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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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Die Unternehmungen wurden nahezu ausschließlich als Einzelgründungen vollzogen. Lediglich in einem Fall<br />

gründete eine Unternehmerin zusammen mit einer Partnerin, wobei diese zwischenzeitlich wieder ausgestiegen<br />

ist. Anlass <strong>für</strong> die Partnergründung war die gemeinsame Idee der <strong>Selbständig</strong>keit, welche aus der Not<br />

heraus entstand – beide Frauen waren beim gleichen Arbeitgeber angestellt, der Insolvenz anmelden musste.<br />

In einem anderen Fall gründete eine Frau faktisch gemeinsam mit ihrem Ehemann, wobei sie nach außen hin<br />

formal als Alleingründerin auftritt (als Grund da<strong>für</strong> wurden unzureichende deutsche Sprachkenntnisse des<br />

Mannes angeführt).<br />

Der Großteil (zehn) der Gründungen war bereits von Beginn an als Haupterwerb ausgerichtet; weitere zwei<br />

begannen zunächst als Nebenerwerbstätigkeit, haben sich aber zwischenzeitlich zu einer Vollerwerbstätigkeit<br />

entwickelt. 16 Die übrigen zwei, die aufgrund paralleler Ausbildung bzw. Mutterpflichten aktuell noch als<br />

Nebenerwerb bzw. strenggenommen im Zuerwerb geführt werden, sollen – sobald diese Verpflichtungen nicht<br />

mehr bestehen – zukünftig aber auch als Haupterwerb ausgeübt werden. Die Bedeutung der Unternehmen<br />

<strong>für</strong> die Gründerinnen drückt sich nicht nur im zeitlichen Umfang der Tätigkeit, sondern auch im Beitrag<br />

zum Familieneinkommen aus. Alle vier allein stehenden Frauen bestreiten mit dem Einkommen ihren<br />

Lebensunterhalt, von den verheirateten bzw. in einer Partnerschaft lebenden Frauen erwirtschaften drei das<br />

Haupteinkommen (bei zwei dieser Unternehmen handelt es sich um Familienunternehmen, bei denen der<br />

Mann mitarbeitet). Weitere sechs erwirtschaften mit ihrer <strong>Selbständig</strong>keit zusätzlich zum Einkommen des<br />

Partners ein Zweiteinkommen (hierzu zählen auch die Frauen, die ihre <strong>Selbständig</strong>keit zurzeit als Nebenerwerb<br />

ausüben).<br />

Zum Unternehmensstart wurde von den Frauen insgesamt nur wenig institutionelle Hilfe in Anspruch genommen.<br />

Die meisten haben aufgrund von Eigeninitiative, familiärer Unterstützung und Eigenkapital die Gründung<br />

ohne externe Hilfe auf die Beine gestellt. Diejenigen, die externe finanzielle Hilfe in Anspruch nahmen, haben<br />

Unterstützung durch das Arbeitsamt erhalten (Überbrückungsgeld), Fremdkapital bei einem Kreditinstitut<br />

aufgenommen und / oder Gründungsförderung in Form von Beratungszuschüssen erhalten. Die Mehrzahl der<br />

Frauen konnte die Finanzierung vergleichsweise problemlos darstellen. Einige der Frauen sind jedoch bei der<br />

Suche nach Finanzierungsmittel auf Probleme gestoßen: 17<br />

„Im ersten Jahr gibt es so ein Programm, das heißt Europäischer Fonds. Und diesem Europäischen Fonds bin<br />

ich ein Jahr hinter her gerannt. Da habe ich angerufen, habe ich immer gemailt, habe geschrieben, aber es kam<br />

nichts zurück.“ 18<br />

„Finanzierung zu Beginn war ein Problem <strong>für</strong> mich. Die Kreditaufnahme zeigte sich unerwartet als sehr schwierig.<br />

Obwohl ich meinen Businessplan sowie weitere Planungen bei den Banken vorgestellt habe, hat es lange<br />

gedauert bis die Kreditaufnahme möglich war. Letztlich haben mir bei der Kreditaufnahme private Kontakte<br />

geholfen, um den Kredit zu ermöglichen. Aus meiner Sicht sind die Banken sehr unflexibel und handeln eher<br />

kundennachteilig wenn es um selbständige Kunden geht. (…) Ein Berater der Bank hat zwar einen Kredit der<br />

KfW Bank erwähnt, aber die bürokratischen Hindernisse waren riesig. Für mich schien dieser Kredit unerreichbar.“<br />

19<br />

„Das einzige Problem was wir hatten, war bei der Bank ein Firmenguthabenkonto zu bekommen. Wir sind bei<br />

mehreren Banken gewesen und alle haben gesagt, sie würden keine Firmenkonten einrichten. [Frage; Haben<br />

die Banken da<strong>für</strong> Gründe angegeben?] Ja, wir sollten eine Bilanz vorlegen. Aber am Anfang hat man ja noch<br />

keine.“ 20<br />

16 Nebenerwerbselbständigkeit: eine selbständige Tätigkeit wird zunächst neben einer abhängigen Beschäftigung ausgeübt. Davon<br />

unterschieden wird die Zuerwerbsselbständigkeit, bei dem die selbständige Tätigkeit bspw. neben Familienpflichten ausgeübt wird.<br />

Wir haben von dieser Klassifizierung abgesehen, zumal die Bedeutung der <strong>Selbständig</strong>keit <strong>für</strong> Familie und Haushalt in keiner Fallstudie<br />

eine Einstufung als reiner Zuerwerb zuließ.<br />

17 Haber (2008a) zeigt in einer großzahligeren Untersuchung polnischer und türkischer Gründer/innen und Vergleichsgruppe, dass ein<br />

Drittel der befragten Gründer/innen Probleme hatte, Bankkredite zu erhalten, darunter mehr Gründerinnen mit Migrationshintergrund.<br />

Ähnliches bestätigen auch ihre Ergebnisse von Fallstudien (Haber, 2008b).<br />

18 Vgl. Interview 1.<br />

19 Vgl. Interview 10.<br />

20 Vgl. Interview 8.

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