Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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Typisch <strong>für</strong> die Unternehmerinnen ist, dass sie sich im Vorfeld der Gründung umfangreiche Informationen besorgt<br />
haben und damit gut vorbereitet waren. So haben viele von ihnen spezifische Seminare besucht, öffentliche<br />
Informationsstellen wie IHK, Bürgerbüro, Finanzamt, Agentur <strong>für</strong> Arbeit u.ä. aufgesucht und berufsspezifische<br />
Informationen angefordert (z.B. über Berufsverband). 21 Trotzdem konnten nicht alle Informationswünsche<br />
zur Zufriedenheit der Gründerinnen erfüllt werden. Die folgenden zwei Statements bezüglich des Beratungs-<br />
und Informationsbedarfs während der Gründung dokumentieren dies. 22<br />
„Ich hätte mir Informationen zur Vor-, Gründungsphase und allgemeine Informationen speziell <strong>für</strong> Frauen<br />
gewünscht. Leider gab es aber keine Informationen, die mir geholfen hätten. Allein die Leistungen des<br />
Berufsverbandes waren mir hilfreich. Bei der Kreditvergabe hätte ich mir eine umfassendere Beratung durch<br />
die Mitarbeiter der Bank gewünscht und mehr Unterstützungsleistungen. Ich wurde zwar über mögliche<br />
Förderprogramme, wie zum Beispiel der KfW, kurz informiert. Eine eingehende Beratung oder Hilfestellung<br />
habe ich jedoch grundsätzlich nicht erhalten. Eine bessere Beratung und mehr Unterstützung hätte <strong>für</strong> mich<br />
eine große Entlastung bedeutet.“ 23<br />
„Ich hätte mir mehr praxisbezogene Informationen gewünscht. Zum Beispiel was macht man, wenn die Gäste<br />
eine Stunde auf ihr Essen warten müssen? Oder wie ist es mit der Haftung, wenn einem Gast was passiert?“ 24<br />
Wichtig sind einigen Unternehmerinnen auch berufliche Kontakte, die sie <strong>für</strong> berufsbezogene Informationen<br />
und zur Anbahnung von Geschäftskontakten nutzen. In dieser Hinsicht scheint ein besonderer Bedarf der<br />
Gründerinnen zu bestehen – nämlich der Erfahrungsaustausch mit anderen Gründer/innen und Menschen,<br />
die in ähnlichen Bereichen tätig sind.<br />
„Des Weiteren habe ich mit Kollegen im Krankenhaus Informationen ausgetauscht. Ein entscheidender Punkt<br />
dabei war, dass ich sehr gute persönliche Kontakte zu Erzieherinnen in Kindergärten und Ärzten hatte. Dies war<br />
sehr wichtig <strong>für</strong> den Erfolg meines Unternehmens.“ 25<br />
„Von Vorteil wäre es mit Sicherheit gewesen, sich mit Menschen auszutauschen, die schon bereits in diesem<br />
Beruf tätig sind oder aber ebenfalls mit dem Gedanken spielen, sich in diesem Tätigkeitsbereich selbständig<br />
zu machen.“ 26<br />
Ein Blick auf die Entwicklung der Unternehmen seit ihrer Gründung zeigt, dass alle recht erfolgreich verlaufen.<br />
Bei der Bewertung des Erfolgs sollte die individuelle Erfolgsbewertung der Frauen berücksichtigt werden.<br />
Hier zeigt sich nämlich, dass durchweg alle Unternehmerinnen ein vom klassischen ökonomischen<br />
Erfolgsverständnis (z.B. Umsatzwachstum, Gewinnsteigerung, Rendite) abweichendes Zielsystem haben.<br />
Korrespondierend mit den vorherrschenden Gründen <strong>für</strong> die <strong>Selbständig</strong>keit (Pull-Faktoren), nennen die Frauen<br />
persönliche Zufriedenheit als wichtiges Indiz <strong>für</strong> Bestätigung und Erfolg, ohne dabei wirtschaftliche Ziele aus<br />
den Augen zu verlieren. Zudem betonen viele, wie wichtig es ihnen ist, auch ihre Kunden zufrieden zu stellen.<br />
„Am Anfang hatte ich keine Ziele, dass ich sagte, ich will Millionärin werden oder so. Ich wollte etwas <strong>für</strong> mich<br />
schaffen. Ich wollte nicht mehr nur Gelegenheitsjobs machen.“ 27<br />
„Beruflicher Erfolg ist <strong>für</strong> mich wichtig, da er mich stärkt. Unter beruflichem Erfolg verstehe ich finanziellen<br />
Erfolg und finanzielle Unabhängigkeit sowie Zufriedenheit im Beruf und mit meiner Arbeit.“ 28<br />
„Zu Beginn stand <strong>für</strong> mich eine gewisse Selbstbestätigung im Vordergrund. Im Laufe der Zeit hat sich das geändert.<br />
Mittlerweile ist es mir wichtig, dass ich mit meiner Arbeit etwas bewegen kann. Das heißt meine Arbeit<br />
soll sinnvoll sein, sowohl <strong>für</strong> mich als auch <strong>für</strong> meine Kunden.“ 29<br />
21 In diesem Punkt weichen die Erfahrungen von Beratungsinstitutionen deutlich von den hier vorgelegten Ergebnissen ab, was an der<br />
Positivauswahl liegen dürfte. Auf Nachfrage erklärten Berater, dass Migranten bzw. Migrantinnen eher selten Beratungen in Anspruch<br />
nehmen, und oftmals schlecht vorbereitet seien.<br />
22 Bei Haber (2008a) geben Frauen häufiger als Männer Probleme bei der Suche nach Beratern an.<br />
23 Vgl. Interview 10.<br />
24 Vgl. Interview 3.<br />
25 Vgl. Interview 10.<br />
26 Vgl. Interview 11.<br />
27 Vgl. Interview 1.<br />
28 Vgl. Interview 10.<br />
29 Vgl. Interview 11.<br />
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