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„Blick zurück und nach vorn“ (2013)

Kongressband Dreiländerkongress 2013 in Bielefeld

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Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

In der Studie wurden 13.090 Vorfälle nonverbaler-, verbaler- <strong>und</strong> tätlicher<br />

Aggression, mit einem Mittelwert von 312 Ereignissen je Befragten erfasst.<br />

Einfach hochgerechnet, ausgehend von 110 befragten Mitarbeitenden, multipliziert<br />

mit 312 Ereignissen, würde sich damit für die Abteilung eine Summe<br />

von 34.320 Ereignissen in 12 Monate ergeben. Trotz dieses scheinbar<br />

hohen Wertes kann davon ausgegangen werden, dass diese retrospektive<br />

<strong>und</strong> subjektive Einschätzung nur sehr verhalten vorgenommen wurde. Vermutlich<br />

liegen reale Werte noch deutlich höher <strong>und</strong> variieren, abhängig vom<br />

Schwerpunkt der betrachteten Station.<br />

In der Jahresstatistik 2012 [5] wurden insgesamt 248 Aggressionsereignisse<br />

auf einem Erfassungsbogen für die Gerontopsychiatrie registriert. Das entspricht<br />

etwa 0,72% der oben angenommenen Ereignisse. Damit ist „die<br />

Spitze des Eisbergs“, die Grauzone, zwischen wahrgenommenen <strong>und</strong> registrierten<br />

Aggressionsereignissen, recht genau definiert. Unter der Annahme,<br />

dass etwa fünfmal mehr Vorkommnisse mit Eigen- oder Fremdaggressivem<br />

Inhalt in Patientenakten vermerkt werden (1.240 Ereignisse), würde der<br />

Dokumentationsgrad bei etwa 3,61% liegen.<br />

Die Wahrnehmung von Aggression wurde mit einem Mittelwert von 3,94<br />

angegeben. Der Schwellenwert zur Dokumentation von eigen- oder fremdaggressiven<br />

Verhalten der Patienten wurde mit einem Wert von 3,63 sogar<br />

noch etwas niedriger angegeben. Diese Nähe der beiden Werte kann dahingehend<br />

interpretiert werden, dass der Zeitpunkt der Wahrnehmung von<br />

Aggression <strong>und</strong> deren Dokumentation sehr nahe beieinander liegen. Jeder<br />

Wert der sich unter diesen Werten befindet kann mit dem Phänomen des<br />

Gr<strong>und</strong>brummens bezeichnet werden. Ob sich dieser hohe Wert aus Gewöhnung<br />

an Aggressionsformen durch die Mitarbeitenden ergibt oder ob es sich<br />

um einen Schutzmechanismus handelt, um arbeitsfähig zu bleiben, kann nur<br />

vermutet werden. Dies zu beantworten wäre das Ziel einer <strong>nach</strong>folgenden<br />

Untersuchung. Diese Werte des Gr<strong>und</strong>brummens markieren jedoch den<br />

Beginn der Grauzone von der Wahrnehmung bis zur Dokumentation von<br />

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