Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Tabelle 9.3.1: Bedeutung von Kunden gleicher ethnischer Herkunft<br />
Frauen<br />
Anteil von Kunden gleicher Herkunft an allen Kunden (%-Kategorien)<br />
0 1 - 10 11 - 25 26 - 50 51 - 100 Gesamt mittelwert<br />
Verteilung der Unternehmen nach o.g. Kategorien<br />
türkisch 14,4 51,2 7,2 16,0 11,2 100 18,9<br />
italienisch 29,0 61,3 8,1 0,8 0,8 100 5,2<br />
polnisch 24,7 25,8 14,6 25,8 9,0 100 20,2<br />
russisch 8,3 34,2 10,8 23,3 23,3 100 31,8<br />
männer<br />
türkisch 20,2 40,3 12,1 16,1 11,3 100 19,2<br />
italienisch 19,7 71,3 4,1 3,3 1,6 100 6,4<br />
polnisch 23,8 28,6 16,7 14,3 16,7 100 22,8<br />
russisch 12,9 25,8 4,3 17,2 39,8 100 43,0<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
Eine Abhängigkeit von der Co-Ethnie scheint bei den russischstämmigen Frauen am stärksten ausgeprägt. Fast<br />
ein Viertel (23%) der aus Russland stammenden Unternehmerinnen greift mehrheitlich auch auf russischstämmige<br />
Kunden bzw. auf Aussiedlerinnen aus der ehemaligen Sowjetunion zurück. 97 Im Mittelwert haben<br />
die russischstämmigen Frauen knapp ein Drittel Kunden aus dem „eigenen Kreis“. Bei den Frauen aus der<br />
Türkei und Polen liegt der Mittelwert bei rund einem Fünftel, während dieser Anteil bei Italienerinnen nur 5%<br />
beträgt.<br />
Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass vor allem die Männer aus Osteuropa zu einem etwas höheren Anteil<br />
co-ethnische Kundschaft haben als ihre weiblichen Pendants. Zwei Fünftel (40%) der selbständigen Männer<br />
russischer Herkunft haben mehrheitlich Landsleute als Kunden. Der Umstand, dass die türkischstämmigen<br />
Unternehmerinnen in etwa die gleiche Kundenstruktur wie ihre männlichen „Kollegen“ haben, sollte nur dann<br />
überraschen, soweit aus der Untersuchung von Hillmann (siehe oben) assoziiert wird, die Verflechtung türkischer<br />
Unternehmerinnen mit der eigenen Ethnie wäre nicht nur gering, sondern auch geringer als die der<br />
Männer. So kann man die Ergebnisse allerdings nicht interpretieren.<br />
Um das Integrationsverhalten derjenigen mit hohem Anteil eigenethnischer Kunden besser einschätzen zu<br />
können war eine Differenzierung nach Branchensegmenten, Bildung und Einbürgerungsrate erforderlich. Da<br />
die Befragung hier<strong>für</strong> nicht ausreichend hohe Fallzahlen bot, haben wir den Datensatz an dieser Stelle um die<br />
Zusatzdaten aus der <strong>für</strong> das BMWA durchgeführten Befragung (soweit auf Nordrhein-Westfalen bezogenen)<br />
ergänzt. 98 Hierdurch wird ersichtlich, dass unter den <strong>Selbständig</strong>en türkischer Herkunft diejenigen mit hohem<br />
Anteil co-ethnischer Kunden häufig in den wissensintensiven Branchen arbeiten 99 und daher im Durchschnitt<br />
auch besser gebildet und (aufgrund des Zusammenhangs mit Bildung) auch zu einem höheren Anteil eher eingebürgert<br />
sind. D.h., es sind die schon genannten Rechtsanwältinnen, Steuer- und Unternehmensberaterinnen,<br />
Apothekerinnen, Ärztinnen und Dolmetscherinnen usw., die durch ihre fachliche und kulturelle Kompetenzen als<br />
„Intermediäre“ bzw. als Vermittler zwischen Mehrheitsgesellschaft und Co-Ethnie fungieren. Dies ist ein treffliches<br />
Beispiel da<strong>für</strong>, dass selbst ein großer Teil derjenigen, die aufgrund ihrer Kundenstruktur als Angehörige<br />
der ethnischen Ökonomie einzuordnen sind, eher weniger Anzeichen bieten, die ihre soziale Integration in<br />
Frage stellt. Demgegenüber sind diejenigen unter den russischstämmigen <strong>Selbständig</strong>en mit hohem Anteil coethnischer<br />
Kundschaft eher im Gastgewerbe und Handel zu finden. D.h., hier wäre viel eher zu be<strong>für</strong>chten, dass<br />
97 Hier ist zu berücksichtigen, dass unter den „russischstämmigen“ <strong>Selbständig</strong>en auch (Spät)Aussiedler sind (vgl. Kapitel 3). Allerdings<br />
wurden diese dann auch zu Kunden „russischer Herkunft“ gefragt.<br />
98 Vgl. Kapitel 3 sowie Kapitel 7.2.<br />
99 Der Anteil liegt bei über 40% obwohl die türkischstämmigen <strong>Selbständig</strong>en ansonsten vergleichsweise selten im Bereich wissensintensiver<br />
Dienstleistungen zu finden sind.<br />
109