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„Blick zurück und nach vorn“ (2013)

Kongressband Dreiländerkongress 2013 in Bielefeld

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13. Hoffnung: Das ewige Paradigma psychiatrischer Pflege1<br />

J. R. Cutcliffe<br />

Die meisten Pflegenden kennen Pflegesituationen, in denen ein schwer<br />

kranker Patient sich in scheinbar auswegloser Lage wieder erholt, weil seine<br />

Hoffnung die Oberhand gewinnt. Speziell bei der Begleitung suizidaler Patienten<br />

wissen wir, dass „billiger Trost“ sich gr<strong>und</strong>legend von einer ehrlichen<br />

Auseinandersetzung mit dem Menschen unterscheidet, die seine Hoffnung<br />

befördern kann. Aber wie geht das? Darüber ist wenig bekannt. Der Autor<br />

des Artikels präsentiert phänomenologische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Fragestellungen,<br />

die weiter untersucht werden sollten, damit diese Wissenslücke geschlossen<br />

werden kann. Schon die Fragestellungen tragen zur eigenen Reflexion<br />

bei. Eine Übersetzung aus dem Englischen von Ulrike Villinger.<br />

Einleitung<br />

Ende der 1950er-Jahre behauptete Karl Menninger, unsere Regale seien,<br />

was Hoffnung angeht, leer; mit anderen Worten glänze Hoffnung in wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften durch bemerkenswerte Abwesenheit. Dies wäre<br />

im Jahr 2009 kaum zu behaupten, wo schon eine flüchtige Prüfung der derzeitigen<br />

akademischen <strong>und</strong> populären Literatur sowie verschiedener anderer<br />

Medien Hoffnung als allgegenwärtig erscheinen lässt; sie ist überall.<br />

Hoffnung tritt in unseren theologischen Symbolen <strong>und</strong> Schriften zutage; sie<br />

zeigt sich in verschiedenen Kunstwerken <strong>und</strong> bildet eines ihrer Hauptthemen.<br />

Außerdem dient sie dem Marketing <strong>und</strong> dem Handel; sie spielt in unserer<br />

Geografie mit; sie zeigt sich in auffallender Regelmäßigkeit in unserem<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> zunehmend jeden Tag; von ihr ist die Rede in unserer<br />

Politik <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Rhetorik (siehe z. B. in den Unterlagen<br />

zu Präsident Barack Obamas Wahlkampf).<br />

Was die psychiatrische Versorgung angeht, ist Hoffnung jetzt fest verwurzelt<br />

in die Debatte über Recovery <strong>und</strong> besitzt erfreulicherweise in internationalen<br />

(siehe z. B. WHO 2009), nationalen (siehe z.B. Kommission für seelische<br />

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