Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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schriftlicher Form von den Gründer/innen verlangt wird. Und nicht zuletzt sind auch die Beratungsstellen bei<br />
der Unterstützung auf „gut sortierte“ Informationen über das geplante Unternehmen angewiesen. Dies alles<br />
setzt voraus, dass die Frauen und Männer, mit oder ohne öffentliche Unterstützung, den Willen besitzen, ihr<br />
„Projekt“ genau zu beschreiben, zu kalkulieren und dementsprechend systematisch planend anzugehen.<br />
In dem schriftlich ausformulierten Businessplan muss das betriebswirtschaftliche Konzept des neu gegründeten<br />
Unternehmens dargelegt werden. Er umfasst zumeist die ersten drei bis fünf Jahre der geplanten<br />
Unternehmensentwicklung und dient im Kern der technischen und kaufmännischen Machbarkeitsprüfung<br />
<strong>für</strong> eine neue Geschäftsidee. 220 Hierbei sollen nicht nur Stärken sondern auch Schwächen der Geschäftidee<br />
aufgedeckt werden, was nicht zuletzt auch <strong>für</strong> externe Kapitalgeber eine wichtige Information darstellt (siehe<br />
oben).<br />
Wie aus verschiedenen Studien hervorgeht, erhöht eine schriftliche Fixierung der Unternehmensziele sowie<br />
der erwarteten Ein- und Ausgaben die Performance und Überlebenswahrscheinlichkeit neugegründeter<br />
Unternehmen. 221 Allerdings gibt es hierzu auch kritische Stimmen: So sehen einige Autoren hierin „nur“ einen<br />
symbolischen Akt der Legitimation gegenüber externen Geldgebern. Das tatsächliche Verhalten der unternehmerisch<br />
tätigen Personen weicht zumeist erheblich von den Vorgaben und Plänen ab. 222<br />
Vor diesem Hintergrund interessiert, wie sich die Männer und Frauen unterschiedlicher Herkunft im<br />
Gründungsprozess vorbereitet haben, wobei die Erstellung eines schriftlichen Geschäftsplans natürlich nur<br />
einer von mehreren denkbaren Indikatoren <strong>für</strong> eine systematische Planung ist.<br />
Abb. 14.1.1: Ausarbeitung eines schriftlichen Businessplans vor der Gründung<br />
(Anteil der „Ja“- Antworten)<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
türkisch<br />
33<br />
italienisch<br />
24<br />
polnisch<br />
53 51<br />
russisch<br />
deutsch<br />
44<br />
türkisch<br />
32<br />
italienisch<br />
26<br />
polnisch<br />
Frauen Männer<br />
46<br />
russisch<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
Mit Blick auf die Frage, ob <strong>für</strong> die Gründung des Unternehmens ein schriftlicher Businessplans erstellt wurde,<br />
werden erhebliche Differenzen zwischen den Herkunftsgruppen ersichtlich (Abb. 14.1.1). Während Frauen<br />
mit einem russischen oder polnischen Hintergrund sogar leicht häufiger einen Businessplan erstellt haben als<br />
Frauen deutscher Herkunft, schneiden Türkinnen und Italienerinnen in dieser Hinsicht deutlich schlechter ab<br />
(t=5,117, p=0,000). Ein fast identisches Muster ist auch bei Männern festzustellen, so dass es nicht verwunderlich<br />
erscheint, dass sich generell keine signifikanten Unterschiede zwischen der weiblichen und männlichen<br />
Population der jeweiligen Herkunftsgruppen zeigen (t=0,665; p=0,506).<br />
Weiterführende multivariate Analysen (Tab. 14.1.2) bestätigen die naheliegende Vermutung, dass die schriftliche<br />
Ausarbeitung eines Geschäftsplans vor allem dann eine Rolle spielt, wenn die Gründung mit Hilfe externer<br />
Kapitalgeber durchgeführt wurde. Hier steigt die Wahrscheinlichkeit auf das Doppelte. In nur leicht schwächerer<br />
Stärke gilt dieser Befund auch <strong>für</strong> Gründer/innen, deren Versuch einen Kredit zu erhalten gescheitert ist.<br />
Außerdem muss von einem entscheidenden Einfluss des formalen Bildungsniveaus ausgegangen werden:<br />
220 Witt/ Merz 2005.<br />
221 Jungbauer-Gans/ Preisendörfer 1992; Delmar/ Shane 2003; Willer 2007.<br />
222 Karlsson/ Honig 2008.<br />
59<br />
deutsch<br />
33