„Blick zurück und nach vorn“ (2013)

24. Psychische Erkrankungen, burnout und Arbeitsbelastungen
– eine kritische Betrachtung
Tim Hagemann
Einleitung
Es ist inzwischen unbestritten, dass sich arbeitsbedingte Erkrankungen hinsichtlich
der Schwere und der Dauer hin zu den psychischen Beeinträchtigungen
verschieben. Als Beispiel sei das Phänomen des Burnouts genannt.
Hier liegt eine Rückzugsreaktion aufgrund von chronisch-stressreichen Anforderungen
am Arbeitsplatz vor. Auch wenn Burnout anfangs nur mit sozialen
Berufen assoziiert wurde, ergaben in Folge unzählige Publikationen eine
Betroffenheitsrate durch alle Berufsgruppen. Bemerkenswert ist allerdings
die ungesicherte Datenlage. Da es sich um eine Zusatzdiagnose im ICD 10 (Z
73, Version 2009) handelt, gibt es zum Burnout keine belastbaren Zahlen. In
den Medien zitierte Studienergebnisse, wie zum Beispiel, dass 10,5 % der
Bevölkerung „ausgebrannt“ sei 1 , beruhen meist auf einzelnen Fragen. Und
trotz jahrelanger Forschung gibt es in der Fachwelt nach wie vor eine Diskussion,
ob Burnout überhaupt als eigenständiges Krankheitsbild existiert.
Es gibt dazu keinen kritischen Grenzwert bezüglich der Anzahl oder Qualität
von Symptomen, noch eine Unterscheidung in milde, mittlere oder starke
Formen und insbesondere die Abgrenzung zur Depression gestaltet sich
schwierig.
Stress, Burnout und Depressionen
In Anlehnung an ein Positionspapier der DGPPN kann kontinuierlicher Arbeitsstress
zu einer Erschöpfung führen, die man als Burnout bezeichnen
kann [1]. Dieser Erschöpfungszustand löst sich durch Erholungsphasen wie-
1 Repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK Nürnberg) im
Auftrag der Apothekenrundschau, 2007
119