10.10.2014 Aufrufe

„Blick zurück und nach vorn“ (2013)

Kongressband Dreiländerkongress 2013 in Bielefeld

Kongressband Dreiländerkongress 2013 in Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auch als längerfristige Folge kann sich eine ST –wie die PTBS – auf die Gefühlswelt<br />

<strong>und</strong> das Verhalten auswirken [5]. So kann sie die emotionale, die<br />

soziale <strong>und</strong>/oder die körperliche Ebene <strong>und</strong>/oder das Selbst- <strong>und</strong> Weltbild<br />

beeinflussen. In diesem Kontext lassen sich z.B. ein Verlust von Gr<strong>und</strong>sicherheit<br />

<strong>und</strong> das Infragestellen innerer Werte beobachten. Während auf der<br />

körperlichen Ebene vor allem Stresssymptome festzustellen sind, lassen sich<br />

auf der sozialen Ebene Misstrauen <strong>und</strong> Rückzug beobachten. Emotional tritt<br />

neben Scham- <strong>und</strong> Schuldgefühlen <strong>und</strong> Leere auch (diffuse) Angst auf.<br />

Ähnlich einer PTBS können die längerfristigen Folgen nicht ausschließlich<br />

negativer Natur sein, sondern im Sinne eines posttraumatischen Wachstums<br />

(Posttraumatic Growth, PTG) auch positiv sein [5]. Tedeschi & Calhoun [8],<br />

die dieses Phänomen schon zu Beginn der Traumaforschung bei primär<br />

Traumatisierten untersuchten, beschreiben einen Zuwachs von Lebensweisheit<br />

<strong>und</strong> -qualität, wenn ein erfolgreiches Coping mit dem Trauma erfolgt.<br />

Epidemiologie & Relevanz<br />

Laut Lemke [3] stellt die ST-Forschung einen relativ jungen Teilbereich der<br />

Traumaforschung dar, der sich erst in den neunziger Jahren fest etabliert<br />

hat. Die meisten Forschungsaktivitäten zur Prävalenz <strong>und</strong> Inzidenz beziehen<br />

sich dabei auf Psychotherapeuten.<br />

Neben diesen werden aber auch (Bezugs-) Pflegende <strong>und</strong> weitere beraterische<br />

<strong>und</strong> komplementäre Berufsgruppen im psychiatrischen Kontext als<br />

Risikogruppen beschrieben [2].<br />

Daniels veröffentlichte im deutschsprachigen Raum erstmals 2010 Forschungsergebnisse<br />

von ST bei Pflegenden [2]. In ihrer Online-Studie zeigte<br />

sich, dass mehr als ein Drittel der Befragten (Psychiatriepflegende/Sozialarbeiter/Ergotherapeuten)<br />

über ein Symptomausmaß mit deutlicher<br />

Belastung verfügt. Dadurch ist belegt, dass Pflegende <strong>und</strong> weitere soziale<br />

Berufsgruppen einem vergleichbar hohen ST-Risiko unterliegen wie<br />

Therapeuten, bei denen sich laut Daniels Studie von 2006 die Inzidenz auf<br />

29,1% beläuft [9:228].<br />

276

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!