Biologie / Chemie / Physik - Lehrpläne
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Klasse 10<br />
Wahlpflichtgebiet A<br />
RADIOAKTIVITÄT<br />
Methodisch - didaktischer Kommentar<br />
Im Wahlpflichtgebiet "Radioaktivität" sollen Schülerinnen und Schüler zumindest Grundsätzliches über die Radioaktivität und ggf. die<br />
Kernenergie erfahren, wobei weniger die Details der Vorgänge im Kern im Vordergrund stehen sollen als die ionisierende Wirkung der<br />
Strahlung. Die Einbindung von Umweltschutzfragen ist genauso wichtig wie die Erlangung der Fähigkeit sozial relevante Aspekte zu txwerten.<br />
Es ist empfehlenswert, den Abschnitt "Radioaktivität" fast vollständig im Hinblick auf Umweltprobleme zu thematisieren. Bei<br />
entsprechender Ausstattung mit Geräten ist es gut möglich, fast alle anstehenden Experimente in Form von Schülerversuchen<br />
durchzuführen. Auf mögliche Experimente zur Messung der Umweltradioaktivität wird hingewiesen.<br />
Die von der Nutzung der Kernenergie ausgehenden Umweltbelastungen werden von den Schülern und Schülerinnen oft affektiv als<br />
bedrohlich und unbeherrschbar empfunden. Der eigene messende Umgang mit Strahlungsquellen und Umgebungsstrahlung wird dazu<br />
beitragen, dass die Strahlungsproblematik durch eigenes Handeln erfahrbar wird. Gerade Schülerübungen mit ungefährlichen<br />
Strahlungsquellen, wie etwa Gasglühstrümpfen, können Begriffe wie Strahlungsarten, Abschirmung, Strahlenschutz handlungsorientiert<br />
vermitteln. Die Verwendung von Strahlungsquellen, die unter der Freigrenze liegen, genügt in fast allen Fällen. In diesem Zusammenhang<br />
wird auf die Strahlenschutzverordnung, insbesondere die §§ 28 und 56 hingewiesen. Es ist selbstverständlich, dass die Lehrkraft vor<br />
Erteilung des Unterrichtes an einer Fortbildungsveranstaltung zur Erlangung der Fachkunde im Strahlenschutz teilgenommen hat und die<br />
einschlägigen Vorschriften beherrscht.<br />
Beim Thema "Aufbau der Atomkerne" sollen nur die notwendigen Grundtatsachen über den Aufbau der Atome und die Eigenschaften von<br />
Atomkernen vermittelt werden, soweit sie für den stringenten Fortgang des Unterrichtes erforderlich sind. Schwerpunkt dieses<br />
Lehrplanabschnittes ist die Vermittlung elementarer Kenntnisse über Kernaufbau und Kernreaktionen.<br />
Die Themen "Kernspaltung und Energiefreisetzung" und "Kernreaktor" sind als mögliche Ergänzung in den Projektvorschlägen beigefügt.<br />
Da hier keine Experimente durchgeführt werden können, soll die Lehrkraft auf die vielfältig angebotenen Demonstrationsmedien wie<br />
Diaserien, Unterrichtsfilme oder Videoaufzeichnungen zurückgreifen. An keinem anderen Lehrplanabschnitt ist die Verflechtung von<br />
Nutzung der Energieressourcen und Schädigung der Umwelt so zu verdeutlichen. Durch Diskussion von Vorteilen und Gefahren beim<br />
Betreiben von Kernkraftwerken sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, eigene sachbegründete Meinungen zu<br />
entwickeln. Gerade diese Aspekte werden die meisten Lehrerinnen und Lehrer veranlassen, dieses Wahlpfichtgebiet A zu behandeln. Da<br />
die meisten Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe I später kaum <strong>Physik</strong>unterricht erhalten werden, ist es für<br />
sie von Wichtigkeit, wenigstens elementare Kenntnisse über dieses in der Öffentlichkeit häufig kontrovers diskutierte Gebiet zu erhalten.<br />
Dieses Wahlgebiet ist in besonderem Maße geeignet, im Anschluss an die Kalorik und Elektrik behandelt zu werden. Im Abschnitt<br />
"Kernreaktor" kann die Lehrkraft unter dem Leitbegriff Energie auf wichtige Fragen der Kernenergie eingehen.<br />
Die Rolle der Mathematik ist in diesem Abschnitt des Lehrplans sicher problematisch. Auch ohne Kenntnis der Formel des<br />
Zerfallsgesetzes ist es möglich, etwa durch Bearbeitung eines experimentell gewonnenen Schreiberausdrucks oder durch das Auswerten<br />
einer selbst erstellten Wertetabelle auf die Eigenschaften des Zerfallsgesetzes einzugehen. Bei der Behandlung des Kernzerfalls genügt<br />
das Wissen, dass von einer zu einem bestimmten Zeitpunkt t vorhandenen Menge an unzerfallenen Kernen nach der Halbwertszeit T<br />
nur noch die Hälfte vorhanden sind. Das Zerfallsgesetz in seiner mathematischen Darstellung soll nicht verwendet werden.<br />
Bei der Anwendung von einfachen Registrierverfahren kann auf die Probleme der Statistik hingewiesen werden, wobei keinerlei<br />
Herleitungen und Vertiefungen sinnvoll sind. Keinesfalls soll auf die Poissonverteilung hingewiesen werden, hier genügt allenfalls die<br />
Mitteilung, dass der relative Fehler bei etwa l / Vn liegt.<br />
Projektmöglichkeiten: Als Projektrahmen ist Kernphysik nach der Behandlung im <strong>Physik</strong>unterricht in Zusammenarbeit mit den Fächern<br />
<strong>Biologie</strong>, <strong>Chemie</strong>, Geografie und Sozialkunde hervorragend geeignet. Je nach Situation der Lerngruppe ist es möglich, mit<br />
außerschulischen Partnern zusammenzuarbeiten. Sowohl die Themenbereiche "Energienutzung und Umweltprobleme" als auch<br />
"Nutzungsaspekte ionisierender Strahlung" sind mögliche Projektfelder.<br />
Das Thema "Radioaktivität in unserer Umwelt" kann als Beitrag des Faches <strong>Physik</strong> zur Umwelterziehung mit Schülerversuchen über einen<br />
längeren Zeitraum als Unterrichtsprojekt bearbeitet werden. In diesem Fall soll die Lehrkraft die Wahlthemen Kernspaltung und<br />
Energiefreisetzung und Kernreaktor nur kursorisch behandeln oder völlig weglassen.<br />
201