><br />
Aussagen ihrer Verwandten (»freundschaft«) deutlich beschädigt; insbesondere<br />
von ihrem Schwager, dem Gerichts<strong>die</strong>ner Franz Sporer, dessen Aussagen als<br />
Extract, d.h. auszugsweise, nach Freistadt übermittelt worden waren. Entgegen<br />
ihren Aussagen sei Magdalena Gallin zu Pfingsten 1779 nicht bei ihrer Verwandtschaft<br />
gewesen. Franz Sporer grenzt sich von seiner Schwägerin ab, weil sie<br />
»schon immer als eine Vagabundin herumgehe, und folglich dadurch nur der<br />
freundschaft (<strong>die</strong> sich doch noch immer Ehrlich aufführe) Spot und Schand verursache«.<br />
Mit familiärer Unterstützung könne sie daher nicht rechnen: »[...] deren<br />
halber därfe <strong>die</strong>se nicht zu Ihnen zu Hause kommen, wollen Siech auch Ihrer nicht<br />
96