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„Blick zurück und nach vorn“ (2013)

Kongressband Dreiländerkongress 2013 in Bielefeld

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74. Vergangenheit verändert die Zukunft<br />

Peter Wodička<br />

Vor mehr als r<strong>und</strong> 35 Jahren hat ein renommiertes österreichisches Nachrichtenmagazin<br />

[1] einen Artikel über die Betreuung in der Wiener Psychiatrie<br />

gedruckt. Ein als Hilfspfleger eingeschleuster Journalist beobachtete, <strong>und</strong><br />

beschrieb in Folge, die Behandlung der psychiatrischen PatientInnen im<br />

Psychiatrischen Krankenhaus Baumgartner Höhe in Wien, die laut dem Artikel<br />

menschenunwürdig <strong>und</strong> -verachtend war. Er erlebte während seines<br />

Hilfspflegerdaseins in einer der Abteilungen Zynismus der Betreuenden,<br />

Übergriffe von Einzelpersonen den PatientInnen gegenüber, ortete aber<br />

auch Fehler im System <strong>und</strong> Versäumnisse der Institution.<br />

Dies passierte in einer Zeit, wo in Europa Reformen zur Betreuung psychisch<br />

kranker Menschen längst anstanden. Tatsächlich wurde zeitgleich auch in<br />

Wien die sogenannte Psychiatriereform angedacht, die eine Dezentralisierung<br />

von Behandlungsorten forderte, um unter anderem lange Aufenthalte<br />

in stigmatisierenden Einrichtungen zu verhindern.<br />

30 Jahre später gibt es zwar psychosoziale Dienste, also extramurale Betreuung<br />

<strong>und</strong> die Psychiatrien haben die Bettenzahlen stark verringert, aber<br />

<strong>nach</strong> wie vor besteht das, nun neu benannte, Otto-Wagner-Spital am Rande<br />

der Stadt mit einem großen psychiatrischen Zentrum, das für den überwiegenden<br />

Teil der EinwohnerInnen in Wien <strong>und</strong> Umgebung den Versorgungsauftrag<br />

hat. Die angestrebte Verlagerung in mehrere städtische Großkrankenhäuser,<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en eine Gleichstellung psychiatrischer PatientInnen<br />

mit somatisch erkrankten Menschen, blieb vorerst aus, wird aber nun<br />

immer konkreter.<br />

Die Aufgabe unseres Projektes in Form eines Workshops bestand nun darin,<br />

anhand des Artikels aus den späten Siebzigerjahren, den Blick <strong>zurück</strong> zu<br />

richten, abzuschätzen, wie die Verantwortlichkeiten gelagert waren, ob<br />

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