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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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16.5 Ausbildungsbeitrag<br />

Soweit sich das öffentliche und vor allem arbeitsmarktpolitische Interesse auf Migrantenbetriebe richtet, ist<br />

dieses vor allem mit der Hoffnung verknüpft, dass in diesen Unternehmen zusätzliche Ausbildungsplätze –<br />

nicht zuletzt <strong>für</strong> die größtenteils benachteiligten Jugendlichen mit Migrationshintergrund – entstehen. In<br />

Nordrhein-Westfalen erhalten rund zwei Drittel der deutschen Jugendlichen aber weit weniger als die Hälfte<br />

der zugewanderten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz im Dualen Berufsbildungssystem. 275 Innerethnische<br />

Solidarität, wie sie größtenteils in Bezug auf das Beschäftigungsverhalten von Migrantenunternehmen beobachtbar<br />

ist, könnte daher unter Umständen auch die Ausbildungsplatzchancen von jugendlichen Migrantinnen<br />

und Migranten erhöhen. Eine Voraussetzung ist jedoch, dass die Betriebe von Migrant(inn)en überhaupt an der<br />

Berufsausbildung partizipieren (können).<br />

Die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe von Migranten ist, wie schon eine bundesweit vom ifm Mannheim durchgeführte<br />

Studie 276 zeigt, vergleichsweise gering. Dies nicht nur weil Zuwanderer und ihre Nachfahren i.d.R. auf<br />

eine kürzere „Firmengeschichte“ zurückblicken, sondern vielleicht auch deswegen, weil sie wenig Erfahrungen<br />

und Kenntnisse bezüglich der Traditionen, Funktionsweisen und Regeln des deutschen Berufsbildungssystems<br />

besitzen. Zumeist haben die Unternehmensinhaber selbst das Duale System nicht durchlaufen und sind zudem<br />

kaum über die Rahmenbedingungen und Chancen betrieblicher Ausbildung informiert. Hinzu kommen<br />

ggf. auch Defizite hinsichtlich der Ausbildungsbefähigung.<br />

Unter anderem auch deswegen hat das Land Nordrhein-Westfalen in der Vergangenheit eine Reihe von<br />

Initiativen gefördert, die sich eine Erhöhung der Ausbildungsbeteiligung von Migrantenunternehmen zum<br />

Ziel gesetzt hatten. 277 Flankiert wurden die Initiativen durch eine bundesweit koordinierende Stelle (KAUSA)<br />

oder Projekte (Jobstarter) des Bundesforschungsministeriums. Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren<br />

auch die rechtlichen Rahmenbedingungen verändert haben. Zum einen sollte Kleinbetrieben und dabei<br />

auch Migrantenunternehmen mit der Aufhebung der Ausbildungseignungsverordnung (AEVO) der Zugang<br />

zum Dualen Berufsbildungssystem erleichtert werden. 278 Zum anderen wurde in einigen Branchen durch die<br />

Novellierung der Handwerksordnung im Jahre 2004 der Meisterzwang aufgehoben und unter bestimmten<br />

Voraussetzungen auch Gesellen die Ausbildungsberechtigung erteilt.<br />

Vor diesem Hintergrund erscheint es durchaus möglich, dass die Ausbildungsbeteiligung der Migrantenbetriebe<br />

im Verlauf der letzten Jahre zugenommen hat. Dies ist allerdings eine Frage der ethnischen Herkunft.<br />

Bislang lagen <strong>für</strong> Nordrhein-Westfalen u.W. nur Erkenntnisse in Bezug auf das Verhalten der „türkischen<br />

Unternehmen“ (und ohne Geschlechterdifferenzierung) vor. Nach Angaben des ZfT bildeten 1999 in Nordrhein-<br />

Westfalen 11% der türkischen Betriebe aus und <strong>für</strong> das Jahr 2005 wurde die Quote (allerdings in Bezug auf<br />

Deutschland) mit 14% beziffert. 279 Das ifm Mannheim ermittelte <strong>für</strong> diesen Zeitraum mit 15% eine ähnliche<br />

Ausbildungsbetriebsquote. 280 Die Ausbildungsbeteiligung türkischstämmiger Unternehmer/innen lag zu dieser<br />

Zeit zumindest bundesweit höher als die von Betriebsinhabern italienischer (9%) und griechischer Herkunft<br />

(6%). Allerdings lässt die ifm-Erhebung von 2005 <strong>für</strong> die „italienischen Betriebe“ in Nordrhein-Westfalen bereits<br />

mit 16% eine höhere Ausbildungsbetriebsquote als bundesweit erkennen. 281<br />

275 Granato 2002. An diesem Verhältnis dürfte sich im Zeitverlauf kaum etwas verändert haben. Obwohl in NRW der Ausländeranteil unter<br />

den Hauptschüler/innen bei rund einem Viertel liegt betrug der Ausländeranteil an den Auszubildenden Ende 2006 lediglich 5,6%<br />

(Mertens 2007).<br />

276 Leicht et al. 2005.<br />

277 Zum Beispiel: Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA). Oder Projekte<br />

wie: „Unternehmensfestigung durch Personalentwicklung in ausländischen Betrieben in NRW“, „Zusätzliche Ausbildungsplätze durch<br />

Akquise und Ausbildungsplatzcoaching“ „Ausbildungsplatzakquise in Migrantenbetrieben (APIM)“, usw. Dazu kommen Projekte, die<br />

von anderen <strong>Institut</strong>ionen, darunter die Kammern, gefördert wurden.<br />

278 Die AEVO wurde vorübergehend ausgesetzt mit dem Ziel, die Ausbildung in den Betrieben zu erleichtern. Sie ist nunmehr ab dem<br />

1.8.2009 wieder in Kraft getreten.<br />

279 ZfT 1999 sowie 2005.<br />

280 Vgl. Leicht et al. 2005. Mangels Informationen ist nicht feststellbar, inwieweit die vom ZfT und ifm errechneten Quoten durchgängig<br />

vergleichbar sind. Das ifm legt (analog zum Verfahren der BA) als Grundgesamtheit zur Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote<br />

jeweils nur Betriebe mit mindestens einem (1) Beschäftigten als Divisor und nicht alle Betriebe zugrunde (vgl. auch diverse Berufsbildungsberichte<br />

des BMBF).<br />

281 Für NRW allerdings (im Rahmen der bundesweiten Erhebung) auf Grundlage geringer Fallzahlen (n=122).<br />

217

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