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„Blick zurück und nach vorn“ (2013)

Kongressband Dreiländerkongress 2013 in Bielefeld

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In den 1960er Jahren begannen die strikten gesellschaftlichen Vorgaben<br />

aufzubrechen. Persönliche Freiheit <strong>und</strong> Selbstverwirklichung rückten in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>. In Folge hat eine bis heute anhaltende tiefgreifende Individualisierung<br />

eingesetzt, mit einer enormen Pluralisierung. Aber wir sind nun<br />

auch, da scheinbar wenig von außen vorgegeben ist, zunehmend die uneingeschränkten<br />

Schmiede unseres eigenen Glücks.<br />

In dieser neuen Freiheit muss man nun selbst, was früher von außen vorgegeben<br />

war, bestimmen <strong>und</strong> entscheiden. Hat man früher sein Telefon bei<br />

der Post angemeldet, muss man sich heute durch einen Wirrwarr von Anbietern<br />

<strong>und</strong> Tarifen kämpfen. War früher Heimat <strong>und</strong> Wohnort selbstverständlich,<br />

ist heute „Heimat“ eine bewusste Entscheidung in Abhängigkeit vom<br />

Lebensstil, Lebenspartner <strong>und</strong> Beruf. Und auch die richtigen beruflichen<br />

Entscheidungen werden heute zur besonderen individuellen Herausforderung.<br />

Wachsende Wünsche <strong>nach</strong> Selbstverwirklichung, Lebensqualität, Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf kommen als komplexe Entscheidungskriterien<br />

hinzu. Dabei sind die Möglichkeiten zur beruflichen Entfaltung scheinbar<br />

unbegrenzt. Denn durch eine stetige Differenzierung <strong>und</strong> Globalisierung<br />

wachsen die beruflichen Möglichkeiten <strong>und</strong> Arbeitsorte ins Unermessliche.<br />

Wir leben in einer Welt der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, man<br />

muss nur die richtigen Entscheidungen treffen <strong>und</strong> sich selbst die richtigen<br />

Weichen stellen.<br />

Konnte man früher für ein Scheitern widrige Umweltbedingungen verantwortlich<br />

machen, fällt nun jeder Misserfolg auf die eigene Person <strong>zurück</strong>.<br />

Damit hat die berufliche Wahl eine neue gesellschaftliche Dimension erreicht:<br />

sie ist die persönliche Entscheidung geworden, die <strong>nach</strong> außen die<br />

Wahrnehmung einer Person bestimmt. Denn mit jeder Entscheidung, die<br />

man trifft, hat man bewusst h<strong>und</strong>erte Alternativen nicht wahrgenommen.<br />

Niedergeschlagenheit, Antriebschwäche, Angst <strong>und</strong> die Unfähigkeit, Entscheidungen<br />

zu treffen, können also als eine Folge <strong>und</strong> Kehrseite unserer<br />

gesellschaftlichen Entwicklung gesehen werden [6].<br />

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