Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26<br />
Es war klar, dass diese Anforderungen nicht alle gleichzeitig von ein und derselben Datenquelle zu erfüllen sind,<br />
weshalb auf einen Datenkranz aus drei sich als geeignet erweisende Ressourcen zurückgegriffen werden musste.<br />
Dazu zählen zum einen Daten der amtlichen Statistik und damit verbunden auch Wissenschaftsdaten (scientific<br />
use files) und zum anderen Daten, die eigens <strong>für</strong> die Untersuchung erhoben wurden. Auf diese Daten, die<br />
damit verbundenen Vor- und Nachteile sowie auf die Indikatoren, die sie bieten, wird in den beiden folgenden<br />
Abschnitten eingegangen.<br />
3.2 Daten der amtlichen Statistik<br />
Mikrozensusdaten<br />
Unter allen amtlichen und wissenschaftsbezogenen Daten bietet der Mikrozensus eines der größten<br />
Analysepotenziale gepaart mit der Möglichkeit, ein breites Spektrum an verschiedenen Migranten- und<br />
Erwerbsgruppen einzubeziehen. Der jährlich von den Statistischen Landesämtern durchgeführte Mikrozensus<br />
gilt als beste Repräsentativstatistik zur Beobachtung von Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Er umfasst als<br />
Flächenstichprobe 1% aller Haushalte in Deutschland. Es nehmen rund 370.000 Haushalte und damit etwa<br />
820.000 Personen an der verpflichtenden Befragung teil.<br />
Der Mikrozensus bietet eine Reihe soziodemografischer Variablen, die zur Beschreibung und Analyse der Struktur<br />
und Entwicklung von Migrantenselbständigkeit unerlässlich sind (Alter, Geschlecht, Beruf, Aufenthaltsdauer,<br />
Zugehörigkeit zur ersten/zweiten Generation) sowie ökonomische Merkmale (Einkommen, Wirtschaftszweig,<br />
Arbeitsvolumen). Seine Begrenzung liegt jedoch im Mangel an betrieblichen Indikatoren (wie Investitionen,<br />
oder Ausbildungsbeitrag usw.). Dagegen liegen umfangreiche Informationen über beruflich <strong>Selbständig</strong>e vor.<br />
Der Mikrozensus erfasst seit 2005 nicht nur Ausländer, sondern auch Deutsche mit Migrationshintergrund.<br />
Damit sind nicht nur Zuwanderer im eigentlichen Sinne, sondern alle Personen enthalten, die mit „Migration“<br />
in Verbindung gebracht werden (Ausländer, Eingebürgerte, Vertriebene, Aussiedler und Asylbewerber). Durch<br />
die Zuordnung zur (früheren) Staatsangehörigkeit ist eine Unterscheidung nach einzelnen Herkunftsgruppen<br />
möglich.<br />
Das ifm Mannheim verfügt über die Mikrodatenfiles (scientific use files) mehrerer Erhebungsjahre, wodurch<br />
auch aufwändige und fortgeschrittenere Datenanalysen möglich sind. Ferner wurden einzelne Berechnungen<br />
mittels „Fernrechnen“ bei den Statistischen Ämtern durchgeführt. Zusätzlich wurde aber auch auf die<br />
Aggregatdaten der Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW - zuvor LDS) zurückgegriffen.<br />
Gewerbeanzeigenstatistik<br />
Um neben dem <strong>Selbständig</strong>enbestand auch das Gründungsgeschehen bemessen zu können, wird auf die<br />
Gewerbeanzeigenstatistik zurückgegriffen. Als Gewerbe gilt jede selbständige Tätigkeit, die auf Dauer angelegt<br />
ist und mit der Absicht der Gewinnerzielung betrieben wird. Nach der Gewerbeordnung sind alle natürlichen<br />
und juristischen Personen und Personengesellschaften, die ein Gewerbe aufnehmen, übergeben oder aufgeben,<br />
anzeigepflichtig. Im Gegensatz zum Mikrozensus werden nicht die Bestandszahlen von <strong>Selbständig</strong>en<br />
ausgewiesen, sondern nur die Zu- und Abgänge. Allerdings sind Gründungen in bestimmten Bereichen (z.B.<br />
Landwirtschaft, Freie Berufe) von der Anzeigepflicht ausgenommen.<br />
Zur genaueren Identifizierung von Gründungen ist eine Differenzierung der Meldedaten nach sog.<br />
„Neuerrichtungen“ erforderlich, da nicht jede Gewerbemeldung einen neuen Betrieb oder eine neue Existenz<br />
repräsentiert, sondern auch Verlagerungen und Übernahmen gemeldet werden. Eine Übernahme kann unter<br />
Umständen eine Existenzgründung bedeuten, aber nicht unbedingt einen neuen Betrieb. Bei Neugründungen<br />
wird seit 2003 zwischen Individual- und Betriebsdaten getrennt und die personenbezogenen Daten werden<br />
zusätzlich nach Geschlecht differenziert. Zudem wird nach verschiedenen Gründungsarten bzw. nach wirtschaftlich<br />
relevanten sog. „echten“ Betriebsgründungen und sonstigen Neuerrichtungen unterschieden,<br />
wodurch zumindest teilweise eine qualitative Bewertung des Gründungsgeschehens möglich ist. Da nicht<br />
jede Gewerbemeldung auch tatsächlich zur einer nachhaltigen selbständigen Tätigkeit führt und nicht jede<br />
Geschäftsaufgabe gemeldet wird, ist davon auszugehen, dass die Daten das tatsächliche Gründungsgeschehen<br />
möglicherweise überschätzen.